Dortmund. Das 1:1 beim Aufstiegskandidaten Borussia Dortmund war in erster Linie ein Lehrstück für Taktikfreunde. RWE ließ bis auf den Elfmeter nichts zu.
- Das 1:1 beim Tabellenzweiten Borussia Dortmund erfreute vor allem die Taktikfreunde
- Führung von Ngankam reichte RWE nicht zum Sieg, weil wieder einmal ein Elfmeter verschuldet wurde
- Robin Heller bekam von RWE-Coach Sven Demandt wieder den Vorzug im Tor gegenüber Niclas Heimann
Fußball läuft nicht immer nach jedermanns Geschmack. Die 1729 Zuschauer im Stadion Rote Erde fühlten sich nach den 92 Regionalliga-Minuten am Samstag nur mittelprächtig unterhalten, das 1:1 zwischen Titelaspirant Borussia Dortmund U23 und der verhinderten Spitzenmannschaft Rot-Weiss Essen war aber wohl leistungsgerecht. Es war ein Musterbeispiel für den Taktik-Stammtisch und ein - aus Essener Sicht - „Meisterstück für Raumausstatter.”
Die Gäste mussten viel laufen
Die Gäste teilten sich ihren Raum äußerst diszipliniert auf, und die Spieler empfanden ihren Auftrag am Ende zur vollsten Zufriedenheit erfüllt. „Für die Zuschauer waren es vielleicht ein bisschen wenig Torchancen, aber das zeigt auch, dass wir es heute richtig gut gemacht haben gegen einen starken Gegner. Dazu mussten wir viel laufen, um die Räume zuzustellen. Am Ende fehlten dann zwei, drei Körner, um die wenigen Konterchancen besser zu Ende zu spielen”, fasste Angreifer Kamil Bednarski den stressigen Kraftakt zusammen.
Für BVB-Coach Daniel Farke war es das schwierige Spiel zweier „richtig guter Mannschaften” mit „richtig guten Einzelspielern”, bei dem es am Ende auf Kleinigkeiten ankomme. Farke sah von seinem Team sogar in der ersten Halbzeit das beste Spiel in der Rückrunde. Umso erstaunlicher dann, wie weit die Dortmunder an diesem Nachmittag von einer Führung entfernt waren.
Die hatte Rot-Weiss bereits nach einer Minute auf dem Schirm. Was wäre wohl passiert, hätte Marcel Platzek bei der Ecke von Benjamin Baier nicht fast schon auf der Torlinie gestanden, um den Ball über die Linie zu bringen? So stand er hoffnungslos in Rücklage und köpfte über die Latte.
Führung für RWE wie im Training
In eine ähnlich gefährliche Abschlussposition kam der BVB in der ganzen Spielzeit überhaupt nicht. Und er geriet nach dem Wechsel so richtig in die Bredouille, als RWE nach einem einstudierten Trainingsspielzug in Führung ging: Ein Freistoß von Baier wurde kurz ausgeführt auf Nico Lucas, und der brachte die Flanke gegen hoch aufrückende Dortmunder flach und angeschnitten ins gefährliche Gebiet am Elfmeterpunkt, was für den BVB fast unmöglich zu klären war, und woraufhin Roussel Ngankam (52.) nur noch den Fuß hinzuhalten brauchte.
Es war noch früh in der zweiten Hälfte, und dennoch lag RWE-Coach Sven Demandt mit seiner Einschätzung später wohl richtig, wenn er behauptete: „Ich glaube, bekommen wir den Elfmeter nicht gegen uns, kassieren wir hier kein Gegentor.” Denn nach der frühen Auswechselung von Massih Wassey schon nach 20 Minuten fehlte den Dortmundern die ordnende Hand im Spielaufbau. Allein der auffällige Marco Hober bemühte sich um Struktur in der raumknappen Essener Zone.
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Heller wechselte wieder ins Tor
So brauchte es den einen individuellen Fehler bei den Gästen, der Timo Becker nach 68 Minuten unterlief: Im Strafraum fuhr er das Bein gegen Jonas Arweiler aus, der sich eigentlich einer rot-weissen Übermacht gegenüber sah. „Das ist uns schon sieben, acht Mal in dieser Saison passiert, also nichts Neues”, knurrte Demandt, der dieses Ungestüme einem Jungen wie Becker aber eher verzeihen konnte: „Dabei hat er seine Sache in der ersten Halbzeit richtig gut gemacht. Aber wenn man aus Fehlern am meisten lernt, war es vielleicht nicht umsonst.”
Kein Fehler seitens des Trainers war es wohl, in der Torwartfrage wieder Robin Heller das Vertrauen zu geben, nachdem eine Woche zuvor Niclas Heimann gegen Aachen zurück in den Kasten rotiert war. „Rob hat seine Sache nach der Verletzung Nics richtig gut gemacht, und es gab keinen Grund, ihn jetzt herauszunehmen, deshalb habe ich jetzt wieder zurück gewechselt.” Damit dürfte auf dieser Position für die nächsten Partien auch erst mal Ruhe einkehren.