Essen. Jan Siewert (36) wurde am Montag als neuer Trainer des Premier-League-Klubs Huddersfield Town vorgestellt. RWE kommentiert den Wechsel.
Der 3. April 2016 ist ein Datum, an das sich Jan Siewert nicht gerne zurückerinnern wird. An jenem Tag wurde der Fußballlehrer beim Regionalligisten Rot-Weiss Essen beurlaubt. Nach nur neun Monaten war sein Kapitel an der Hafenstraße beendet. Kaum jemand aus dem Essener Umfeld dürfte diesen Entschluss zu diesem Zeitpunkt angezweifelt haben. Denn Siewerts Amtszeit in Essen entwickelte sich zu einem Desaster. Mit hohen Ambitionen aus der U17-Nationalmannschaft des DFB verpflichtet, konnte er die Erwartungen nicht erfüllen. RWE spielte eine grauenvolle Saison. Der Aufstiegskandidat stand zum Zeitpunkt der Entlassung Siewerts auf einem Abstiegsplatz. An der Seite des völlig indisponierten Sportchefs Andreas Winkler lief an der Hafenstraße vieles falsch. Der junge Trainer wirkte phasenweise überfordert und wenig souverän im Umgang mit Spielern und Medien. In Fanforen wurde er als "Kindertrainer" verunglimpft. Es schien, als sei Rot-Weiss Essen eine Nummer zu groß für Jan Siewert.
Jan Siewert beerbt Ex-BVB-Trainer David Wagner
Die Trainerkarriere des gebürtigen Mayeners geriet durch das glücklose Intermezzo beim Viertligisten aus Essen nicht ins Stocken. Ganz im Gegenteil. In der Saison 2016/17 betreute er die U19-Junioren des VfL Bochum und wechselte anschließend zur U23 von Borussia Dortmund. Mit diesem Wechsel lag Siewert goldrichtig. Denn dieser Trainerposten hat sich offensichtlich zu einem Durchlauferhitzer für englische Profivereine entwickelt. An diesem Montag stellte der Premier-League-Klub Huddersfield Town den in Essen glücklosen Jan Siewert als neuen Cheftrainer vor. Er ist nach seinem Vorgänger David Wagner und Daniel Farke der dritte Trainer aus der BVB-Reserve, der in England als Profi anheuert. Weniger als drei Jahre nach dem unrühmlichsten Kapitel seiner jungen Laufbahn hat der 36-jährige Siewert den Sprung in den Profifußball gemeistert.
An der Essener Hafenstraße hat man den enormen Karrieresprung des ehemaligen Angestellten freilich vernommen. "Das sind Geschichten, die nur der Fußball schreibt", sagt RWE-Boss Marcus Uhlig auf Nachfrage dieser Redaktion. Der Vereinsvorsitzende der Bergeborbecker könne sich in dessen Situation hineinversetzen. "Das wird für Jan Siewert wohl wie ein Märchen sein. So eine Chance bekommt man nur einmal im Leben, und die muss man auch wahrnehmen."
Eine Erklärung für den Misserfolg Siewerts in Essen könne und wolle Uhlig nicht liefern. Das ist nachvollziehbar, denn der ehemalige Bielefelder war zur Amtszeit des neuen Huddersfield-Trainers noch nicht für RWE tätig. "Ich habe Jan Siewert nie kennengelernt, weil er vor meiner Zeit Trainer bei Rot-Weiss Essen war. Ich wünsche ihm aber alles Gute", betont Uhlig und wirkt dabei aufrichtig.
Bei seinem neuen Arbeitgeber glaubt man fest daran, den richtigen Mann für eine anspruchsvolle Aufgabe gefunden zu haben. Die Terriers sind das Schlusslicht der Premier League. Siewert soll die Wende gelingen. "Ich freue mich sehr, dass wir mit ihm als neuem Cheftrainer zusammenarbeiten können", sagte Huddersfields Vorsitzender Dean Hoyle laut einer Mitteilung des Vereins am Montag. Wie Wagner sei er "ein junger, ambitionierter deutscher Trainer von Borussia Dortmund."
Und eben einer, der bei Rot-Weiss Essen scheiterte.