Essen. Rödinghausen und Rot-Weiss Essen zählen zu den Favoriten in der Regionalliga. Für die Rot-Weissen wird das Duell zur Nagelprobe.
Es läuft bei den Rot-Weissen. Sie sind optimal aus dem Startblock gekommen und haben sich gleich an die Spitze der Regionalliga gesetzt. Das Team hält zusammen, wirkt geschlossen und man weiß mittlerweile, was man kann. Dieses Selbstbewusstsein wurde auch nicht von der Auslosung im Verbandspokal erschüttert. Bereits in Runde zwei kommt es zum Duell mit dem Drittligisten KFC Uerdingen, ein Treffen, das locker als Finale durchgehen würde. „KFC Uerdingen ist natürlich ein Brett. Aber wir können es sowieso nicht ändern und nehmen es, wie es kommt“, sagt RWE-Sportdirektor Jörn Nowak. „Das ist eine spannende Aufgabe. Aber in einem Spiel ist immer alles möglich.“
Alles möglich, das trifft auch auf die Aufgabe an diesem Samstag zu, die aber schon eine Art Nagelprobe ist. Denn vertraut man den Experten, dann treffen in der Provinz mit Rödinghausen und RWE zwei Favoriten im Titelrennen aufeinander (14 Uhr, Häcker-Wiehenstadion).
Trainer Christian Titz zeigt großen Respekt vor dem Gegner
Zwar gibt es auch diesmal nur drei Punkte zu gewinnen, doch es geht wohl auch darum, ein bisschen mit den Muskeln zu spielen: „Seht nur her, wer der Stärkere ist.“ Wenn RWE-Cheftrainer Christian Titz über Rödinghausen spricht, ist der Respekt nicht zu überhören. „Ich habe zwar noch nicht alle Mannschaften gesehen, aber ich zähle Rödinghausen mit Borussia Dortmund schon zu den stärksten Teams der Liga. Meines Erachtens ist es eine Top-Mannschaft, sehr kompakt, physisch stark, mit hohem, aggressiven Pressing und guten Spielern.“
Gastgeber besitzen Erfahrung und Klasse
Vor allem im Umschaltspiel und bei Standardsituationen habe der Gastgeber viel Qualität. RWE wird freilich darauf vorbereitet sein. Doch manchmal hilft einem selbst die gewissenhafte Vorbereitung nicht weiter. Der Bundesligist SC Paderborn wusste auch um die Klasse des SV Rödinghausen und kam im DFB-Pokal gegen den Außenseiter trotzdem gehörig in Verlegenheit. Zweimal lag SVR mit zwei Toren zurück, zweimal kam der Außenseiter urück, glich zum 3:3 aus und unterlag erst im Elfmeterschießen mit 2:4.
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Klar, man kann sich auf die Prüfung vorbereiten, aber oft sind die taktischen Finessen der Schlüssel zum Erfolg. Vermutlich werden die Rödinghauser offensiver auftreten als gegen Paderborn. Aber setzen die Hausherren auf Dominanz oder vertrauen sie gegen RWE ihrer Kompaktheit, ihrem Umschaltspiel und den gefährlichen Angreifern? Auch Christian Titz weiß es nicht, findet aber dieses Vorspiel, diese Ungewissheit irgendwie auch reizvoll: „Auf so ein Duell auf Augenhöhe freut man sich auch als Trainer.
Bilanz gegen SVR könnte Essener Vorfreude etwas trüben
„Individuell hat Essen den bestbesetzten Kader der Liga“, meint wiederum SVR-Coach Enrico Maaßen ebenso respektvoll, lässt aber durchblicken, dass er auch sein Team in der Tabelle vorn erwartet. Kein Wunder nach Rang drei in der Vorsaison.
Ein Blick in die Bilanz könnte die Vorfreude der Gäste etwas trüben, denn Rödinghausen darf man getrost als Angstgegner bezeichnen. Die Essener Ausbeute ist mies, von zehn Vergleichen hat RWE in den letzten Jahren nur zwei gewonnen, aber fünf verloren.
Im Vorjahr war Spiel in Rödinghausen ein Mentekel
2018 startete Rot-Weiss im Wiehenstadion in die Saison und unterlag mit 1:2. Es war ein Mentekel. Mit der ersten Aktion riss sich Hoffnungsträger Kevin Freiberger das Kreuzband, niemand ahnte, dass es der Auftakt einer unglaublichen Verletzungsmisere war. Die Essener gerieten in Rückstand, erzwangen den Ausgleich und wurden ausgekontert. Mit der letzten Aktion traf Marcel Platzek damals freistehend den Innenpfosten, ein überraschter Enzo Wirtz setzte den Abpraller aus zwei Metern daneben. Es fehlte Fortune, aber das ist ja an die Hafenstraße zurückgekehrt.
Dreimal in Folge hat Rot-Weiss nun 2:1 gewonnen. Nein, es sei kein Ergebnis nach Drehbuch, sagt Jan-Lucas Dorow, der Siegtorschütze gegen Köln. „Wir würden gern mal zu Null spielen, aber solange wir gewinnen, ist das auch egal.“ Na ja, der Chef sieht es etwas anders: „Boah“, stöhnt Christian Titz, „der Rückstand muss dauerhaft nicht sein.“ In der Tat, besser wäre es.