Essen. Regionalligist Rot-Weiß Essen hat die Brüder Stefan und Michael Lorenz ausgemustert. Beide suchen nun eine neue Herausforderung. Stefan trainiert mit der VdV-Mannschaft in Wedau, Michael verstärkt die U23 bei RWE.
Die Rot-Weißen haben sich neu aufgestellt für die kommende Regionalliga-Saison. Sieben Neulinge gehören zum Kader, wird Stürmer Holger Lemke verpflichtet, sind es acht. Und wie in jedem Jahr wurden natürlich Spieler aussortiert. Auch die Brüder Stefan und Michael Lorenz mussten gehen. Der eine Kapitän, der andere dessen Stellvertreter. Bei Stefan wurde der Vertrag nicht verlängert, Michael indes wurde kurzerhand in die U 23 abgeschoben.
Das Leben hat sich geändert. Der Profi-Fußballer Stefan Lorenz (27) ist plötzlich arbeitslos, was natürlich nicht so bleiben soll. Erste Maßnahme: fit halten. Weil Lorenz in Bottrop wohnt, schloss er sich zunächst dem Bezirksligisten VfB Bottrop an. „Ich war zwei Wochen da, das hat auch Spaß gemacht. Ich habe dem Trainer sogar geholfen, die Jungs auf das Testspiel gegen Rot-Weiß einzustellen”, feixt Stefan Lorenz. „Hat doch gut geklappt, oder?” Immerhin hielt der VfB lange das 0:0.
Doch ein ehemaliger Zweitliga-Spieler sucht andere Herausforderungen. Seit Anfang dieser Woche trainiert Stefan Lorenz in Duisburg-Wedau mit der Mannschaft der Vereinigung der Vertragsfußballer (VdV), die vereinslosen Profis eine Plattform bietet. Und zu 70 Prozent, so lautet die Statistik, finden die Fußballer dort auch einen neuen Arbeitgeber.
Stefan Kühne, von dem sich RWE ebenfalls getrennt hat, trainiert dort, der ehemalige Essener Holger Wehlage auch. Und Karlheinz Pflipsen, der Ex-Coach der RWE U 23. „Die VDV bittet uns dort hervorragende Bedingungen”, sagt Lorenz. „Das Niveau ist sehr gut, die Trainer auch. Da kann man richtig Gas und weiß am Abend, dass man etwas gemacht hat. Ich bin wirklich froh, dort dabei zu sein.”
Stefan Lorenz will sich bei der Vereinssuche nicht unter Druck setzen. Es gab zwei lose Anfragen aus der Regionalliga Süd. „Aber ich gehe nicht einfach irgendwo hin. Das muss schon passen.” Natürlich auch finanziell – aber nicht nur. Denn Rot-Weiß sei ihm, wie er sagt, schon ans Herz gewachsen. Schließlich kürten sie ihn dort einst zum „Mister Zuverlässig”, weil er in der Saison keine Sekunde gefehlt hatte. Die Testspiele gegen ETB und MSV hat er auch besucht. Das sieht er ganz entspannt. „Wenn ich Zeit habe, werde ich öfter vorbeigehen.”
"Keine Angebote, keine Anfragen"
„Keine Angebote, keine Anfragen”, sagt Michael Lorenz (30), der vertraglich noch ein Jahr an Rot-Weiß gebunden ist. Bisher hat sich nichts ergeben, Regionalliga oder 3. Liga sollte es schon sein. „Aber ich will auch Fußball spielen und Spaß haben.” Also spielt er weiter für RWE in der U 23. Es hat nur diese Möglichkeit. Und akzeptiert die Situation wie ein Profi – trotz der Enttäuschung, die er zweifelsohne empfindet. Er sei aber nie auf Krawall aus gewesen, als es hieß, man plane nicht mehr mit ihm. „Ich werde mich auch jetzt vernünftig einfügen, weil es sich so gehört.” Natürlich hat Michael Lorenz privat noch Kontakt zu ehemaligen Kollegen. Aber locker mal bei der Ersten vorbeizuschauen wie sein Bruder, das liegt ihm weniger. „Ich halte mich da zurück. Ich will keinen Nebenschauplatz schaffen.”
In einem Punkt sind sich die Lorenz-Brüder aber absolut einig. „Es ist schon schade, dass eine gute Zeit nach vier Jahren so endet”, sagt Stefan Lorenz. „Aber wenn ein neuer Verein kommt, ist ja alles wieder im grünen Bereich.”