Essen. . Rot-Weiss Essen gehört in der Regionalliga nicht mehr zum Krösus-Kreis. Anders als der RWE-Gegner am Samstag, Tabellenzweiter Viktoria Köln.
- Auch finanziell gehört Rot-Weiss Essen nicht mehr zu den Top-Klubs in der Regionalliga
- Konstrukt wie „RB Leipzig“ kommt für den Traditionsklub an der Hafenstraße nicht infrage
- Der Tabellenzweite Viktoria Köln ist in einer komfortbalen Situation: Er hat einen Mäzen
Das Vorgeplänkel in der Fußball-Regionalliga hat eine Ende, an diesem Wochenende geht es wieder rund. Und die Rot-Weissen müssen beherzt durchstarten, wenn sie nicht schon zum Auftakt wieder Frust schieben wollen. Doch so einfach wird das ganz sicher nicht, denn Gastgeber an diesem Samstag (14 Uhr/ live bei uns im Ticker) ist Viktoria Köln, Tabellenzweiter und wie in den Jahren zuvor ein heißer Titelkandidat.
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Die Rot-Weissen haben eine ordentliche Vorbereitung absolviert, auch die Ergebnisse waren okay. Aber anders als die Kölner, die sich für eine Woche nach Andalusien verabschiedet hatten, gönnten sich die Essener nicht den Luxus eines Trainingslagers. Das wollten oder möglicherweise konnten sie sich auch nicht leisten.
Über die wirtschaftliche Situation wurde zuletzt häufig an der Hafenstraße diskutiert, nachdem der Konzern „Innogy“ seinen Ausstieg dort verkündet hatte. Als die Roten in dieser Woche ihren 110. Geburtstag im Kreise von Freunden und Gönnern zelebrierten, war das liebe Geld wieder ein Thema. Schon früher hatte der große Otto Rehagel angemerkt, dass - sinngemäß - Rot-Weiss nie den Zugang zu den „Türmen“ in Essen gefunden habe, sprich zu den Konzernen dieser Stadt. „Wir brauchen einen richtig großen Sponsor“, forderte die Trainer-Ikone erneut. Am besten den „Scheich von Dubai“.
RWE ist auch wirtschaftlich nicht unter den Top-Drei der Liga
Oder vielleicht Dietrich Mateschitz, den milliardenschweren Unternehmer, der den Erstligisten RB Leipzig auf einem sehr eigenwilligen Weg in die 1.Bundesliga geführt hat? Um Gottes Willen, bloß nicht! Traditionsvereine wie Rot-Weiss Essen graust es bei dem Gedanken. Das Geld würden sie schon nehmen, doch die Bedingungen müssen stimmen. Sie wollen ihre Identität nicht aufgeben, ihre Seele nicht verkaufen. Denn Mitglieder, die mitbestimmen, sind ein hohes Gut. In Leipzig gibt es sie nicht. Mateschitz kontrolliert alles.
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Es begab sich in diesen Tagen, dass der Sportreporter Waldemar Hartmann in einer Talkshow launig, aber unreflektiert in die Runde schwadronierte, dass RWE ebenfalls froh gewesen wäre, wenn der Brause-Hersteller an der Hafenstraße angeklopft hätte. Mitnichten, kontert RWE-Boss Michael Welling verärgert. „Nicht in dieser Form.“ Der entscheidende Passus der Replik. Sportlich arbeiten sie exzellent in Leipzig, das Konstrukt drumherum ist aber ein No-Go.
Selbstverständlich sucht Rot-Weiss Sponsoren oder gar einen Investor. Denn es braucht nicht nur sportliche Kompetenz und Glück, um dieser verflixten 4. Liga zu entkommen, sondern vor allem Geld. Nach dem Abschied von „Innogy“ können die Essener mehr denn je Partner gebrauchen. Wirtschaftlich gehört RWE aktuell nicht zu den Top-Drei der Liga. „Wir sind weit dahinter“, versichert Welling.
Viktoria will den Erfolg mit einem etwas anderen Konzept
Womit wir bei der Viktoria angekommen wären. Die gehört definitiv zum Krösus-Kreis, wie die U 23-Teams der Champions-League Klubs Gladbach (1. Platz) und BVB (3.). In Köln haben sie einen schwerreichen Franz-Josef Wernze, dessen Firmensitz übrigens in Essen steht. Zunächst sponserte er Windeck in die Regionalliga, danach engagierte sich Wernze in der Domstadt. „Köln wird von ihm alimentiert, wir aber müssen unseren Etat hart erwirtschaften“, vergleicht der RWE-Boss.
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Allerdings stoßen sie am Höhenberg trotz gut gefüllter Kasse an Grenzen. Seit 2012/13 spielen die Kölner in der 4. Liga und wollen wie RWE unbedingt raus. Für dieses Ziel haben sie immer wieder Top-Leute und Trainer verpflichtet, darunter auch Bundesliga-Profis. Genutzt hat es nichts. Nun nehmen sie einen neuen Anlauf, haben ihr Konzept etwas geändert. Noch immer ist das Team weit überdurchschnittlich, doch man setzt auch ein bisschen auf den Nachwuchs. Dominik Lanius gehört sogar zum Stamm.
Der Teamgeist ist intakt, der Verein entwickle sich prima. Und es sei auch nicht so schlimm, wenn man nicht aufsteigen würde in dieser Saison. Was zu beweisen wäre.