Essen. Rot-Weiss Essen hat Karsten Neitzel vorgestellt: Der Ex-Bochumer übernimmt bei dem Regionalligisten einen Scherbenhaufen.

Argirios Giannikis wollte nur noch weg. Der 37-jährige Fußball-Lehrer wurde am Samstag von seinen Aufgaben als Trainer des Fußball-Regionalligisten Rot-Weiss Essen entbunden. Auf eigenen Wunsch. Seit Giannikis im Januar seinen Wechsel zum Drittligisten VfR Aalen bekannt gegeben hatte, litt er unter heftigen Anfeindungen der Essener Fans. Es kam sogar zu Drohungen und Hausbesuchen. Zu viel für den jungen Trainer.

Giannikis hat Platz für einen erfahrenen Mann gemacht. Karsten Neitzel (50) wurde am Montag offiziell als neuer Trainer des Traditionsvereins vorgestellt. Er habe "richtig Bock" auf den Trainerposten an der Hafenstraße, der zu einem Schleuderstuhl geworden ist. Neitzel ist der achte Trainer, der in den vergangenen vier Jahren bei RWE an der Linie stand. Seinen Vorgängern Waldemar Wrobel, Marc Fascher, Markus Reiter, Jan Siewert, Sven Demandt und Argirios Giannikis ist es in der Regionalliga nicht gelungen, die hohen Erwartungen zu erfüllen. Sportchef Jürgen Lucas war mehrfach als Interimstrainer gefordert. Das große Dilemma der Essener: Seit sieben Jahren steckt der deutsche Meister von 1955 in der vierten Liga fest. Nun soll der gebürtige Dresdner RWE zum Aufschwung verhelfen.

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Auf Neitzel wartet reichlich Aufbauarbeit. Er soll aus einer Mannschaft, die auf Platz zwölf in der Regionalliga steht, zügig einen Titelkandidaten formen. Zunächst muss der Ex-Profi aber den Schulterschluss mit den Fans suchen.

Atmosphäre in Essen glich einer Opernkulisse

Aufgrund der dauerhaften sportlichen Krise hatten die Anhänger zuletzt einen Stimmungsboykott ausgerufen. Die Atmosphäre an der legendären Hafenstraße glich einer Opernkulisse. „Ich möchte niemandem in den Hintern kriechen, aber wir brauchen die Fans“, betont Neitzel. Sein einfaches Rezept: „Siege machen vieles einfacher.“

Bei seiner Vorstellung machte Neitzel einen betont mutigen Eindruck. „Ich habe keine Angst vor dieser Aufgabe“, sagt er.

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An Erfahrungswerten mangelt es dem neuen RWE-Trainer nicht. 178 Spiele absolvierte er als Profi, 453 waren es bisher als Trainer. 14 Jahre war er erfolgreich beim SC Freiburg tätig. Zusammen mit Volker Finke formte er Talente wie Dennis Aogo, Daniel Caligiuri oder Ömer Toprak zu Bundesliga-Stars. Beim VfL Bochum gelang ihm im Jahr 2012 der Sprung zum Cheftrainer.

Die leidgeprüften Verantwortlichen in Essen meinen, dass Neitzel nach vielen Fehlgriffen der richtige Trainer ist: „Wir haben die bestmögliche Lösung für RWE gefunden“, meint Präsident Marcus Uhlig.