Essen. Daniel Engelbrecht (27) wollte im vergangenen Sommer einen neuen Anlauf bei Rot-Weiss Essen starten. Seine Gesundheit spielte nicht mit. Aufgeben will der Ex-Profi aber nicht.
Es war ein großer Schock für den Fußball-Regionalligisten Rot-Weiss Essen. Im ersten Training der aktuellen Regionalliga-Saison brach Sommer-Neuzugang Daniel Engelbrecht auf dem Platz zusammen. Der ehemalige Stürmer des VfL Bochum klagte über Schmerzen in der Brust und musste ins Krankenhaus gebracht werden.
Für Engelbrecht war es nicht der erste tragische Vorfall dieser Art in seiner Karriere. Am 20. Juli 2013 erlitt er im Trikot des damaligen Drittligisten Stuttgarter Kickers seinen ersten Zusammenbruch. Es wurden Herzrhythmusstörungen und eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert. Der Stürmer setzte seine Karriere dennoch fort. Er war der erste deutsche Profifußballer, der anschließend mit einem eingepflanzten Defibrilator spielte. Dreimal rettete ihm dieser seitdem das Leben. Auch im vergangenen Sommer in Essen. "Es war der dritte Vorfall in einem Spiel oder im Training und die Ärzte wiesen erneut darauf hin, dass ich mit meinem Leben spiele", sagt Engelbrecht im Interview mit dem Fachmagazin "Kicker".
Der 27-Jährige gab nach dem neuerlichen Schock nicht auf und unterzog sich einer Herz-Operation, die jedoch nicht so verlief, wie er sich das erhofft hatte. Engelbrecht entschied sich für eine längere Pause, sein Vertrag an der Essener Hafenstraße wurde aufgelöst. "Verrückt wie ich bin, habe ich gesagt, ich will mich noch einmal operieren lassen, weil dadurch die Chancen steigen, dass es besser wird. Die OP ging elf Stunden, war aber nicht erfolgreich. Nach drei negativen Belastungstests habe ich den Entschluss gefasst, bis Ende 2018 mein Herz komplett zu schonen."
Engelbrecht will es nochmal versuchen
Aktuell absolviert Engelbrecht ein Praktikum in der U19 des Bundesligisten Bayer Leverkusen. Der gebürtige Kölner möchte sich auf eine mögliche Trainer-Karriere vorbereiten. Diese soll jedoch erst nach seiner aktiven Laufbahn so richtig losgehen. Er plant einen erneuten Anlauf auf dem Platz: "Ich fokussiere mich jetzt auf die Trainerausbildung und möchte im Sommer im Trainer-und Scoutingbereich arbeiten. Dennoch werde ich alles daran setzen, im Dezember einen weiteren Versuch zu starten, um wieder auf den Platz zu kommen."
Engelbrecht hat sich im Kicker-Interview auch zum Tod des Italieners Davide Astori geäußert. Der 31-jährige Kapitän des Erstligisten AC Florenz erlitt einen plötzlichen Herztod. Er wurde am 4. März 2018 in einem Hotelzimmer in Udine tot aufgefunden. Das Thema Herzprobleme bei Profisportlern müsse in der Öffentlichkeit präsent bleiben: "Man kann es gar nicht genug dramatisieren. Von Profisportlern wird so viel abgefordert, man muss immer funktionieren, auch ich habe so gedacht", sagt er.
Auch die Vereine stehen in der Pflicht
Engelbrecht ruft die Vereine zu einem strengeren Umgang mit erkrankten Spielern auf. Auch die Sportler sollten gewarnt sein. Engelbrecht habe für falschen Ehrgeiz fast mit seinem Leben bezahlt: "Wenn Spieler eine Grippe haben, muss man ihnen sagen: Hey, ich will Dich nicht hier sehen, bleibe zu Hause und kuriere es aus", betont der ehemalige Zweitliga-Profi und fügt hinzu: "Wenn man eine Woche lang mit Fieber und Gliederschmerzen trainiert, kann man sich schnell eine Herzmuskelentzündung einfangen. Bei mir ist es nicht direkt erwiesen, aber ich muss jetzt wohl für eine Woche, die ich mit diesen Symptomen trainiert habe, mein ganzes Leben lang büßen und mit einem Defibrillator rumlaufen."