Essen. RWE-Sportdirektor Jürgen Lucas schafft Klarheit: Trainer Sven Demandt wird auch in Wattenscheid an der Linie stehen. Doch Ergebnisse müssen her.
- Nach dem blamablen 1:1 gegen Wegberg-Beeck hatten viele Cheftrainer Demandt bereits abgeschrieben
- Sportdirektor Jürgen Lucas ist überzeugt, dass die Mannschaft auch ohne Trainerwechsel die Kurve kriegt
- Der Druck vor den nächsten beiden Spielen gegen SG Wattenscheid 09 und Aufsteiger Rhynern ist enorm
Eigentlich war Sven Demandt ja schon weg. Nach dem aus Essener Sicht so bitteren 1:1 am vergangenen Samstag im Heimspiel gegen den FC Wegberg-Beeck war die Scheidung zwischen ihm und Rot-Weiss Essen für viele offenbar beschlossene Sache. In der Gerüchteküche brodelte und dampfte es. Ein Gerücht wurde gestreut, dass der Fußballlehrer noch das Training am Montag leiten und dann freigestellt werden sollte. Doch am Montag leitete Demandt das Training und am Dienstag auch. Passiert ist nichts. Nun schafft Sportdirektor Jürgen Lucas auf Anfrage dieser Zeitung Klarheit: „Sven Demandt wird auch am Freitag in Wattenscheid auf der Bank sitzen.“
Am Mittwoch tagt der RWE-Aufsichtsrat an der Hafenstraße
Lucas hatte sich bereits nach dem Wegberg-Debakel für den Fußballlehrer ausgesprochen, ihm den Rücken gestärkt. Er sei nach wie vor davon überzeugt, dass Demandt mit RWE die Kurve kriegen werde, dass die Mannschaft genug Qualität besitze, um diese Krise zu meistern. Ratlos war aber auch er über diese chaotische Darbietung.
Und Lucas sagte auch, dass er die Trainerfrage natürlich nicht ganz allein beantworten könne. Insofern ist davon auszugehen, dass er sich vor seinem öffentlichen Statement mit den Gremien abgestimmt hat. Am Dienstag hat der Sportbeirat getagt, an diesem Mittwoch wird der Aufsichtsrat zusammenkommen.
Gerüchte werden von den RWE-Verantwortlichen nicht kommentiert
Der Vorsitzende Michael Welling sagte noch am Sonntag dem Reviersport, Gerüchte würde grundsätzlich niemand im Verein kommentieren. „Wenn das alles stimmen würde, was da erzählt wird, dann gäbe es drei verschiedene Wahrheiten. Und alle würden sich gegenseitig ausschließen.“ Dass nach dem enttäuschenden Start in die Saison aber derlei Vermutungen angestellt werden, verwundere ihn nicht: „So eine Situation, in der wir uns befinden, ist auch immer die Zeit der Schlauschwätzer,“ so Welling.
Die Entscheidung überrascht nicht wirklich, nachdem die Rot-Weissen nicht sofort reagiert hatten. Es wäre schon sehr ungewöhnlich gewesen, hätte man Demandt am Donnerstag vor die Tür gesetzt.
Das Zeitfenster bis zum nächsten Spiel war zu klein
Nur 24 Stunden vor dem wichtigen Spiel in Wattenscheid (19.30 Uhr, Lohrheide). Und das nächste wichtige Spiel folgt bereits am nächsten Dienstag an der Hafenstraße gegen Westfalia Rhynern (19.30 Uhr). Da ist das Zeitfenster, um die Spieler gewissenhaft vorzubereiten, doch ziemlich klein geworden. Und eine Frage des Stils wäre es allemal. Ihn hinzuhalten, das hat Demandt nicht verdient. Die Situation durch die Gerüchte über seinen möglichen Rausschmiss ist für ihn schon unangenehm genug. Aber Demandt ist natürlich, wie er immer zu sagen pflegt, lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass er keine Jobgarantie hat. Natürlich hat der eine oder andere Verantwortliche auch schon über Plan B nachgedacht, das ist legitim und hat nicht nur mit mangelndem Vertrauen zu tun, sondern auch mit Verantwortungsbewusstsein. Sollte Demandt nicht sofort Ergebnisse liefern, muss er gehen. Das wissen beide Seiten.
„Sven geht mit der Situation sehr professionell um“
„Sven geht mit der Situation sehr professionell um“, sagt Jürgen Lucas. Und der Trainer macht weiter seinen Job, hat in diesen Tagen viele Einzelgespräche geführt und versucht, den Spielern neues Selbstvertrauen zu vermitteln. Rot-Weiss steht unter Druck, und er lastet vor allem auf Sven Demandt. Muss einer seinen Platz räumen, dann wird der Trainer der Erste sein.