Die Rot-Weißen können am Freitag bei Wormatia Worms erneut beweisen, was wirklich in ihnen steckt.
Noch schimmert Hoffnung durch die dunklen Wolken an der Hafenstraße. Trotz der vielen Rückschläge, die der Regionalligist in der noch recht jungen Saison kassiert hat. Noch immer hoffen die Rot-Weißen auf die Wende zum Guten, dass sich der sportliche Ertrag den hohen Erwartungen und Ansprüchen annähert. Ein Sieg bei Wormatia Worms am heutigen Freitag (19 Uhr, Wormatia-Stadion) würde die Gemüter etwas beruhigen, wenn auch selbst im Erfolgsfall von Entspannung keine Rede sein kann.
Sieben Spiele ist diese Regionalliga-Saison alt und nur in ganz wenigen Phasen konnte der Titelaspirant aus Essen die Rolle des Titelfavoriten ausfüllen. Sieben Punkte aus sieben Partien, das ist dürftig. „Keiner ist zufrieden damit” sagen alle. Aber woran hapert es, fragen sich die Verantwortlichen, Sponsoren und Fans? Und erhielten stets die gleichen stereotypen Antworten: „Wir haben eine hohe Qualität, konnten sie aber bisher nicht abrufen.” Oder: „Die Mannschaft ist charakterlich okay und absolut intakt, am Willen und Einsatz liegt es nicht.” Oder: „Wir haben nur zu wenig Tore aus unseren vielen Chancen gemacht.” Die wahre Ursache für die Misere konnte aber bisher niemand nennen.
An der sportlichen Kompetenz kann es eigentlich nicht liegen, denn Teamchef Thomas Strunz war selbst ein erfolgreicher, erfahrener Profi auf höchstem Niveau. Und die Trainer Ralf Aussem und Uwe Erkenbrecher besitzen die Fußball-Lehrer-Lizenz.
Als Argument für das vorhandene Potenzial dient zuweilen der Auftritt auf Schalke in der ersten halben Stunde. Da hatte RWE stark gespielt und besaß reichlich Torchancen. „Die vielleicht beste Leistung seit Monaten”, meint Aussem. Dann traf Schalke zum 1:0 und vorbei war's mit der Herrlichkeit. Und so war es einige Male in dieser Saison. RWE verlor plötzlich Ordnung und Linie.
„Die Mannschaft ist jung und braucht Zeit”, sagt Trainer Ralf Aussem. Das mag so sein, nur vor der Saison wurde das ganz anders dargestellt. Die Mannschaft aus der vergangenen Spielzeit sollte punktuell verstärkt werden für den Aufstieg. Und dafür wurde der Etat noch einmal auf (offiziell) rund 2,5 Millionen erhöht. Und zur Erinnerung: Auf der RWE-Mitgliederversammlung im Mai wurden die ehrgeizigen Pläne vorgestellt. Und das Profil der gesuchten Verstärkungen. Hier und da tauchten das Attribut „erfahren” auf und die Bezeichnung: „Führungsspieler”. Schließlich wurde in der mittelmäßigen Vorsaison auch und vor allem Defizite in der Hierarchie beklagt.
Strunz, der Sportlicher Leiter, suchte „Leistungsträger, die uns mit Sicherheit weiterhelfen werden”. Und sagte: „Die Jungs wissen, was sie in Essen erwartet und was von ihnen verlangt wird.” Die Namen der Neuen klangen jedenfalls vielversprechend.
Dass sie nicht das Tor treffen, kann vorkommen. Doch bisher war kaum ein Spieler in der Lage, entscheidende Impulse zu geben, wenn es schlecht lief. War die Personalpolitik richtig – immer gemessen an dem Anspruch, der formuliert worden ist? „Als Außenstehender muss man zurzeit sagen, das scheint nicht der Fall zu sein”, räumte RWE-Vorstandsmitglied Thomas Hermes ein.
Nächster Spieltag, nächste Chance. In Worms können die Rot-Weißen erneut beweisen, was in ihnen steckt. Bereits am Donnerstag sind sie angereist. Alles wird getan für eine optimale Vorbereitung, was auch Geld kostet. Aber wohl nur im Erfolgsfall lassen sich Sponsoren finden, die den Etat bis zum Saisonende finanzieren. Noch jedenfalls gibt es eine Deckungslücke von rund zwei Millionen Euro. Beachtlich für einen Viertligisten . . .
Natürlich ist die Entlassung von Thomas Strunz nicht spurlos an der Mannschaft abgeprallt. Aber vielleicht kann sie ja aus der Trennung Motivation saugen. „Jetzt erst recht!” So wäre es in aller Sinne. Und nur mit Erfolg könnten die Spieler die Arbeit ihres ehemaligen Teamchefs würdigen. Und die Position ihrer derzeitigen Trainer stärken.