Essen. . RWE empfängt in der Regionalliga West die zweite BVB-Mannschaft. Es geht um den Aufstieg, aber auch um eine Machtfrage im deutschen Fußball.
Das Duell klingt nach einem, das Fußballromantiker erwärmt. Rot-Weiss Essen empfängt Borussia Dortmund, zwei Traditionsvereine messen sich. Nur hat diese Erzählung einen Haken, denn die Dortmunder schicken ihre zweite Mannschaft über die A40 zur Hafenstraße. Was viele ärgert.
Schon lange brodelt ein Konflikt in den unteren Ligen um die Frage, ob die Zweitvertretungen der Profiklubs den anderen schaden, ob sie abgeschafft werden sollten. In dieser Saison wirft das Aufstiegsrennen der Regionalliga West einen grellen Lichtstrahl auf diesen Ärger. Wenn die 90 Minuten am Mittwoch (19.30 Uhr) angepfiffen werden, dann grätschen die Essener als Zweitplatzierter mit vier Punkten Rückstand und einem Spiel weniger gegen den Tabellenführer aus Dortmund um den Aufstieg über den Rasen. Ein Aufstieg, der für beide eine ganz unterschiedliche Bedeutung hätte.
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Für RWE geht es darum, den Klub wieder näher an vergangene große Zeiten zu führen. Die Borussia hingegen bastelt daran, dem eigenen Nachwuchs bessere Entwicklungsmöglichkeiten zu bescheren.
BVB-Chef Watzke kontert Sommers
„Es wäre für unsere jungen Talente noch mal eine bessere Plattform. Sie können sich unter Profibedingungen beweisen“, sagt BVB-Sportdirektor Michael Zorc. Der Frust darüber vom RWE-Vorstandsvorsitzenden Marcus Uhlig lässt sich zwischen den Zeilen ablesen. Nach außen gibt er sich diplomatisch, wenn er erklärt: „Alle Aktivitäten des BVB sind auf den Aufstieg in die Dritten Liga ausgerichtet. Das ist eine interne, strategische Entscheidung des Konzerns Borussia Dortmund.“
Wesentlich deutlicher wird da Hajo Sommers, Präsident von Rot-Weiß Oberhausen, sein Klub steht auf Platz sechs der Regionalliga West. Er fände einen BVB-Aufstieg „scheiße“. Es sei eine Ungerechtigkeit, schimpft Sommers, „die U23-Teams gehören nicht in den Spielbetrieb. Die bringen kein Geld, da sie in der Regel keine Fans mitbringen.“ Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kontert: „Wir von Borussia Dortmund haben an den Problemen von Rot-Weiß Oberhausen wahrscheinlich den geringsten Anteil. Unsere zweite Mannschaft benötigt Spielpraxis. Wir versuchen gerade in die 3. Liga aufzusteigen und hoffen, dass uns dies gelingt.“
Derzeit tummeln sich fünf zweite Mannschaften in der Regionalliga West. In der kostspieligeren 3. Liga mischt nur die Reserve des FC Bayern mit. „Es ist teurer, wir müssten noch den einen oder anderen Eckpfeiler verpflichten. Aber wir würden den Weg mit jungen Spielern weitergehen“, berichtet Zorc. Der Dortmunder Personaletat in der Regionalliga liegt bei rund vier Millionen Euro. Rot-Weiss Essen nimmt 3,5 Millionen auf sich. Eine Klasse höher müssten wohl mindestens zwei weitere Millionen draufgepackt werden. Da ist es kein Zufall, dass diesen Schritt nur die zwei größten deutschen Profivereine planen. Der FC Bayern ärgerte sich sogar darüber, nicht in die Zweite Liga aufsteigen zu dürfen, nachdem der Nachwuchs vergangene Saison auf Platz eins gestürmt war.
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In zwei europäischen Ländern wäre dies sogar erlaubt. In Spanien. Und in Italien. In England existiert stattdessen ein eigener Wettbewerb für alle Zweitvertretungen. Dieses Format favorisiert auch RWO-Chef Hajo Sommers. Seine Alternative wäre, „dass sie bei uns mitspielen und nicht aufsteigen dürften“. Zudem sollten die Profivereine die anderen Klubs entschädigen. „Wir sind für die nur Sparringspartner. Wer sich den einlädt, sollte ihn auch bezahlen.“
DFB hofft auf Reserveteams
Im Nachwuchsbereich des Deutschen Fußball-Bundes hofft man in jedem Fall, dass kein weiterer Profiklub seine zweite Mannschaft aufgrund der Kosten abmeldet. Einige haben dies schon getan – zum Beispiel Bayer Leverkusen und RB Leipzig. „Aus meiner Sicht war einer der größten Fehler, dass es seit 2014 nicht mehr verpflichtend ist, eine U23-Mannschaft zu haben, in der Nachwuchsspieler auf Einsatzzeit kommen. Für die Entwicklung der Talente ist es sicher auch förderlich, am Tivoli in Aachen oder in Essen gegen Erwachsene zu spielen“, erklärt Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter der U-Nationalmannschaften.
Und am Mittwoch? „Das Spiel gegen Essen wird sicherlich sehr wichtig sein“, meint Sebastian Kehl, Leiter der BVB-Lizenzspielerabteilung. „Aber es wird so oder so bis zum Ende ein harter Kampf in dieser verrückten vierten Liga.“ Und genau davon sollen auch die Dortmunder Talente profitieren.