Essen. Bei der nun notwendigen Trainersuche will sich Vorsitzender Uhlig nicht treiben lassen. Aufsichtsratschef Helf nennt die Auswahlkriterien.
Beim Regionalligisten Rot-Weiss Essen standen am Montag Sprintübungen an ungewohnter Stelle, am Hallo, auf dem Programm, so blieb man unter sich. Business as usual, sozusagen. Denn nach der überraschenden Kehrtwende von Trainer Argirios Giannikis, spätestens zum Saisonende seinen „persönlichen Aufstieg“ zum Drittligisten VfR Aalen zu feiern, muss es ja mit dem Fußball-Alltag in Essen weitergehen. „Einige werden ja behaupten, die Saison sei eh gelaufen, aber ich sage, eine Saison ist nie gelaufen, wir wollen auch in der Rückrunde den maximalen Erfolg herausholen, und das Pokalthema ist dabei noch von höchster Bedeutung“, umreißt Marcus Uhlig die Lage.
Der Sport steht über allem
Seine Enttäuschung über den Verlauf der Dinge hatte der RWE-Vorsitzende in der Presseerklärung deutlich zum Ausdruck gebracht, aber von der allgemeinen Aufgeregtheit will er sich nicht zu Kurzschlusshandlungen verleiten lassen. Die Sprintübungen sollen gefälligst im Kreise der Mannschaft bleiben. „Über allem steht bei uns der Sport, wir werden die bestmögliche Lösung finden, und wir lassen uns dabei nicht treiben“, so der neue RWE-Boss. Uhlig ist dabei bemüht, nicht noch ein Streichholz an die leicht entzündliche Lage zu halten und den Trainer zum „Abschuss“ freizugeben. Professionalität sei nun und hier von allen gefordert. „Es ist ja nicht so, als würden wir nicht mehr miteinander reden, bislang wurde ja vertrauensvoll zusammen gearbeitet“, bemerkt Uhlig.
Zusammen mit Sportdirektor Jürgen Lucas wartet auf den Vorsitzenden eine arbeitsreiche Woche, der Schreibtisch füllt sich auch in bemerkenswerter Geschwindigkeit. Bis Montagmittag sind bislang über 20 Bewerbungen von Trainerkandidaten eingegangen. Rot-Weiss ist anscheinend immer noch eine gefragte Marke.
Das Profilraster vom letzten Mal, das am Ende Argirios Giannikis als den geeignetsten Kandidaten ausspuckte, es ist nach wie vor gültig. Aufsichtsratschef Andre Helf, auch bei diesem Casting „nicht mehr, aber auch nicht weniger“ involviert als beim vorigen Mal, nennt erneut die wichtigen Eckpunkte: Einer mit Erfahrung, der schon Erfolge vorzuweisen hat, der einzelne Spieler besser machen kann, der möglichst die Liga und die Region kennt, der über moderne Trainingsmethoden verfügt – und der letztlich doch ins Gehaltsgefüge passt, der soll es am Ende bitteschön sein. Ein anspruchsvolles Zehn-Punkte-Programm, dass es mit den entsprechenden Kandidaten nun abzuarbeiten gilt.
Zeit der Rentenverträge bei RWE ist vorbei
Zum Thema Finanzen gibt es beim Aufsichtsratsvorsitzenden noch einen wichtigen Aspekt: Die Zeit der „Rentenverträge“ gehören bei Rot-Weiss der Vergangenheit an. Geboten wird ein strikt leistungsbezogener Vertrag mit nicht zu langer Laufzeit, der bei entsprechendem Erfolg mit entsprechender Boni-Zahlung auch gerne immer wieder verlängert wird. „Wenn hier einer erfolgreich ist und gute Arbeit leistet, kann er meinetwegen 20 Jahre bei Rot-Weiss bleiben; nur muss er sich dem stellen. Wer sich auf dieses Risiko nicht einlassen will, der ist bei uns an der falschen Adresse“, betont Helf in aller Deutlichkeit.