Essen. Essener bleiben nach hart erkämpftem 1:0 gegen Rödinghausen Tabellenführer. Aber erst in Hälfte zwei hatten Gastgeber richtige Einstellung.

Natürlich war auch dieser Dreier - wie alle anderen auch - wichtig für Rot-Weiss Essen auf dem Weg zum ersehnten Aufstieg. Preußen Münster, nur einer von drei vielleicht vier Konkurrenten im Titelkampf, hatte am Tag zuvor mit einem 1:0-Sieg gegen SC Wiedenbrück vorgelegt und die Tabellenspitze erobert. RWE war am Zug und erfüllte mit dem ebenso knappen 1:0-Erfolg über SV Rödinghausen die Erwartungen. Doch es fiel den Rot-Weissen in diesem Duell verdammt schwer, die passende Antwort zu finden..

Die Essener wussten, was sie erwartet. Nicht nur, weil sie sich eigentlich immer gegen diese Mannschaft aus Ostwestfalen schwertun und sogar über die Jahre gesehen eine Negativbilanz gegen Rödinghausen haben. Darüber hinaus war der Gast in den vergangenen Wochen äußerst formstabil und hatte nur zwei Punkte weniger geholt als der Titelaspirant.

Rot-Weiss Essen trifft auch selbstbewussten und robusten Gegner

Und so präsentierte sich der SVR: selbstbewusst, kompakt, laufstark und außerordentlich robust. RWE hatte große Probleme die richtige Einstellung zu finden, stellt sich aber auf die Gegebenheiten in der zweiten Halbzeit besser ein und erarbeitete sich dadurch den entscheidenden Vorteil. „Wir favorisieren klar die fußballerische Variante und haben in der ersten Halbzeit gesehen, dass wir auf diese Weise heute keine Chancen haben werden“, analysierte RWE-Trainer Christian Neidhart. „Rödinghausen war in der ersten Halbzeit sehr aggressiv und hat die Räume zugestellt.“

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Der Gäste ließen dem Widersacher keine Ruhe, keine Zeit, ein gepflegtes Kombinationsspiel aufzuziehen. „Wir haben viele Fehlpässe gehabt und unsere Spielstärke nicht auf den Platz bekommen“, gab Neidhart zu. Nach der Pause lief es etwas besser. „Ich habe in der Kabine gesagt, Jungs wir müssen Männerfußball spielen und uns reinkämpfen. Und das haben wir dann richtig gut gemacht. Wir haben Männerfußball gespielt und auch die Zweikämpfe für uns entschieden.“

Hart umkämpft: Niklas Wiemann vom SV Rödinghausen  hakt beim Essener Erolind Krasniqi nach.
Hart umkämpft: Niklas Wiemann vom SV Rödinghausen hakt beim Essener Erolind Krasniqi nach. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Platzverweis gegen Rödinghausen hilft Gastgebern

Natürlich hat der Platzverweis gegen den Rödinghauser Angelo Langer (61.) RWE geholfen, auch wenn Neidhart meinte, dass Überzahl nicht immer gleich ein Vorteil sein muss. „Weil sich defensiv beim Gegner ja zunächst nichts ändert.“ Langer hatte Isaiah Young vor dem eigenen Strafraum unfair gebremst und der Schiedsrichter ahndete es als Notbremse. „Egal ob berechtigt oder nicht, das war ein Stellungsfehler, den können wir vermeiden“, kommentierte SVR-Trainer Carsten Rump unaufgeregt.

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Eine von ganz wenigen guten Aktionen hat letztlich dieses hart umkämpfte Duell entschieden. Sandro Plechaty setzte sich am Flügel durch, dann der scharfe Pass in den Strafraum vorbei an allen Spielern, und am langen Pfosten war Cedric Harenbrock hineingelaufen und brauchte den Ball nur noch über die Linie zu befördern zum 1:0 (74.).

Was Neidhart besonders freute: „Das war gewollt und kein Zufall.“ Exakt diesen Ablauf habe man im Training geübt. „Schön, dass wir es jetzt auch umsetzen konnten.“ Und effizient war es außerdem, denn insgesamt hatte RWE davor nur eine einzige Chance durch Young, der nach schönem Solo den Außenpfosten getroffen hatte (66.).

https://www.waz.de/sport/fussball/rwe/rot-weiss-essen-hinterlaufen-ist-nicht-unser-anspruch-id233950607.html

Gäste-Trainer Rump wirkt nicht sonderlich deprimiert

Rödingshausens Trainer Carsten Rump wirkte nicht sonderlich deprimiert, kommentierte auch die Platzverweise von Langer und Andrian Bravo-Sanchez, der Dennis Grote in der Nachspielzeit (90.+4) rüde von den Beinen geholt hatte, gelassen. Ein bisschen mehr Milde oder Fingerspitzengefühl hätte er sich aber schon gewünscht.

„Für euch freut’s mich, für uns ist es ein bisschen ärgerlich“, meinte Rump entspannt. „Wir haben zwei unterschiedliche Halbzeiten gesehen. In der ersten Halbzeit waren wir gut drin, haben gut gegen den Ball gearbeitet.“ Und zwei veritable Chancen gehabt durch Daniel Flottmann, der per Kopf nur den Posten traf (29.) und Vincent Schaub (42.). Aber in Essen, angesichts der Qualität, die die Mannschaft habe, dann auch noch in Unterzahl zu spielen, sei halt auch nicht so einfach. „Ich finde es jetzt nicht schlimm, in Essen mit 0:1 zu verlieren. Da gibt es Schlimmeres. Ich bin stolz auf meine Mannschaft. wir haben leidenschaftlich gekämpft und alles reingehauen.“

Das attestierte Christian Neidhart auch seinen Spielern. „Ich bin stolz, dass wir den Kampf so angenommen haben. Am Ende war der Sieg auch verdient.“ Es werde sowieso keine spielerischen Leckerbissen mehr geben bis zu Winterpause. „Aber wir sind gut gerüstet für das nächste Spiel am Freitag in Ahlen.“ Da lässt allein der ramponierte Rasen im Wersestadion bekanntlich ebenfalls kein filigranes Kombinationsspiel zu.

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