Essen. Bei der Mitgliederversammlung von Rot-Weiss Essen waren Finanzen und sportlicher Rückblick nicht das Hauptthema. Zum Teil wurde heftig diskutiert.
- Die Mitglieder sprechen sich dafür aus, dass die Vereinsführung einen Plan zur Ausgliederung erstellt
- Die Finanzlage des Viertligisten ist trotz des Ausstiegs von Sponsor Innogy nach wie vor sehr solide
- Rot-Weiss muss für Fan-Ausschreitungen 80 000 Euro zahlen und will Verursacher rigoros bestrafen
Vor der Mitgliederversammlung von Rot-Weiss Essen am Sonntag stand ein Tagesordnungspunkt im Fokus: Soll der Fußball-Regionalligist seine Lizenzspieler-Abteilung in eine Kapitalgesellschaft auslagern? Schon seit Wochen wird darüber diskutiert, es gab drei Info-Veranstaltungen, die diesen gravierenden Einschnitt von allen Seiten ausgeleuchtet haben. Aber dem RWE-Vorsitzenden Michael Welling blieb es natürlich nicht erspart, dem Auditorium im Congress Center die Idee nochmals vorzustellen. Ein interessanter, aber höchst komplexer und dadurch komplizierter Stoff. Doch RWE hat sich nun mal dazu entschieden, den Anhang möglichst intensiv in den Entscheidungsprozess mit einzubeziehen.
Fans dürfen am Konzept mitarbeiten
Es gab viele Fragen trotz fortgeschrittener Zeit, und der eine oder andere signalisierte Unsicherheit oder Bedenken, ob man durch diese Ausgliederung möglicherweise die Selbstbestimmung aufgebe und sich einem Investor ausliefere. Der existenzielle Disput zwischen 1860 München und Geldgeber Hassan Isamik ist ja derzeit in aller Munde. Doch am Sonntag sollte in der Messe ohnehin keine Entscheidung fallen. Am Ende wurde über den Antrag von Vorstand und Aufsichtsrat abgestimmt, ob man das Konzept der Ausgliederung im Detail ausarbeiten solle. Von den rund 470 Mitgliedern sprachen sich 75 dagegen aus, neun enthielten sich. Antrag angenommen. Und die Fans wurden noch eingeladen, sich nun auch zu beteiligen. Ob es wirklich zum Vollzug kommt, wird dann auf einer anderen Mitgliederversammlung entschieden.
Allerdings war es nicht das einzige heiße Thema an diesem Tag. Die Versammlung dauerte fast fünf Stunden und mitunter wurde vehement diskutiert.
Bei den Finanzen gibt es nichts zu meckern
Bei den Finanzen gab es zunächst nichts Großartiges zu meckern. Michael Welling bezeichnete die „Hoch3“-Kampagne als Riesenerfolg, sie habe ein Plus von 225 000 Euro in die Kasse gespült. Der Verein hat im Jahr 2016 bei einem Umsatzerlös von 6,65 Millionen Euro ein Eigenkapital von 480 000 Euro vorzuweisen. Der Etat für den Spielbetrieb wird in etwa gleich bleiben, obwohl durch den Innogy-Ausstieg eine sechsstellige Summe weggefallen ist. Man habe das aufgefangen, sagt Welling, indem an verschiedenen Stellen gespart wurde, auch im administrativen Bereich. Für das kickende Personal sind rund 2,9 Millionen Euro eingeplant. „Ungefähr da, wo wir auch waren“, so der RWE-Chef. Der Haushaltsplan für die kommende Periode sei wieder „sehr konservativ“ erstellt worden. Man kalkuliere mit einem Gewinn von rund 160 000 Euro. Das sei ein „Risikopuffer“. Die erste Hauptrunde im DFB-Pokal wurde mit 200 000 Euro verbucht.
Die sportlichen Fakten nahmen die Mitglieder ebenfalls kommentarlos zur Kenntnis. Als der Abstieg der U 19 und U 17 zur Sprache kam, gab es nur kurze Missfallensäußerungen. Aber selbstbewusst trat Sportdirektor Jürgen Lucas auf und machte Mut, dass es in der kommenden Saison auf jeden Fall besser werde. „Wir werden weiter Schritt für Schritt den Kader verbessern, wir setzen auf sportliche Kontinuität“, betonte der Aufsichtsratsvorsitzende André Helf.
Disput über Fan-Ausschreitungen, die RWE in der abgelaufenen Saison 80 000 Euro kosteten
Ein heftiger Disput entwickelte sich um die Fan-Ausschreitungen: Pyros, Böller, Rauchbomben. 80 000 Euro musste RWE in der Vorsaison an den Verband berappen. Zuletzt beim Pokalfinale gegen Duisburg ging die LED-Bande zu Bruch. „Es reicht. Wir werden jeden Einzelnen stellen und Schadensersatz einfordern“, betonte Helf. Es gab aber auch Befürworter, die relativierten oder alles halb so wild finden, während die RWE-Verantwortlichen auf Null Toleranz pochen, weil Pyros nun mal verboten seien.
Entlastet wurden Gremien auch, allerdings mit der einen oder anderen Nein-Stimme. Beim Aufsichtsrat waren es 15 (14 Enthaltungen) und beim Vorstand Welling 16 (17).