Essen. . Auf der Mitgliederversammlung von Rot-Weiss Essen wurde relativ wenig diskutiert. Sponsor Sascha Peljhan löst Frank Kurth im Aufsichtsrat ab.
Es war eine Saison zum Vergessen, das haben die Rot-Weissen hinlänglich thematisiert. Ob Nachwuchs oder Erste Mannschaft, ein Reinfall auf allen Ebenen. Und die RWE-Verantwortlichen gaben sich bei der Mitgliederversammlung in der Messe Essen auch alle Mühe, die ganzen Enttäuschungen der abgelaufenen Spielzeit nicht noch einmal breitzutreten. Abhaken, Umbruch, Neustart.
Entsprechend spärlich fielen bei der vierstündigen Sitzung die Bilanzen aus den sportlichen Bereichen aus. Jürgen Lucas steht ja auch nicht mehr als Sportdirektor in der Verantwortung. Er saß zwar im Auditorium, doch den Mitgliedern brauchte er ebenso wenig zu berichten wie sein Nachfolger Jörn Nowak. Immerhin wurde kurz über Lucas gesprochen.
Viel Beifall für den ehemaligen Sportdirektor Jürgen Lucas
Als der Vorstandsvorsitzende Marcus Uhlig ihn begrüßte, brandete erstmals Beifall auf. Die Mitglieder wissen es halt zu schätzen, dass in diesem Mann ein rot-weisses Herz schlägt. Doch ob er noch einen Job bei RWE bekommt, ist weiterhin offen. „Ich bin mir sicher, dass wir eine vernünftige und passende Lösung finden werden“, versicherte Uhlig. Allerdings liegt diese Personalie mittlerweile schon zwei Monaten auf seinem Tisch.
Zum zweiten Mal gab’s herzlichen Applaus, als Frank Kurth aus dem Aufsichtsrat verabschiedet wurde. Die RWE-Ikone arbeitet künftig im Vertrieb des Vereins. Seinen Posten im Aufsichtsgremium übernimmt Sascha Peljhan, der den Viertligisten als strategischer Partner zur Seite steht und mit einem niedrigen siebenstelligen Betrag unterstützt. Das sei „formell ein Darlehen, eine Absicherung. Wir tilgen nur aus überplanmäßigen Erträgen. Also aus Erträgen, die wir in der Saisonplanung nicht einkalkuliert haben.“ Gedeckelt sind die Rückzahlungen bei maximal 60.000 Euro, in der 3. Liga bei maximal 150.000 Euro.
Frank Kurth wechselt vom Aufsichtsrat in den Vertrieb
„Ich habe Marcus Uhlig letztes Jahr kontaktiert, als die Saison gelaufen war, weil ich wissen wollte, wie es weitergeht. Wirtschaftlich ist der Verein solide, ich wollte einen Beitrag leisten, dass der Verein ins Risiko gehen kann und um ein Team aufzubauen, mit dem die Chancen erhöht werden“, schilderte Peljhan. In vielen Gesprächen sei dann das Konzept entstanden. „Mein Wunsch war anfangs, dass es überhaupt nicht öffentlich wird.“ Er sei schließlich gefragt worden, ob er im Aufsichtsrat mitarbeiten wolle, Teil der Verhandlungen sei es aber nicht gewesen.
Bei der Bestimmung des Aufsichtsrates, der bis auf zwei neue Gesichter (Peljhan und Fan-Vertreter Dirk Kindsgrab) unverändert wieder gewählt wurde (30 Gegenstimmen, 20 Enthaltungen bei 328 Mitgliedern) gab es leichte Dissonanzen, weil einige Mitglieder gerne vorher von der Neubesetzung gewusst hätten, um darüber nachzudenken zu können.
Satzungsänderung wurde heftig diskutiert
Wirtschaftlich ein relativ erfolgreiches Jahr
Wirtschaftlich war das Jahr 2018 relativ erfolgreich. RWE hat einen Überschuss von etwa 36.500 Euro erwirtschaftet. Der gesamte Umsatz betrug rund 5,4 Millionen Euro. Die Erlöse sind im Vergleich zu 2017 um etwa 300.000 Euro gesunken, auch weil RWE nicht im DFB-Pokal spielte.
Der Zuschauerschnitt stieg von 6868 auf 7259 Zuschauern pro Spiel, vor allem eine Folge der starken Anfangsphase.
RWE hat schon fast 3000 Dauerkarten verkauft. Uhlig hofft, es 5000 werden.
Aktuell hat Rot-Weiss 5600 Mitglieder. Uhlig hofft, dass es bis Ende des Jahres 6000 sind.
Heftiger wurde es dann schon bei der geplanten Satzungsänderung, die bei Bedarf die Befugnisse von Marcus Uhlig als Vereinsvorstand und Geschäftsführer der Spielbetriebsgesellschaft erweitert. Es war deutlich zu spüren, dass viele weiterhin eine mögliche Auslagerung des Spielbetriebs und damit den Verlust der Identität dieses Traditionsvereins fürchten. Der Antrag wurde schließlich mit 191:80 Stimmen (12 Enthaltungen) angenommen.
Während des Disputs tauchte dann plötzlich auch noch die Mannschaft auf, die eben erst aus dem Trainingslager aus Herzlake zurückgekehrt war. Natürlich wurden die Mannen von Trainer Christian Titz herzlich empfangen. Das sind sie also, die Hoffnungsträger der nächsten Saison.
Saisonziel nur vage umschrieben
Allerdings tat sich Marcus Uhlig schwer, das Saisonziel zu benennen, blieb da eher zurückhaltend. Wenn man zu Weihnachten in der Tabelle aussichtsreich dastünde, hätte man schon viel erreicht. „Wenn wir Rot-Weiss Essen so umbauen, werden wir uns aber auch nicht hinstellen und sagen, dass wir Siebter werden wollen“, so Uhlig. „Wir wollen Wahrscheinlichkeiten für den Erfolg erhöhen. Trotzdem müssen wir geduldig sein. Wir werden ab dem ersten Spieltag nicht alles in Grund und Boden spielen. Bleiben Sie positiv.“