Wuppertal. . Rot-Weiss Essen hatte zweimal das Momentum auf seiner Seite, lässt es aber ungenutzt verstreichen. Gäste waren bei Gegentoren zu naiv.
Zwei Spielerkreise auf dem Rasen nach Abpfiff im Stadion Zoo, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten: Während die Wuppertaler nach dem 3:1-Sieg hüpften und feixten und sich von ihrer Fankurve als „Derbysieger, Derbysieger, hey“ feiern lassen konnten, bildeten die Rot-Weissen auch einen Kreis, aber da gestikulierte nur einer: Der neue Trainer Karsten Neitzel, die meisten Spieler schauten eher betreten zu Boden. Dabei war Aufmunterung angesagt: „Wir sollten uns nicht kleiner machen“, gab Timo Brauer anschließend aus dem „Inner Circle“ preis.
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Das nicht, aber es werden intern sicher noch Sachen angesprochen, mit denen der Neue gar nicht einverstanden war. „Ich werde ihnen nicht auf den Kopf hauen, aber ein paar Dinge werde ich noch ansprechen müssen, da habe ich eine andere Sichtweise“, verkündete Neitzel, der auch noch lange nach Abpfiff ziemlich unter Spannung stand. Mit dem frühen Pressing seiner Mannschaft in der Spitze war er sicherlich einverstanden, was gar nicht gefiel, war eine gewisse Naivität bei den Gegentoren. „Hier musst du mit einer 1:0-Führung in die Kabinen gehen und sonst gar nichts“, beklagte er sich und lieferte die Erklärung gleich mit: „Die gelb-rote Karte für Philipp Zeiger war nichts anderes als die Szene beim Ausgleich: Da muss Derjenige, der direkt beim Torschützen stand, einfach seinen Kopf reinhalten, dann gibt es nämlich Freistoß wegen gefährlichen Spiels.“
Stattdessen standen alle staunend daneben, als Enzo Wirtz abhob und seitlich in der Luft liegend die Kugel unter die Latte nagelte. „Das Tor war doch schöner als das von vor zehn Tagen“, jubilierte nachher WSV-Coach Christian Britscho, der seinen dreifachen Torschützen anschließend liebevoll in „Cristiano Wirtz“ umtaufte. Nein, schöner als Ronaldos Kunstwerk in Turin war es nicht, aber für die vierte Liga bemerkenswert.
Aber die Essener hatten noch einmal das Momentum auf ihrer Seite: Direkt nach dem Wechsel wurden die schon in Hälfte eins ordentlich verwarnten Wuppertaler durch die Gelb-Rote Karte für Innenverteidiger Tjorben Uphoff entscheidend geschwächt – dachte man. „Wie die Mannschaft das gedreht hat, davor habe ich allerhöchsten Respekt“, so Britscho. Denn der WSV war an diesem Abend ein Mentalitäts-Monster, wollte das Derby unbedingt für sich entscheiden, während RWE vornehmlich nicht als Verlierer vom Platz gehen wollte. „Wie wir die Gegentore kassieren, das war einfach schlecht, das 1:2 tut richtig weh, der Ball war 50 Sekunden in der Luft. Und beim dritten Tor macht einer den Fehler, der gerade ins Spiel gekommen war“, bemängelte Neitzel. Gemeint war Robin Urban, der sich von Wirtz mit einer Körpertäuschung aushebeln ließ.
Es gab auch erfreuliche Ansätze
Natürlich gab es auch erfreuliche Ansätze: Cedric Harenbrock, zum Beispiel, habe es richtig gut gemacht, lobte sein Trainer: „Er hat zweimal richtig abgefackelt, die hat der Torwart überragend gehalten.“ Aber ein Lichtblick unter ganz viel Grau ist dann doch zu wenig. Nur zu gerne würde der neue Coach im Training nun an den Stellschrauben drehen, aber schon am Sonntag geht es beim Aufstiegskandidaten Viktoria Köln weiter. „Ich wusste, dass es schwer wird, aber ich hätte es mir anders gewünscht“, so Neitzels erste Eindrücke.