Rot-Weiss Essen tritt am Samstag bei Viktoria Köln an. Die Tabellenkonstellation wirkt interessant. Doch der Scheint trügt.
In diesen Tagen dürfte der eine oder andere Fan, dessen Herz für Rot-Weiss Essen schlägt, vielleicht ein bisschen schwermütig geworden sein. Zum 110. Geburtstag des Traditionsvereins wurden ihnen wieder einmal die alten Zeiten vor Augen geführt, die nicht immer schön und erfolgreichen waren, aber noch heute für verklärte Blicke sorgen. Und ja, als die Sportfreunde aus Lotte jüngst bundesweit für Furore sorgten und mit einem Sieg über den Zweitligisten 1860 München ins Viertelfinale des DFB-Pokals eingezogen, da wird sich in Essen mancher gefragt haben: „Warum die und nicht wir?“
Schließlich waren die Lotter noch bis zur vergangenen Saison ein treuer Weggefährte in der 4. Liga. Dann wurden sie Meister, zwängten sich durchs Nadelöhr „Relegation“ und ab in die 3.Liga, wo sie als Aufsteiger ebenfalls eine gute Rolle spielen.
Wenig Überschwang im Umfeld
RWE indes musste sich schon früh in dieser Spielzeit damit abfinden, dass es wieder nichts wird mit dem Aufstiegsrennen. Entsprechend gedämpft ist die Stimmung im Umfeld. Es gab Zeiten, da haben sie sich bei RWE nach dem Ende der Winterpause gesehnt, da konnten sie es kaum erwarten. Am Samstag ist es nun wieder soweit. Doch von vorfreudiger Hitze ist wenig zu spüren. Dabei steht doch gleich am ersten Regionalliga-Spieltag des neuen Jahres ein Knüller auf dem Plan: RWE spielt bei Viktoria Köln (14 Uhr, Sportpark Höhenberg).
Das ist auf den ersten Blick in der Tat ein Top-Spiel, der Tabellenzweite empfängt den -vierten. Nun der Haken: Die Gastgeber sind mitten drin im Aufstiegsrennen, die Essener indes liegen neun Punkte hinter den Kölnern, die mit Mönchengladbach II und Borussia Dortmund II ein Dreigestirn bilden. Da bräuchte Rot-Weiss schon ein ganz, ganz stabiles Hoch, um die Konkurrenz dort oben noch einmal kitzeln zu können.
Doch aufgeben, geht gar nicht. Und deshalb haben sich die Essener auf die Fahne geschrieben, wenigstens den Rückstand ein bisschen zu verkürzen. Was einhergehen soll mit einer leidenschaftlichen, attraktiveren Spielweise - vor allem im eigenen Stadion.
„Mit der Vorbereitung bin ich sehr zufrieden, die Jungs haben richtig Gas gegeben“, fasst RWE-Trainer Sven Demandt zusammen. Auch auf dem Papier sieht der Testlauf ordentlich aus: 1:1 gegen den Drittligisten Mainz 05 II, 2:0 beim Oberliga-Zweiten Spvg Schonnebeck und 3:1 gegen den Südwest-Viertligisten TuS Koblenz.
0:4-Niederlage im Hinspiel
Nun aber wird es ernst: Wie ernst es werden kann, haben die Rot-Weissen im Hinspiel erfahren, das sie deutlich mit 0:4 in den Sand setzten. Man müsse in etwa so spielen wie damals in der ersten Halbzeit, sagt Demandt dennoch. Damals zeigte sein Team in Hälfte eins eine gute Leistung, nutzte aber die Chancen nicht und wurde klassisch ausgekontert von einem starken und vor allem cleveren Widersacher. „Wir müssen unsere Möglichkeiten besser nutzen“, fordert Demandt deshalb wie schon so oft. „Viele werden wir gegen Köln nicht bekommen.“
Die Kölner haben die meisten Tore geschossen, aber auch ordentlich kassiert für eine Top-Mannschaft. „Das ist vielleicht ein Ansatz für uns, dass es dort etwas zu holen gibt.“ Für den RWE-Coach steht jedenfalls fest, dass vor allem Leidenschaft an diesem ersten Spieltag 2017 gefragt ist, mehr als taktischen Finessen. Und: „Die Kölner müssen gewinnen, sie haben mehr Druck.“ Wie man’s nimmt: RWE will sicherlich auch nicht gleich wieder für schlechte Laune bei den Fans sorgen.