Essen. . Im Halbfinale gegen Drittligist KFC Uerdingen kann RWE seinen Rucksack endlich in der Kabine lassen, das Team ist diesmal Außenseiter.

Bei allem Respekt vor der laufenden Spielzeit, spielt Rot-Weiss Essen am Dienstagabend (19.30 Uhr, Stadion Essen) um den letzten Saisonhöhepunkt. Im Halbfinale des Niederrheinpokals empfängt RWE Drittligist KFC Uerdingen – und auf Essener Seite können die Rucksäcke endlich mal in der Kabine bleiben.

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Denn das Team von Trainer Karsten Neitzel ist gegen den Zweitliga-Kader der Uerdinger klarer Außenseiter – eine Rolle, mit der die Essener in den letzten DFB-Pokalfights an der Hafenstraße immer prächtig zurecht kamen. „Das war auch Thema unserer Besprechung, der Trainer hat darauf hingewiesen und es auch dokumentiert, dass wir in vielen DFB-Pokalspielen immer sehr gute Leistungen geboten haben, ja sogar über uns hinausgewachsen sind“, so RWE-Sportdirektor Jürgen Lucas, der seit vergangenem Samstag, seit dem Erfolg über Gladbachs U23, ein Stimmungshoch bei steigendem Selbstbewusstsein bei den Spielern registriert hat. Nun ist die Vorfreude auf ein weiteres Pokal-Highlight bei allen groß.

Uerdinger strotzen nicht vor Selbstbewusstsein

Trainer Neitzel beherzigte jedenfalls die alte Herberger-Weisheit, wonach nach dem Spiel vor dem Spiel sei. Noch am Samstag wollte sich der Coach ins stille Kämmerlein mit einer Flasche Weißwein begeben und hinter sich abschließen. Aber vorweg konnte er schon verraten: „Es ist schon was im Kopf.“

Die Uerdinger kommen nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzend zur Hafenstraße. Die lange sieglose Serie, die das Team von Trainer Frank Heinemann mittlerweile aus allen Aufstiegsträumen gerissen und in die erweiterte Abstiegszone geführt hat, ist nicht spurlos am Team vorüber gegangen. So soll Ex-Nationalspieler Kevin Großkreutz in der Kabine gegenüber einem Mitspieler sogar die Hand ausgerutscht sein. Sicherlich keine teambildende Maßnahme. Und nach der jüngsten 2:4-Heimschlappe gegen den 1. FC Kaiserslautern bekamen die Spieler am nächsten Tag Besuch von einer Fan-Abordnung zur Aussprache. Der Druck auf Seiten der Gäste dürfte deswegen mindestens so groß sein wie bei den Essenern, diese Saison mit einem Pokaltriumph halbwegs zu retten. „Für uns ist das ein enorm wichtiges Spiel, im Pokal gibt es keine zweite Chance“, schwört Heinemann sein Team ein.

Wo Mikhail Ponomarev (links) auftaucht, ist Stimmung. Beim letzten Besuch an der Hafenstraße hatte er seinen großen Auftritt nach Abpfiff.
Wo Mikhail Ponomarev (links) auftaucht, ist Stimmung. Beim letzten Besuch an der Hafenstraße hatte er seinen großen Auftritt nach Abpfiff. © waz Fotopool

Ihm und der Mannschaft sitzt natürlich Großinvestor Mikhail Ponomarev im Nacken, an dessen Nabelschnur der ganze Klub hängt. Beim letzten Aufeinandertreffen in der Regionalliga im März vergangenen Jahres gab es eine hübsche Anekdote: Der nicht gerade introvertierte Russe polterte nach dem Spiel in die Kabine und stauchte das Team samt Trainer lautstark zusammen. Er war im Glauben, die Partie hätte 0:2 geendet. Doch die Uerdinger hatten in der 90. und 91. Minute noch ausgeglichen – was Ponomarev auf seiner Fahrstuhlfahrt von seiner Loge in die Kabine entgangen war. Gerettet hatte es Trainer Michael Wiesinger aber auch nicht. Zwei Tage später wurde er entlassen.

Enzo Wirtz rückt wieder ins Team

Beim Gastgeber dürfte es eine wichtige Veränderung geben: Enzo Wirtz hat seine Gelbsperre abgesessen. Und da der Stürmer weiß, wo das Tor steht, wird er wohl wieder ins Team rücken. Möglich, dass Kevin Freiberger, dessen Knie nach seinem Comeback keine Reaktionen zeigte, als Joker in die Hinterhand rückt. Im Tor soll es dagegen keine Änderung geben, das Momentum spricht für den formstarken Robin Heller.