Essen. Rot-Weiss Essen geht als Wintermeister in die kurze Weihnachtspause der Regionalliga. Trainer Christian Neidhart zieht eine Zwischenbilanz.
Er ist schon jetzt einer der erfolgreichsten Trainer der Vereinsgeschichte von Rot-Weiss Essen. Christian Neidhart (52) ist in der Regionalliga West als RWE-Trainer immer noch ungeschlagen. Der Fußballlehrer blieb mit seinem Team nicht nur in den 20 Ligaspielen in Folge ohne Niederlage, sondern steht auch im DFB-Pokal-Achtelfinale. Zudem kann man natürlich noch die Erfolge im Niederrheinpokal dazurechnen. Eine Wahnsinns-Bilanz, ein neuer Rekord: Damit löste Neidhart Jürgen Röber ab, der es auf 20 Pflichtspiele ohne Niederlage in Serie brachte.
RevierSport hat mit dem gebürtigen Braunschweiger Neidhart über seine ersten sechs Monate bei RWE gesprochen.
Christian Neidhart, 20 Spiele und 50 Punkte. Wie fällt Ihr Hinrunden-Fazit aus?
Das Fazit fällt natürlich sehr positiv aus. Wer 50 Punkte aus 20 Spielen holt, der muss eine gute Halbserie gespielt haben. Ich denke, dass man normalerweise mit so einem Punkteschnitt auch aufsteigt. Aber dieses Jahr gibt es eben zwei Mannschaften, die sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern.
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Und dann waren da ja noch die DFB-Pokalspiele gegen Bielefeld und Düsseldorf. RWE steht nach 13 Jahren das erste Mal wieder im Achtelfinale. Wahnsinn, oder?
Ja, das ist sensationell. Dass, was die Jungs in diesen Spielen rausgehauen haben, macht mich stolz. Für den Verein sind die Pokaleinnahmen in Zeiten der Corona-Pandemie natürlich auch sehr wichtig. Mal schauen, welcher Gegner uns nun zugelost wird. Wir sind gespannt und freuen uns schon auf das Achtelfinale.
Hand aufs Herz: Als Sie in Essen angetreten sind, sagten Sie, dass Sie RWE in die 3. Liga führen wollen. Haben Sie gedacht, dass es so gut laufen würde?
Das ist schwer zu sagen. Natürlich habe ich gehofft, dass es sehr gut läuft. Doch diese Bilanz ist schon außerordentlich gut. Wir haben uns eine richtig gute Ausgangsposition verschafft. Mehr aber auch noch nicht. Wir müssen diese Runde im Jahr 2021 bestätigen.
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Warum läuft es bei Rot-Weiss Essen aktuell so gut?
Ich war von Beginn an überzeugt, das alles passt. Die Gespräche mit den Verantwortlichen waren wirklich überragend. Wir waren da sofort auf einer Wellenlänge. Das hat mir und auch RWE ein unheimlich gutes Gefühl gegeben. Und dieses hat sich bis zum heutigen Tag nicht verändert. Jörn Nowak und Marcus Uhlig haben den Verein so aufgestellt, dass es für jeden Trainer ein Vergnügen sein muss, hier zu arbeiten. Es macht großen Spaß, bei RWE zu arbeiten.
Was freute Sie in der Hinrunde am meisten?
Dass wir so stabil durch die Serie gegangen sind. Das hat schon gut geklappt. Zudem haben wir es geschafft, alle Mann bei Laune zu halten. Wir haben viele Stammspieler-Kandidaten, die weniger im Kader standen oder weniger Einsatzzeit bekamen. Aber auch sie haben weiter immer Vollgas gegeben und versucht, sich aufzudrängen. Natürlich ist es nicht immer einfach, den Jungs zu erklären, warum sie nicht dabei sind. Aber Siege sind die besten Argumente für einen Trainer, um seine Aufstellung zu erklären. Zum Glück haben wir einige Siege eingefahren.
Gibt es überhaupt Dinge, die Ihnen bisher nicht gefallen haben?
Der Trainingsplatz ist schlecht. Das muss man mal so deutlich sagen. Wir müssen auf einem unterdurchschnittlichen Untergrund trainieren. Da haben wir als Verein noch Nachholbedarf. Das hat mir schon im Sommer nicht gefallen. Als wir dann in Herzlake im Trainingslager waren, da war der Platz im Vergleich zu unserem um Welten besser. Aber ich weiß auch, dass wir in der Liga auf schlechten Plätzen spielen müssen - wie in Homberg oder Lotte. Bisher ist unsere Taktik immer aufgegangen und wir haben die Bedingungen angenommen und unsere Punkte eingefahren.
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Nach sieben Jahren in Meppen: wie fühlen sich denn nun sechs Monate Essen an?
Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Aber das Stadion kenne ich schon und weiß, was hinter jeder Tür los ist (lacht). Aber wirklich: Ich frage mich schon oft, wo ist eigentlich die Zeit geblieben? Das waren wohl die schnellsten sechs Monate meines Lebens. Es war und ist natürlich eine ganz spezielle Situation aufgrund der Corona-Pandemie. Bis auf das Stadion habe ich noch nicht viel von RWE erlebt - leider.
Sie haben wohl hier die Fans im Kopf...
Ja, natürlich. Das ist ja auch ein Punkt, warum ich und einige Spieler zu Rot-Weiss Essen gekommen sind. Jeder von uns weiß doch, was hier los ist oder abgehen kann. Ich wäre schon neugierig, wie es ist, vor Zuschauern zu spielen. Ich würde es allen voran unseren Spielern gönnen, vor diesem Essener Publikum zu spielen. Gegen Düsseldorfs U23, vor 5000 Zuschauern, haben wir schon einen kleinen Vorgeschmack bekommen, was hier los sein kann. Das hat mir schon imponiert. Ich kann es kaum erwarten, bis die Leute wieder ins Stadion kommen und die Mannschaft nach Siegen feiern.
Sie haben ja ein Instagram-Profil. Haben Sie da Kontakt mit einigen RWE-Fans?
Nein. Ich bin kein Typ, der sich über die Sozialen Medien profilieren will. Im Gegenteil: eigentlich wollte ich dieses Profil auf Instagram löschen. Ich konzentriere mich auf das Wesentliche und will einfach nur das Beste aus der Mannschaft holen. Wenn die Fans, die Arbeit dann honorieren, dann ist es natürlich schön. Aber ich weiß auch, wie das Geschäft funktioniert, wenn es nicht läuft. Das ist immer ein schmaler Grad - egal, bei welchem Verein. So funktioniert das Fußballgeschäft.
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Wie lange bekommen die Spieler frei und worauf freuen Sie sich am meisten an Weihnachten?
Die Jungs schicken wir vom 24. bis zum 3. Januar in die kurzen Ferien. Am 4. Januar sehen wir uns dann wieder. Ich habe mich gefreut, dass wir Weihnachten mit meiner Frau und unseren Kindern sowie ihren Partnern verbringen können und zusammen sitzen, lachen reden, die Zeit genießen. Aber aufgrund des harten Lockdowns müssen wir da auch Veränderungen vornehmen. Das ist wirklich ärgerlich, denn ich habe mich sehr gefreut. Aber wir leben in solchen Zeiten und dann kann man leider nichts machen und muss sich an Regeln halten.
Haben Sie eigentlich Weihnachts-, heißt: Spielerwünsche an Jörn Nowak?
Ich war brav, vielleicht hat der Weihnachtsmann ja etwas für mich (lacht). Im Fußball ist es doch so: Da wird mit dem Startschuss der Saison schon die neue Serie geplant. Man plant immer. So ist das auch bei uns, bei Rot-Weiss Essen. Vielleicht werden wir Spieler verpflichten, vielleicht auch nicht. Wir beobachten den Markt und werden sehen, was sich ergibt. Es ist aber durchaus möglich, dass wir schon mit einem Transfer auf den Sommer vorgreifen.
Werden Spieler auch Rot-Weiss Essen verlassen?
Wir werden keinen Spieler über den Jordan schicken, keiner muss bei uns um seinen Job bangen, wenn er bis zum 30. Juni 2021 an den Verein gebunden ist. Klar ist aber auch, dass es Spieler gibt, die mit Sicherheit mit ihrer Situation nicht zufrieden sind. Wenn sie auf uns zukommen, dann sind wir auch gesprächsbereit und hören uns alles an.
Was ist das Ziel für die Rückrunde?
Das Maximale rauszuholen und unser Ziel Aufstieg zu realisieren.