Essen. Das geplante Winter-Trainingslager des Fußball-Regionalligisten in Belek schlägt bei den RWE-Fans hohe Wellen. Der Verein erwägt einen Plan B.
Unverständnis, Wut und Sicherheitsbedenken - so reagieren die meisten der Essener Anhänger in den sozialen Medien auf die Entscheidung des Viertligisten, ins Trainingslager in die Türkei zu fliegen. "Nicht euer Ernst? Belek?" oder "Da hätte man durchaus mehr Umsicht bei der Auswahl walten lassen können", lauten noch die harmloseren Kommentare auf Facebook. Andere werden da schon drastischer: "Viel Spaß in der Erdogandiktatur. Unfassbar" oder "Zum kotzen" heißt es.
Viele Fans machen sich aber auch einfach Sorgen, was die Sicherheit betrifft. "Ich hoffe, dass alle wieder zurückkommen", ist auf Facebook zu lesen, ebenso folgender Beitrag: "Aufgrund der Sicherheitslage in den kommenden Monaten, ist davon nur abzuraten." So wären Ziele in Spanien, Portugal und Griechenland doch die sicherere Variante.
Drei wesentliche Gründe für die RWE-Entscheidung
Nicht zuletzt durch die jüngsten Meldungen, wonach die Türkei an diesem Mittwoch in Syrien eine militärische Offensive startete, kam der Zeitpunkt der Nachricht auch etwas unglücklich. Das bestätigte die RWE-Führung um den Vorstandsvorsitzenden Marcus Uhlig und Sportdirektor Jörn Nowak am Mittwochabend im Gespräch mit RevierSport. "Das ist eine unglückliche Duplizität der Ereignisse", fasste Uhlig zusammen.
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Der RWE-Boss betonte allerdings auch, dass die Planung eines solchen Trainingslagers keine Sache von wenigen Tagen, sondern ein Prozess über Wochen sei. Gemeinsam mit der Sportberatungs-Agentur Onside sei lange diskutiert worden, welche Möglichkeiten es im Winter gibt.
"Es ist der unbedingte Wille aller, dass wir ein Trainingslager absolvieren", betonte Uhlig auch mit Blick auf den Meisterschaftskampf in der Regionalliga West. Eine hochprofessionelle Vorbereitung würde bei dem Vorhaben helfen, in Belek wäre eine Woche Training auf Naturrasen garantiert - anders als in der Heimat.
Viele Fans von Rot-Weiss Essen wollen mitreisen
Allerdings gaben sowohl Uhlig als auch Nowak zu, dass die neueste Entwicklung in der Türkei ihnen durchaus Sorgen bereite. "Das zwingt uns, unseren gesamten Plan noch einmal neu zu denken. Die Situation ist aus menschlichen Gründen beunruhigend", sagte Uhlig. Diese Entwicklung sei aber nicht vorhersehbar gewesen.
Gemeinsam mit der Agentur will die RWE-Führung nun in den nächsten Tagen ein mögliches Plan-B-Szenario durchdenken. "Aber auch das wird kein Prozess von zwei Tagen sein", so Uhlig. Explizit wiesen Uhlig und Nowak auch darauf hin, dass das nicht im Umkehrschluss bedeute, dass die Essener im Winter nicht nach Belek fliegen. "Bei einer Alternative müssten etliche Bedingungen erfüllt sein", betonte der 48-Jährige.
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Die frühzeitige Bekanntgabe des geplanten Trainingslagers hätte im Übrigen auch damit zusammengehangen, dass bereits viele Sponsoren und Fans beim Verein nachfragten, ob ein Trainingslager geplant sei. RWE wollte ihnen damit die Möglichkeit geben, frühzeitig eine Mitreise zu planen.
Drei Argumente sprechen vor allem für Belek
Zur politischen Situation in der Türkei wollten Nowak und Uhlig keine Stellungnahme abgeben. Ursprünglich waren vor allem drei Argumente dafür ausschlaggebend gewesen, dass die Wahl auf Belek gefallen ist. So seien die Trainingsbedingungen laut Nowak "optimal". Zudem startet RWE nur eine Woche nach Ende des Trainingslager vom 13. bis zum 19. Januar schon wieder in die Rückserie. "Da dürfte die Akklimatisierung nach der Rückkehr nicht so schwer fallen", sagte Nowak. In Spanien etwa herrschten im Winter nämlich bisweilen schon deutlich höhere Temperaturen als in Belek, wo es meist angenehme Temperaturen um die 15 Grad hat. Hauptargument ist allerdings wie so häufig natürlich das Geld. "Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist einfach dort am besten", sagt der 33-Jährige.
Ein Trainingslager in Spanien oder Portugal wäre im Vergleich zur Türkei beinahe doppelt so teuer. Auch deshalb hatte sich das Führungstrio um Uhlig, Nowak und RWE-Trainer Christian Titz schließlich auf Belek geeinigt - auch wenn alle drei ursprünglich eine andere Präferenz hatten. Womöglich ist in dieser Geschichte nun aber doch noch nicht das letzte Wort gesprochen.