Essen. . Beim 2:2 gegen Wattenscheid schwappten die Emotionen mal wieder über. Mannschaft bekommt Applaus für einen leidenschaftlichen Auftritt. Jan Siewert gibt sich diplomatisch.

Ein Abend voller Leidenschaft und Emotionen an der Hafenstraße, viele glänzende Augen unter den RWE-Anhängern, die ihre Mannschaft nach Spielschluss für die Punkteteilung gegen Wattenscheid 09 sogar feierten. An ihr hatte es nur indirekt gelegen, dass die Partie, die die Gastgeber eine halbe Stunde lang in Unterzahl bestreiten mussten, am Ende doch nicht knapp gewonnen wurde.

Die Augen der Fans verdunkelten sich aber, wenn die Rolle von Schiedsrichter Dustin Sikorski ins Spiel kam, der nach 89 Minuten auf Handelfmeter entschieden hatte und Manuel Glowacz sich die finale Chance vom Punkt nicht nehmen ließ. In den turbulenten Minuten danach, in denen die Emotionen und so mancher volle Bierbecher überschwappten, legte RWE-Coach Jan Siewert wie gewohnt eine Seelenruhe an den Tag. Noch auf dem Spielfeld suchte er die „kontrollierte Offensive“ und das Gespräch mit dem Unparteiischen. Und auch vor den Medien war seine Wortwahl, befragt zu der Elfmeterentscheidung, gewohnt diplomatisch: „Als Trainer meiner Mannschaft habe ich die Entscheidung des Schiedsrichters zu akzeptieren.“ Schöner könnte es der DFB in seinem Benimmbuch auch nicht formulieren.

Handspiel blieb ungeahndet

Dabei hätte sich Siewert durchaus eine persönliche Einschätzung zur Szene erlauben dürfen. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits die Videoaufzeichnung gesehen, auf der klar zu erkennen ist, dass dem Handspiel Richard Webers eindeutig dasselbe Vergehen seitens des Wattenscheiders Mario Klinger vorausging, was ungeahndet blieb. Das alles wusste Siebert – aber er schwieg. Es war sicher die stärkste Leistung an Selbstbeherrschung des Abends.

Dabei hatte die Partie noch viele weitere starke Momente. Ein Team, dass durch ein Eigentor früh in Rückstand gerät, nach einer Stunde in Unterzahl weiterspielt und am Ende noch diesen Strafstoß schlucken muss, geht doch meistens als Verlierer vom Platz.

Aber das, was die Rot-Weissen in diesem Derby investierten, war enorm. Frank Löning mag die Torschützenliste nicht mehr aufmischen, aber was er mit der Fußspitze als Wandstürmer an gefährlichen Szenen produziert, wie er sich für die Grätsche im Mittelfeld anstelle des angeschlagenen Patrick Huckle nicht zu schade ist, nötigte den Besuchern so manchen Szenenapplaus ab. Auch die Tore von Benjamin Baier, der für einen astreinen Zweikampf glatt Gelb sah und danach im höchsten Erregungszustand weiterspielte, sowie Andreas Ivan, der mit seinen technischen Fertigkeiten dem Team definitiv weiterhilft, gehörten zur Kategorie besonders sehenswert.

Umso bitterer war natürlich das Ende. „So einen Nackenschlag hinnehmen zu müssen, das hat keiner von den Jungs verdient. Aber ich gehe den Weg gemeinsam mit ihnen, die Mannschaft hat gezeigt, dass sie da rauskommen will und auch wieder Tore erzielt, sogar drei heute“, gönnte sich Jan Siewert nachher einen Anflug von Galgenhumor.

Nur drei Punkte zählen

„Jetzt kommen zwei wichtige Spiele für uns, schon am Dienstag müssen wir uns das Quäntchen Glück erarbeiten und den harten Weg durchgehen“, fordert Richard Weber vor den beiden Partien bei Wegberg-Beeck und gegen Velbert. Beim Schlusslicht gibt es außer drei Punkten nichts zu gewinnen.