wegberg-beeck. . Beim entspannten 3:0-Sieg in Wegberg-Beeck feiern die Uralt-Ultras den jungen Cedric Harenbrock ab. Von seinen Ideen profitiert der Sturm.
Das stimmgewaltige Häuflein der Uralt-Ultras im Waldstadion war in bierseliger Laune und hatte seinen Spaß: Noch lange nach Schlusspfiff forderten sie ihren neuen Liebling zur „Haupttribüne“ (es gibt nur die eine im Dorf am Niederrhein): „Ha-Ha-Harenbrock“ schallte es auch schon während des Spiels. Die alten Fans der Rot-Weissen haben längst erkannt, dass man die Feste feiern muss, wie sie fallen. Aber dieses klare und entspannte 3:0 beim Abstiegskandidaten Wegberg-Beeck hatte so richtig Laune gemacht.
Mittendrin ein 19-Jähriger, der seinen plötzlich gestiegenen Wert gar nicht so recht fassen konnte: „Da hätte ich nicht mit gerechnet, dass es so schnell geht, ich habe ja gerade mal ein Tor erzielt“, wunderte sich der Mittelfeldspieler über die Popularität. Dabei hatte er für eine willkommene Erfrischung im Spiel gesorgt. Erstmals durfte er von Beginn an auf seiner Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld ran, von dort aus sprühte er nur so vor Ideen, die bei den Stürmern Marcel Platzek, David Jansen und Kai Pröger dankbare Abnehmer fanden, die immer wieder rochierten und für große Gefahr sorgten.
Ein junges Talent mit typischen Aufs und Abs
Dabei schien Harenbrock Mitte der Saison fast schon „weg vom Fenster“, seine Einsätze gerieten nur noch sporadisch. Aber, das betonte RWE-Coach Argirios Giannikis nachher, das sei ganz normal bei jungen Spielern und das dürften sie auch. „Der Junge kommt aus der A-Jugend raus, er muss hier eine schwierige Situation meistern, das ist klar, dass Aufs und Abs entstehen. Heute hat er gezeigt, was für eine Beweglichkeit er haben kann, wenn er zwischen den Linien agiert. Der Junge muss auf körperliches Niveau, auf läuferisches Niveau kommen, dann kann er Leistungen wie heute abliefern“, sieht Giannikis das Talent auf einem vielversprechendem Weg.
Harenbrocks Vertrag hat eine Klausel
Und wer weiß, vielleicht ist er die Lösung auf der verwaisten „10er“-Position, die bei Rot-Weiss schon länger brach liegt.
Der Vertrag des von Bayer Leverkusen bestens ausgebildeten Nachwuchsmanns läuft im Sommer aus, verlängert sich aber bei einer gewissen Anzahl von Spielen, die der 19-Jährige aber hier und heute noch nicht erreicht hat. Allerdings kann er in den restlichen Spielen noch an der Zahl arbeiten, von seiner Seite her stehen die Zeichen auf Vertragsverlängerung: „Ich fühle mich bei Rot-Weiss Essen wohl und würde gerne hier noch ein Jahr dranhängen.“
Bei aller Freude über den blonden Wirbelwind wurde fast ein wenig vergessen, dass auch seine Abnehmer im Sturm spielfreudig wie selten agierten. David Jansen als „Brecher“ im Strafraum zeigte sich überaus beweglich und wich auch nach außen aus, von wo er das 2:0 durch Marcel Platzek perfekt vorbereitete. Der Ex-Kölner scheint mittlerweile auch austrainierter als zu Beginn seiner rot-weissen Zeit. Und überhaupt noch ein Wort über Marcel Platzek zu verlieren, ist eigentlich unnötig, absolvierte der bis zu seiner Auswechselung nach 84 Minuten wieder einmal fast einen Halbmarathon, an dessen Ende er das 3:0 durch Kai Pröger vorbereitete, das dieser mit einem Flugkopfball und höchstem Seltenheitswert erzielte, der Flügelflitzer war bislang im Nebenberuf noch nicht als Kopfball-Ungeheuer in Erscheinung getreten.
RWE sehr beweglich im letzten Drittel
So konnte der RWE-Coach ein zufriedenes Fazit ziehen und ein Häkchen an die nicht einfache letzte Woche setzen: „Wir waren sehr beweglich im letzten Drittel und waren schwer zu greifen. Bis auf die ersten zehn Minuten nach der Pause war ich komplett zufrieden, wir haben nie aufgehört, Fußball zu spielen und Druck auf die Kette gemacht.“ In besagten zehn Minuten hätten die Wegberger bei einer 1000prozentigen das 1:2 machen müssen – aber wer fragt heute noch danach?