Essen. Beim 1:1 bei der U23 von Mönchengladbach kam Rot-Weiss Essen durch einen Elfmeter, den nicht einmal der Gegner sah, von der Siegesstraße.

  • Durch einen rätselhaften Elfmeter kommt RWE doch noch von der Siegesstraße
  • In der letzten Spielminute trifft RWE-Stürmer David Jansen mit seinem Kopfball nur den Pfosten
  • RWE-Coach Sven Demandt vermisst weiterhin das Matchglück bei seinem Team

Rot-Weiss Essen bleibt auswärts in dieser Saison weiter ungeschlagen, ist aber dabei auf Unentschieden programmiert: Auch bei der U23 von Borussia Mönchengladbach kam das Team von Trainer Sven Demandt nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus, obwohl gerade in der Schlussphase Chancen zum Sieg da waren. Was keiner mehr bedauerte als der RWE-Coach: „Schade, wir haben einfach kein Matchglück, dabei hatte ich heute zum Ende hin das Gefühl, wir wären mal dran.”

Es sah sehr danach aus, als in der letzten Spielminute eine Ecke den Kopf von David Jansen fand, der an den Pfosten köpfte, doch beim Abpraller lag nur Marcel Platzek im Netz. Chance vertan. Die turbulenten Szenen in der Schlussviertelstunde konterkarierten eine erste Halbzeit, die man, wenn wir nicht Ende September hätten, getrost als Frühjahrskick bezeichnen könnte.

Die Gäste stellten die Räume zu

Zumindest hatten die Gäste alles im Griff, stellten die Räume zu, und dies ganz bewusst: „In Bonn hat man sie spielen lassen, da konnten sie aufdrehen”, analysierte Demandt hinterher. Aber auch auf der Gegenseite bot sich wenig Erbauliches: Philipp Zeiger köpfte am Pfosten vorbei (35.), mit dem Halbzeitpfiff zwang ein Kopfball Kamil Bednarskis Torhüter Tim-Oliver Hiemer zu einer Glanzparade.

Doch keine Frage, das Beste hatte sich diese Partie vor 821 Zuschauern im Grenzlandstadion für die zweite Hälfte aufgespart. Die so verheißungsvoll für die Rot-Weissen begann: Kai Pröger, mit dem neuen Selbstvertrauen eines Hattrick-Schützen ausgestattet, tankte sich förmlich durch Justin Hoffmanns hindurch und verwandelte trocken und flach ins linke Eck (50.). Radstand und Salto Rückwärts im Zugabeteil, daran könnten sich die RWE-Fans gewöhnen.

RWE und  Robin Urban (hinten) ließen in der Abwehr wenig zu.
RWE und Robin Urban (hinten) ließen in der Abwehr wenig zu. © T.Tillmann

Dass die Führung nur zehn Minuten hielt, lag am mysteriösen Pfiff von Schiedsrichter Philipp Hüwe, der urplötzlich auf den Punkt zeigte. Foul -- Handspiel? Keiner auf der Tribüne wusste die Erklärung, kein Gegner hatte protestiert. Und auch MG-Trainer Arie van Lent ist eine ehrliche Haut: „Ich habe keine Ahnung und mich sehr gewundert, er war sehr überzeugend. Ich dachte nur: Oh, was ist da vorgefallen?” Kapitän Oliver Stang fragte nicht nach, sondern nahm den Elfmeter dankend an: 1:1.

Elefanten-Gedächtnis

ormalerweise hält sich RWE-Trainer Sven Demandt mit Schiedsrichter-Schelte immer dezent zurück. Aber wenn dieser nach dem Spiel schroff kommentiert: „Ich weiß nicht, wie der Verein reagiert, aber ich lehne diesen Schiedsrichter in Zukunft ab”, dann muss dem sonst so coolen Coach aber schon einiges über die Leber gelaufen sein.

Der Mann hat eben ein Elefanten-Gedächtnis. Unsereiner forscht nach – und siehe da: Schon vor fast genau einem Jahr pfiff Schiedsrichter Philipp Hüwe aus Coesfeld die Heimpartie von RWE gegen Rödinghausen. Ergebnis damals: 0:1, zwei Elfmeter gegen die Heimmannschaft und zwei Rote Karten für Baier und Meier. Holla, die Waldfee – mehr geht kaum.

Ein Jahr danach machte Hüwe da weiter, wo er an der Hafenstraße aufgehört hatte. Das klare Umstoßen des nickeligen Mike Feigenspan gegen Benjamin Baier wollte das gesamte Gespann nicht gesehen haben: Der Schiedsrichter schaute gerade nicht hin, und auch sein Assistent war gerade mit Notizen zu einer Gelben Karte beschäftigt. „Vermutlich hat er gerade notiert, wie toll sie gepfiffen haben”, kommentierte Demandt sarkastisch.

Und die Szene, die zum Elfmeter führte, ließ er sich noch in der Pause genau erklären: „Der Schiri sagte mir, dass Platzek an diesem Handspiel beteiligt war, aber Marcel stand in dieser Szene fünf Meter weit weg”, bemerkte Demandt.

Nun will er den Unparteiischen also demnächst ablehnen. Wobei dies die Frage aufwirft, ob Trainer dabei überhaupt ein Mitspracherecht haben. Wenn nicht, kann RWE nur hoffen, dass Hüwe kein Elefanten-Gedächtnis hat. (Ralf Wilhelm)

Zumindest hatte der Schiedsrichter damit die Wut der Gäste geweckt, die im weiteren Verlauf klar auf Sieg gingen und auch von der Bank mit den eingewechselten David Jansen und Cedric Harenbrock ein klares offensive Signal erhielten. Jansen gewann nach seiner Einwechslung jedes Kopfballduell und konnte damit viele Bälle aussichtsreich weiter leiten. „Und das gegen einen wie Oliver Stang”, meinte Demandt anerkennend. Pröger hätte wieder der Mann des Spiels werden können in der 78. Minute: Die Position war exakt dieselbe wie beim Führungstreffer, doch diesmal zog er haarscharf am linken Pfosten vorbei.

Urban klärt artistisch mit Scherenschlag

Auf der Gegenseite wurde es aber auch noch turbulent: Heller, der einmal dem Gegner leichtsinnig in den Lauf spielte, klärte spektakulär gegen Thomas Kraus (81.), beim Nachschuss von Joel Richter sahen alle die Kugel schon hinter der Linie, doch Robin Urban bereinigte dies mit einem artistischen Scherenschlag.

Am Ende wirkten die Gladbacher über die Punkteteilung ein wenig glücklicher. Van Lent: „Ich bin absolut zufrieden, meine Jungs kennen so was gar nicht, drei Spiele in einer Woche, und dann noch gegen ein Team wie Rot-Weiss mit erwachsenen Kerlen.”

Demandt haderte mit der Auswärtsserie: „Das kennen wir ja schon aus der letzten Saison, mit Unentschieden kommen wir nicht wirklich weiter.” Aber mit Heimsiegen: Nächste Gelegenheit bietet am Samstag der SC Verl.