essen. . RWE-Torhüter Robin Heller hielt in der Schlussphase in Straelen den Dreier fest. Zuvor hatten die Rot-Weissen reichlich Chancen liegen gelassen.

Gute Torhüter zeichnen sich dadurch aus, dass sie, wenn sie vorher eher unterbeschäftigt waren, auf den Punkt hellwach sind, wenn sie gebraucht werden. So gesehen hat Robin Heller in Straelen einen Riesenjob gemacht. Selten einmal fand der Aufsteiger vom Niederrhein bei der 0:1-Niederlage in die gefährliche Zone vor dem RWE-Keeper. Aber in der vierminütigen Nachspielzeit herrschte vor dem Tor der Gäste doch noch Vollalarm. Erst parierte Heller einen Gewaltschuss von Meguru Odogaki mit rauszuckender Faust, dann wurde er nach folgender Ecke für den blank stehenden Yodan Kim zum unüberwindbaren Hindernis.

Sieg gerettet – ein Unentschieden wäre nach Lage der Dinge auch der Witz des Nachmittags auf dem Lande gewesen. Und es hätte wohl RWE-Coach Karsten Neitzel endgültig die Galle überlaufen lassen. „Wir müssen vorher bei den Riesenchancen das 2:0 machen, dann hätten wir alle nicht mehr so einen hohen Puls gehabt”, bekannte er. Aber so bleibt, wenn auch vermeintlich knapp, der Trend bestehen: Rot-Weiss fühlt sich auswärts momentan wohler als an der Hafenstraße. „Man mag es nicht glauben, aber es sieht fast so aus, als wenn wir hier ein wenig befreiter aufspielen als daheim, zu Hause wäre es natürlich schöner, wenn die Fans da sind, aber die Bilanz sagt was anderes”, wundert sich auch Max Wegner.

Erstmalig gemeinsam im Sturm: Max Wegner (Mitte) und Marcel Platzek harmonierten schon ganz gut miteinander.
Erstmalig gemeinsam im Sturm: Max Wegner (Mitte) und Marcel Platzek harmonierten schon ganz gut miteinander. © Thorsten Tillmann

Der wieder einmal unglaublich wuchtige und ständig präsente Angreifer, dem man nach seiner Durststrecke in Meppen den „Bock” aufs Fußballspielen richtig ansieht, gelang nach 39 Minuten per Kopfball ins kurze Eck das Tor des Tages, in einer schönen Co-Produktion mit dem zweiten Winterneuzugang und auffälligem Akteur: Noah Korczowski war der Flankengeber. Der Verteidiger, aus Wattenscheid gewechselt, ist in seiner zweiten Partie in Essen endgültig bei den Rot-Weissen angekommen. Fehlerfrei, ruhig und abgeklärt im Spiel gegen den Ball, klug und bedächtig in der Vorwärtsbewegung – an ihm werden die Fans sicherlich auch in der kommenden Saison noch ihre Freude haben.

In der Elgert-Schule ausgebildet

Dass es bei seinem neuen Klub etwas länger mit dem Anpassungsprozess gedauert hatte, dafür hat der 25jährige, in Norbert Elgerts Schalker Talentschmiede bestens ausgebildet, auch eine schlüssige Erklärung: „Meine Vertragsauflösung in Wattenscheid im Winter hatte sich etwas hingezogen, dadurch bin ich erst später in die Vorbereitung eingestiegen. Die anderen Jungs waren fit, ich war noch hinten dran.” Das scheint jetzt aufgeholt, Korczowski ist auf links ein wesentlicher Stabilisator in der neu formierten Dreierkette, an der Trainer und Team nun auch immer mehr Gefallen finden.

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Ausgehend von der sicheren Basis in der letzten Reihe kann es nun daran gehen, den finalen Ball im Abschluss besser zu Ende zu spielen und somit zur allgemeinen Pulsentlastung zu sorgen. Wegner war es nach gut einer Stunde, der hier Mannschaft und Anhang den Tranquilizer hätte verabreichen können, doch sein „Zäpfchen” – ein sehenswerter Chip an den langen Innenpfosten – der wieder Lucas Scepanik vor die Füße sprang, der im Nachschuss scheiterte, markierte nicht das längst fällige 2:0. „Ich könnte jetzt lügen und sagen, dass es gewollt war, aber eigentlich sollte es eine Flanke werden”, erwies sich der 30jährige als ehrliche Haut.

Comeback von Freiberger hat sich verschoben

Auch das erstmalige Zusammenspiel mit „Sturmlegende” Marcel Platzek funktionierte schon recht gut. „Er ist ein anderer Spielertyp als ich. Ich glaube, da ergänzen wir uns ein bisschen, von daher denke ich, dass wir es von den Laufwegen ganz gut gemacht haben.”

Zehn Tage bleiben noch Zeit, dies zu perfektionieren, ehe Drittligist KFC Uerdingen zum Pokalschlager an der Hafenstraße auftaucht. „Da müssen wir sicher stehen und versuchen, die Tore zu machen, selbstbewusst auftreten. Und ich denke: Dann ist elf gegen elf – und was möglich.” Vielleicht dann auch sogar mit Kevin Freiberger, der am Samstag nicht zum ersehnten Comeback kam. „Bei einer 3:0-Führung wie in Lippstadt hätte ich ihn gebracht, so war es mir noch zu riskant”, steht Trainer Neitzel bei dieser wichtigen Personalie lieber noch auf der Bremse.

Nächste Einsatzchance, die letzte vor dem Pokalspiel, gibt es Samstag, wenn die U23 von Mönchengladbach zur Generalprobe nach Essen kommt.