Essen. RWE lässt seine Mitglieder entscheiden, ob sich der Verein gedanklich mit einer Ausgliederung auseinandersetzen soll. Dabei werden Vertreter anderer Klubs gehört.

  • RWE bindet seine Fans früh in die Frage einer möglichen Ausgliederung ein
  • Dabei hören sich die Essener die Berichte von Fan-Vertretern anderer Klubs an
  • Die Rolle der Fans und Mitglieder wurde unterstrichen

Die Frage nach dem Einfluss eines Investors. Sie ist eine von vielen Fragen, die Fans eines Fußball-Vereins beschäftigt. Und zwar dann, wenn der eigene Klub offenkundig damit liebäugelt, seine Lizenzspieler-Abteilung auszugliedern. Oder, um das Kind beim Namen zu nennen, in eine Kapitalgesellschaft auszugliedern.

Auch Rot-Weiss Essen denkt darüber nach. Was den Regionalligisten aber von vielen anderen Klubs unterscheidet: Er lässt seine Mitglieder darüber entscheiden, ob sich die Vereinsführung überhaupt gedanklich damit auseinandersetzen soll. Er bindet seine Fans in einem sehr frühen Stadium in die Pläne ein. Und nicht nur die eigenen: Auf der dritten Informations-Veranstaltung zur geplanten Ausgliederung kamen auch Vertreter anderer Fußball-Vereine zu Wort.

Die, die den Schritt zur Kapitalgesellschaft bereits hinter sich haben (Aachen, Osnabrück und Bielefeld), und auch die, denen der Schritt vielleicht bevorsteht: die Initiatoren von „echt VfL“, eines Informations-Korrektivs des VfL Bochum. Auch der West-Klub möchte gern ausgliedern – darüber entscheiden die Mitglieder im Herbst.

„Geld schießt keine Tore, Tradition aber auch nicht“

Was grundsätzlich für eine Ausgliederung spricht: Der Verein würde im Fall eines positiven Mitglieder-Votums sofort von einem höheren Geldbetrag profitieren, könnte ihn sofort in den Kader investieren. Der gewünschte Effekt: sportlicher Erfolg.

„Geld schießt keine Tore, Tradition aber auch nicht.“ Horst Filbrich hat das im Stadion Essen gesagt und damit dafür geworben, dass über einen Mittelweg nachgedacht werden soll. Nun ist eine Kompromiss-Lösung rechtlich sehr schwierig. Denn bei einer Ausgliederung würde das Mitspracherecht der Vereins-Mitglieder beschnitten. Und genau das ist die Sorge, über die in der Zeche Hafenstraße intensiv diskutiert wurde.

Freilich: In die Tiefe zu gehen, in die komplexe Struktur einer Gesellschaft einzutauchen, die noch nicht existiert, deren Geldgeber und Entscheidungsträger noch nicht feststehen, ist schwierig. Und so waren es Eventualitäten, die besprochen wurden.

Die Frage nach dem Einfluss

Die grundsätzliche Frage: Wie groß wäre der Einfluss eines Investors auf das Tagesgeschäft der Fußball-Abteilung? „Solche Menschen, die diesen Einfluss nicht wollen, wenn sie Geld geben, müssten erst noch erfunden werden“, gab Stephan Berger von „echt VfL“ zu bedenken. Es sei schwierig zu glauben, dass ein Vertrag so ausgestaltet werden könne, dass er der Einfluss des Anteilseigners an der Kapitalgesellschaft klein bleibt.

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Beim VfL, so der Tenor auf dem Infoabend Anfang Mai, sei das alles gar nicht so schlimm. Im Grunde ändere sich nicht viel. Das sind Szenarien, die bei der Ausgliederung von Arminia Bielefeld ebenfalls prognostiziert worden sind. „Das sind Denkweisen, die die Arbeit natürlich erleichtern“, sagte Ulrike Polenz vom Arminia Supporters-Club. Gleichzeitig machte sie auf die Bedeutung einer kritischen Diskussion mit Ausgliederungs-Gegnern aufmerksam: „Der Verein braucht bei der Planung diese Störungen.“

Als Vereins-Mitglied naiv daran zu glauben, dass alles beim Alten bleibe, es keine Reibereien zwischen Geschäftsführung und Investoren geben, der sportliche Erfolg aber sofort auftreten würde, sei gefährlich, so der allgemeine Tenor. „Handlungsträger können sich ändern. Wichtig sind die Strukturen“, erklärte Stephan Berger.

Die Roller der Mitglieder

Es wurde überlegt, es wurden Szenarien aufgestellt, wie man den Einfluss von Investoren, wie man aber auch Verflechtungen zwischen den Gremien wie Aufsichtsrat, Geschäftsführung und Vereinsvorstand vermeiden könne. Wichtig, und da waren sich alle Anwesenden einig, sei die Wahrung der Einflussnahme durch die Mitglieder. Denn die seien emotional näher beim Verein. „Ein Geschäftsführer könnte wegen eines höheren Gehalts wechseln. Ein Arminia-Fan würde vermutlich nicht zu Borussia Dortmund wechseln, weil er dort für seine Dauerkarte zwei Spiele mehr bekommt“, formulierte es Ulrike Polenz und benutzte bewusst eine leichte Zuspitzung.

Die Vertreterin der Fans des abstiegsbedrohten Zweitligisten lieferte den wichtigen Schlusssatz, der auch gleichzeitig breite Zustimmung fand: „Wir Fans können etwas in den Verein einbringen, das den Fußball besonders macht.“