Essen. . Doppelpack des Stürmers von RWE sollte ihm im Saison-Endspurt weiter Selbstvertrauen geben. Diskussionsbedarf nach Roter Karte für Ratifo.
- Mit einem Doppelpack holt sich der RWE-Stürmer neues Selbstvertrauen
- Die Rote Karte für den Kölner Ratifo sahen die beiden Trainer höchst unterschiedlich
- Nach der Pause ging der Angriffsschwung bei den Essenern verloren
Kevin Grund kam als Letzter zum Mannschaftsbus, die Nachbehandlung hatte bei ihm am längsten gedauert: „Ich hatte einen Krampf, überall hat der Muskel zugemacht, ich hatte halt lange nichts mehr getan“, grinste er, war aber froh, wieder dabei gewesen zu sein. Zwar war die Zehverletzung noch nicht ausgeheilt, aber für das eine Spiel hatte er eine Schmerztablette genommen. Im Nachhinein hätte er sich wohl auch geärgert, bei dieser ersten Halbzeit nicht auf dem Platz gestanden zu haben.
„Wir haben uns vor dem Spiel vorgenommen, heute mal mehr Fußball zu spielen. Die Mannschaft hat das gut gemacht, jeder wollte den Ball haben, ich denke, das hat in der ersten Halbzeit auch ganz gut geklappt“, lautete sein Fazit. In der Tat, bedingt durch den zwangsweisen Ausfall von Stürmer Marcel Platzek hatte sich die Statik im Spiel ganz schön verschoben.
Benjamin Baier nutzte seine offensive Rolle
Kapitän Benjamin Baier, zuletzt gegen Schalke noch gelbgesperrt, war mit der Lizenz eines Zehners ausgestattet, und er nutzte seine Offensiv-Aufgabe weidlich aus. Wie ein Chef-Operateur spielte er passgenau in die Schnittstellen und schickte Dennis Malura oder Tolga Cokkosan über außen auf Reisen.
Der Ball lief über den samtweichen Rasen, dass es nicht nur den 200 mitgereisten Essener Fans Spaß machte, zuzuschauen. Zuschauen musste allerdings nach 19 Minuten auch ein Kölner. Über die Hinausstellung von Stanley Ratifo, den Argusaugen des Linien-Assistenten zu verdanken, gab es hinterher mal wieder unterschiedliche Meinungen. Während Kölns Trainer Patrick Helmes nach Anschauen des Videos zur Meinung gelangte, es handele sich um das normale Kreuzen beider Laufwege, hörte sich das Ganze aus Sicht des RWE-Coaches schon anders an: „Ich glaube meinem Spieler, wenn er mir sagt, Ratifo hätte ihm die Stollen in die Achillessehne gedrückt“, so Sven Demandt. Der Grad der Erregung des aufschreienden Maluras , der jede Entschuldigung ablehnte, lässt eher zur zweiten Auslegung tendieren, zumal der Ex-Auerbacher Ratifo in dieser Hinsicht kein unbeschriebenes Blatt ist.
Es war auf jeden Fall spielentscheidend, weil RWE gleich im Anschluss die nummerische Unterlegenheit rigoros bestrafte. Der Strahl, den Kamil Bednarski da beim Führungstor abließ, war nicht von schlechten Eltern und bildete die Grundlage fürs Selbstvertrauen in Minute 85. Die Älteren werden sich erinnern an das Tor des Monats von Lothar Matthäus in Leverkusen, diesmal nur seitenverkehrt: Kasim Rabihic schlägt die Ecke herein, Bednarski lässt den Ball gar nicht erst auftupfen, sondern nagelt ihn in den rechten oberen Winkel. Hallelujah!
Auch Grund übte sich in Selbstkritik
Da konnte auch Kevin Grund nur staunen: „Wir wissen ja, dass Kamil eine linke Klebe hat.“ Auch Trainer Demandt freute sich mit dem Doppel-Torschützen: „Für den Kamil war es heute wichtig, er ist es ja gewohnt, viele Tore zu machen.“ Dazwischen lag aber nach der Pause eine Phase, die den Gästen überhaupt nicht schmeckte, die der RWE-Coach aber auch zu erklären wusste: „Manchmal ist es im Fußball so, dass man sich gegen zehn Mann schwerer tut, das hat man vor allem in der zweiten Halbzeit gesehen.“ Und auch Kevin Grund ging da bereitwillig in die Selbstkritik: „Da lief es genau andersherum, keiner wollte mehr den Ball haben, jeder Mannschaftsteil hat zu wenig Laufbereitschaft gezeigt. So kommt dann eben so eine Halbzeit zustande.“
Aber man kann ja im Team drüber reden, auch in der Halbzeit, einfach weiter Fußball zu spielen.