Essen. Rot-Weiss Essen hat seine Wunden geleckt und will in der Saison 2016/17 erneut angreifen. Bei der Jahreshauptversammlung am Sonntag wurde knallhart Bilanz gezogen.

  • Rot-Weiss Essen hat seine Wunden geleckt und will erneut angreifen.
  • Bei der Jahreshauptversammlung am Sonntag wurde knallhart Bilanz gezogen.
  • Die Mannschaft des letzten Jahres wurde kritisiert.

Die Wunden waren tief. Und sie schmerzen noch heute. Die verkorkste letzte Regionalliga-Saison hat die Verantwortlichen von Rot-Weiss Essen schwer getroffen. Während einer insgesamt harmonischen und vielversprechenden Jahreshauptversammlung am Sonntag, der 393 Mitglieder beiwohnten, gaben Präsident Michael Welling und der ab heute ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende Christian Hülsmann einen interessanten Einblick in ihr Innenleben.

Der Fast-Abstieg hat am Nervenkostüm von allen Beteiligten genagt. "Wir waren am vorletzten Spieltag gegen Kray in der 70. Minute auf einem Abstiegsplatz", sagte Welling. "Ich danke vor allem den Kolleginnen und Kollegen der Geschäftsstelle. Für diese Leute ging es während des Abstiegskampfes um ihre Arbeitsplätze. Das war alles andere als angenehm. Wir sind uns alle einig, dass eine solche Saison nicht noch einmal vorkommen sollte."

Positiv war aus Sicht von Welling lediglich der Pokal-Wettbewerb und die letzten Partien unter dem neuen Duo Demandt/Lucas: "Ein Highlight war das DFB-Pokalspiel gegen Fortuna Düsseldorf. Wir sind froh, dass wir unter Sven Demandt und Jürgen Lucas die Wende geschafft haben und in den DFB-Pokal eingezogen sind. Jetzt freuen wir uns, Arminia Bielefeld in der ersten Runde schlagen zu dürfen."

Scharfe Kritik an der Mannschaft

Hülsmann, der von den anwesenden Mitgliedern mit stehenden Ovationen verabschiedet wurde, nahm bei seiner Analyse ebenfalls kein Blatt vor den Mund. Der frühere Aufsichtsratsboss übte scharfe Kritik an der letztjährigen Mannschaft. "Ich habe in den Medien häufig den Begriff 'blutleer' gelesen. Leider muss ich sagen, dass diese Bezeichnung bei unserer Mannschaft häufig zutreffend war. Es darf nie mehr passieren, dass ein RWE-Team auf diese Art und Weise auftritt", erklärte Hülsmann, der den entlassenen Trainer Jan Siewert in Schutz nahm: "Einzig und allein die Mannschaft hat einem jungen und talentierten Trainer den Einstieg in den Seniorenfußball versaut. Wir haben uns mit Jan Siewert geeinigt und wünschen ihm viel Erfolg beim VfL Bochum."

Ganz unschuldig war dieser am schwachen Abschneiden nach Meinung von Welling allerdings nicht. Der RWE-Präsident räumte ein, dass der Ex-Trainer bei der Vergabe der Kapitänsbinde an Moritz Fritz auf das falsche Pferd gesetzt hat: "Es war ein Fehler, einen Spieler zum Kapitän zu machen, der neu ist und einen Einjahresvertrag unterschreibt. Durch die Beförderung von Moritz Fritz zum Kapitän hatten wir große Probleme in unserer Hierarchie."

Neben Siewert und der Mannschaft bekamen auch Ex-Manager Dr. Uwe Harttgen und der letztjährige Sportliche Leiter Andreas Winkler ihr Fett ab. Welling sprach den anwesenden Mitgliedern offenbar aus der Seele. Offen und ehrlich gab der Präsident zu Protokoll: "Die letzten zwei Jahre waren komplett verloren. Natürlich hatten wir ein Konzept. Aber das war scheiße. Uwe Harttgen war mein Fehler. Das war die schwerste Zeit für mich bei RWE. Wir waren auch unter Winkler nicht erfolgreich. Wir haben viele Fehler gemacht. Die Spieler-Fluktuation war zu hoch. Vor allem wenn ich sehe, wie viele Spieler aus dem letzten Sommer heute nicht mehr dabei sind."

Bereitere Brust, klare Ziele

Nach dieser schonungslosen Analyse richtete der RWE-Boss den Blick nach vorne. Schon in den vergangenen Wochen hatte Welling im Zuge der neuen Kampagne "Zusammen hoch drei" betont, dass der Verein künftig mit einer breiteren Brust auftreten wolle und klare Ziele definieren werde. Das unterstrich Welling während der JHV in unmissverständlicher Art und Weise.

"Mittel- und langfristig wollen wir diese Schweineliga verlassen. Das wollen wir schon in der nächsten Saison. Ob das realistisch ist, weiß ich nicht. Trotzdem werden wir künftig selbstbewusster auftreten. Wir sind RWE. Die Marschroute ist klar: Ja, wir wollen hoch. Das wollen wir weiterhin auf einer wirtschaftlich soliden Basis erreichen."