Essen. Rot-Weiss Essen hat einen Spieler geholt, der seinen Torriecher nachgewiesen hat: Daniel Engelbrecht hat auch für ungewöhnliche Zeilen gesorgt.
- Der neue Torjäger ist gefunden: Rot-Weiss Essen hat Mittelstürmer Daniel Engelbrecht verpflichtet
- Der gebürtige Kölner hatte vor vier Jahren einen Herzstillstand und spielt seither mit Defibrillator
- Rot-Weiss Essen erhofft sich in der kommenden Saison mehr Tore und Durchschlagskraft
Das Geheimnis ist gelüftet: Der „Knipser“, der für Rot-Weiss Essen künftig Tore machen soll, heißt Daniel Engelbrecht (26). Der groß gewachsene Mittelstürmer kommt vom Südwest-Regionalligisten TSV Steinbach und hat an der Hafenstraße einen Vertrag bis Sommer 2019 unterschrieben.
„Wir hatten Daniel schon länger im Auge. Er ist ein Stürmer mit direktem Zug zum Tor, der den gewissen Riecher, aber auch Kaltschnäuzigkeit besitzt“, beschreibt RWE-Sportdirektor Jürgen Lucas. Und weiter: „Er arbeitet unheimlich viel für die Mannschaft und sorgt mit seiner Schussstärke auch aus der Distanz für Torgefahr.“
Qualität auch in der 3. Liga schon bewiesen
Die Rot-Weissen hatten ja immer wieder betont, dass man einen Spieler suche, der seine Qualität als Torjäger bereits nachgewiesen habe. Und das hat Engelbrecht zweifelsohne. Aus der U 19 von Bayer Leverkusen wechselte er zu Alemannia Aachen II (NRW-Liga), wo er in 73 Spielen 48 Tore machte. Zweitligist VfL Bochum wurde auf ihn aufmerksam und nahm Engelbrecht zur Spielzeit 2012/2013 unter Vertrag. Bei seinen 18 Einsätzen in der Regionalliga traf er neunmal für den VfL. Danach zog es ihn weiter zu den Stuttgarter Kickers in die 3. Liga, wo der gebürtige Kölner auch Stammspieler wurde.
Dann der Schock. Im Juli 2013 hatte der Fußballer auf dem Rasen einen Herzstillstand, er musste reanimiert werden und hatte Glück. Später wurden eine Herzmuskelentzündung und chronische Rhythmusstörungen diagnostiziert. Viermal wurde Engelbrecht danach am Herzen operiert, unter anderem wurde ihm ein Defibrillator in den Brustkorb eingesetzt.
Das Comeback war ein wunderbares Stück Sportgeschichte
Doch der junge Mann kämpfte sich zurück und schrieb ein wunderbares Kapitel Sportgeschichte. Im zweiten Spiel nach seinem Comeback erzielte er im Dezember 2014 gegen Wehen-Wiesbaden den Siegtreffer zum 2:1 – und wurde später erneut Leistungsträger.
Engelbrecht hat immer an Plan A geglaubt
Das Comeback von Daniel Engelbrecht im Dezember 2014 war ein hochemotionaler Moment. Als er den Siegtreffer erzielt hatte, zog er sein Trikot aus, auf dem Hemd darunter stand: „Nichts ist unmöglich.“
Der Fußballer hat später einmal gesagt, dass er immer daran geglaubt habe, weiter Fußball spielen zu können. Einen Plan B habe es nicht gegeben. „Ich habe all meine Kraft in Plan A gesteckt.“
Engelbrecht kehrte zurück nach Aachen und traf dort in der Rückrunde der Saison 15/16 in 13 Regionalliga-Spielen fünfmal. Zuletzt trug er das Trikot der TSV Steinbach. Nach zunächst fünf Toren in sieben Spielen zum Saisonstart musste der Mittelstürmer aufgrund eines Tritts in den Rücken lange pausieren und konnte erst in den letzten sieben Saisonspielen beim Tabellenfünften wieder mitwirken.
Mediziner geben nach finalem Check grünes Licht
„Wir waren uns mit ihm schon lange auch finanziell einig“, verrät Jürgen Lucas. Doch die Unterschrift ließ auf sich warten. Engelbrecht war im Urlaub, und an der Hafenstraße wollten sie auf Nummer sicher gehen und warteten den finalen Medizincheck ab. Wie praktisch, dass die „Contilia“-Gruppe Gesundheitspartner des Vereins ist. Die Herz-Spezialisten dort gaben grünes Licht, der Mann ist topfit.
Und seinen Ehrgeiz hat Daniel Engelbrecht trotz der unglücklichen Umstände nie verloren. Überhaupt geht er ziemlich offen mit dieser Herz-Sache um. „Die Geschichte stört mich überhaupt nicht, ich erzähle sie ja auch immer wieder“, sagte Engelbrecht vor gut einem Jahr dem Internetportal „Spox-com“. Er wolle nur nicht überall der Herzkranke sein. Und noch eine interessante Passage findet sich in diesem Interview. Als der Stürmer gefragt wurde, ob er sein Ziel hatte verschieben müssen, erwiderte er: „Überhaupt nicht. Mein Ziel ist nach wie vor die Bundesliga. Manchmal geht man eben einen Schritt zurück, um zwei nach vorn gehen zu können.“