Essen. Nach der schmerzhaften 1:3-Heimniederlage gegen den Wuppertaler SV macht sich Ernüchterung breit. Auch Rot-Weiss-Coach Demandt enttäuscht.

  • Die schmerzhafte RWE-Niederlage gegen den WSV war in allen Belangen hochverdient.
  • Nach der frühen Führung schon nach fünf Minuten zog sich RWE tief stehend in die eigene Hälfte zurück.
  • Auch RWE-Coach Sven Demandt war enttäuscht: „Ich dachte, wir wären schon einen Schritt weiter.“

Als alle wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet waren, machte sich die große Ernüchterung breit: Diese 1:3 (1:0)-Heimniederlage gegen den Wuppertaler SV tat allen Rot-Weissen richtig weh. Und was besonders nachschmerzte, war die Tatsache, dass sie auch noch hochverdient war.

Dabei war der Boden für ein richtiges Fußballfest bereitet. Es war die erhoffte fünfstellige Kulisse, die sich auf den Weg zur Hafenstraße gemacht hatte, angelockt auch durch den guten Start in Dortmund, wo sich das 2:2 wie ein Sieg angefühlt hatte. Das Stadion brodelte vor Beginn, die Westkurve war noch lauter als sonst. Und die Begeisterung sollte anfangs auch nicht abflauen, die Mannschaft nahm den Pass gekonnt auf: Fünf Minuten waren gespielt, da schlug Dennis Malura einen hohen Ball auf die linke Seite, wo sich Kevin Grund mit einem gekonnten Bodycheck – hart an der Grenze des Erlaubten – gegen Silvio Pagano behauptete und trocken rechts unten zum 1:0 verwandelte.

Robin Urban (am Ball) und Jan Steffen Meier (daneben rechts) waren an zwei Wuppertaler Toren maßgeblich beteiligt.
Robin Urban (am Ball) und Jan Steffen Meier (daneben rechts) waren an zwei Wuppertaler Toren maßgeblich beteiligt. © Thorsten Tillmann

Doch die Führung gab nicht die erhoffte Sicherheit, die Gastgeber zogen sich ganz tief stehend in die eigene Hälfte zurück. „Ab der 15. Minute haben wir völlig die Kontrolle über das Spiel verloren, wir konnten ja von Glück sagen, dass wir zur Pause noch in Führung lagen“, legte RWE-Coach Sven Demandt, der sich wieder für die Anfangself vom Vorsonntag entschieden hatte, nach der Partie schonungslos den Finger in die Wunde.

Das Glück kam diesmal in Gestalt von Pfosten und Latte daher: Ein Kopfball des bärenstarken Kevin Hagemann prallte vom Lattenkreuz zurück (37.), direkt vor dem Pausenpfiff traf der Ex-Essener Gino Windmüller, diesmal überraschend auf der Sechser-Position im Mittelfeld aufgeboten und mit einer tadellosen Leistung, bei seinem Kopfball nur die Oberkante der Latte. Davor in der 29. Minute konnte Philipp Zeiger noch einen Schuss von Christopher Kramer von der Linie kratzen. Glück war zur Halbzeit also fast schon die Untertreibung des Jahres.

Die Essener Spitzen hingen in der Luft

Enttäuschend war, wie sich die Essener besonders im Mittelfeld den Schneid abkaufen ließen. Hier waren alle Wuppertaler, allen voran der bienenfleißige Daniel Grebe, viel länger und griffiger unterwegs. Das WSV-Mittelfeld räumte so konsequent gegen die Platzherren ab, dass die Leistung von Kai Pröger oder Marcel Platzek gar nicht zu beurteilen waren. Es kam schlichtweg nichts durch in die Spitze.

Dass sich zur Pause etwas ändern musste, war allen Beteiligten klar. Sven Demandt brachte für Tolga Cokkosan Neuzugang David Jansen, der in der Spitze die langen Verzweiflungspässe wenigstens festmachen sollte, was diesem auch gelang, nur fand sich kein Abnehmer im Umkreis. Grundlegendes am RWE-Aufbauspiel änderte sich nämlich nicht, viel zu langsam und zu statisch gerieten die Aktionen, ein Gruß aus der Vorsaison quasi. „Ich habe gedacht, dass wir in dieser Hinsicht schon einen Schritt weiter wären, da habe ich mich wohl getäuscht“, konstatierte ein verblüffter Sven Demandt.

Große Schlussoffensive blieb aus

Und er musste mit ansehen, wie das Spiel wieder einmal durch individuelle Fehler in der Abwehr seinen Rot-Weissen entglitt. Beim längst verdienten Ausgleich durch Kramer im Anschluss an eine Ecke (51.) stand der zugeordnete Jan-Steffen Meier zu weit weg und der Wuppertaler am langen Pfosten völlig blank. Und beim 1:2 durch Kevin Hagemann in der 64. Minute ging Kramer viel zu leicht an Robin Urban vorbei.

Die große Schlussoffensive der Essener in der letzen Viertelstunde war schon mit Hilflosigkeit und Ideenlosigkeit gepaart. Bei einem 3:1-Überzahlkonter in der 71. Minute riskierte Robin Heller gegen Hagemann noch Kopf und Kragen, in der Schlussminute war auch er machtlos, als Gaetano Manno in der Mitte Davide Leikauf völlig ungehindert bediente. WSV-Coach Stefan Vollmerhausen unterdrückte nur mühsam seinen Stolz, „hier nach eineinhalb Jahren endlich einmal wieder gepunktet zu haben. Aber er meinte noch: „Zu diesem Zeitpunkt werden wir es nicht überbewerten, sondern versuchen, analytisch zu bleiben.“ Das wird auch RWE müssen – mit weniger Freude.