Bonn. Beim 3:3 beim Bonner SC kassieren die Essener in Überzahl doch noch den Ausgleich. Die Gäste hatten genug Chancen für einen klaren Sieg.
- In Überzahl kassieren die Essener kurz vor Schluss noch den Ausgleich beim Bonner SC
- Nach vier Spieltagen steht die RWE-Abwehr schon mit acht Gegentoren da
- RWE-Trainer Sven Demandt sieht einen schmalen Grat zwischen Offensivfußball und der Arbeit nach hinten
Das Spiel in Bonn war längst vorbei, da nahm Dennis Malura auf dem Stuhl neben Carsten Wolters Platz und redete wild gestikulierend auf den Co-Trainer ein. Immer wieder zeigte der Abwehrspieler vorwurfsvoll in Richtung eigenen Strafraum, in dem sich fünf Minuten zuvor höchst Ärgerliches ereignet hatte: Vier, fünf Essener flanierten recht entspannt in ihrem Arbeitsbereich, da rauschte von hinten Nico Perrey heran und konnte völlig unbehindert einköpfen: Es war das Tor zum 3:3-Endstand für den Bonner SC, die Gastgeber hatten den Essenern tatsächlich in Unterzahl noch die Butter vom Brot genommen.
„Wir hatten das Spiel doch eigentlich im Sack, hätten meinetwegen den Chancen nach auch 7:5 gewinnen müssen, da fehlen mir fast die Worte“, bekannte Malura. Und mit Blick auf die nächste Aufgabe beim Spiel in Uerdingen bereits am kommenden Dienstag legte der Routinier den Finger in die Wunde: „Da müssen wir aber auch im Kollektiv als Mannschaft auftreten und die Räume eng halten. Solche Leichtsinnsfehler dürfen da nicht mehr passieren.“
Das konnte durchaus als leise Kritik an der Mannschaft gedeutet werden, in der einige die Arbeit gegen den Ball momentan durchaus als lästige Pflichtaufgabe empfinden. Wie anders ist sonst der Satz von Bonns Trainer Daniel Zillken zu deuten auf der anschließenden Pressekonferenz, der vielsagend meinte: „Wir wussten ja, dass die Essener nicht so gerne nach hinten arbeiten.“
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Da hatte sich der Bonner Coach wieder auf Normaltemperatur heruntergekühlt, während es in den 90 überaus drückenden Spielminuten gerade an der SC-Bank heiß herging. Um es dezent auszudrücken: Die Herrschaften des Trainerteams saßen selten auf ihren Stühlen, Co-Trainer Michael Braun nach seinem allzu heftigen Protest in der 66. Minute nur noch auf der Tribüne. Viele dachten im Stadion, es wäre die spielentscheidende Szene, als Malura die Wege mit Ugur Dündar kreuzte und daraufhin im Strafraum zu Fall kam. Dündar kassierte Gelb und kurz darauf wegen wohl allzu heftiger Wortwahl Richtung Schiedsrichter auch Gelb-Rot. Kapitän Benjamin Baier verwandelte eiskalt auch seinen zweiten Elfmeter des Tages, auch der dritte Essener Treffer resultierte aus einem Standard, als Philipp Zeiger eine Grund-Ecke einköpfte.
Drei Tore auswärts langen nicht zum Sieg
Drei Tore auswärts – das sollte eigentlich auswärts zu einem Sieg langen. Tut es bei Rot-Weiss zur Zeit aber nicht, weil man vorne gar nicht so oft einnetzen kann, wie es hinten einschlägt. Eine ärgerliche Begleiterscheinung der neuen RWE-Spielweise, befindet Trainer Sven Demandt: „Zu Hause wollen ja alle, dass wir anders auftreten, und wir machen es ja auch. Aber bei allem Berauschen an den Offensiv-Aktionen sollten wir unsere Aufgaben in der Defensive nicht vernachlässigen. Wir bewegen uns da auf einem ganz schmalen Grat, da müssen wir sehr aufpassen.“
Vielleicht, so fragen sich manche Fans, war es doch nicht so gelungen, das eingespielte Innenverteidiger-Paar Zeiger/Windmüller auseinanderzudividieren. Was sich Abwehrchef Zeiger und Nebenmann Jan-Steffen Meier vor dem 0:1 durch den davon profitierenden Jannik Stoffels an Abstimmungsproblemen leisteten, sah alles andere als souverän aus. „Wir haben acht Tore kassiert in vier Spielen“, bemängelte Demandt, wohl wissend, dass es in der vergangenen Rückrunde insgesamt nur 15 waren.
Chancen zum 4:2 waren reichlich vorhanden
Das alles wird schnell abzustellen sein, will man nach dem Spiel in Uerdingen nicht schon wieder einem beträchtlichen Abstand zu den oberen Mannschaften hinterherlaufen. Dabei hätte die Partie am Ende aus Essener Sicht durchaus spektakulär zu Ende gehen können: Kamil Bednarski, auf seiner Seite diesmal agiler unterwegs als Kai Pröger auf seiner, verfehlte nach dem 3:2 mit einem Kopfball nur knapp das Ziel, der gerade eingewechselte Robin Urban hätte bei seinem Kopfball aus nächster Nähe eines der schnellsten Tore dieser Liga erzielen können, versuchte es aber zu zaghaft, und Kai Pröger wählte in den Schlussminuten, alleine auf Torhüter Alexander Monath zustrebend, die falsche Ecke, die kurze. „Wenn du das 4:2 nicht machst, ist das 3:3 immer möglich“, so Demandt. Der Mann könnte sich, wenn es mit dem Fußball nicht mehr klappt, auch als Wahrsager verdingen.