Essen. Rot-Weiss Essens Vorsitzender im Interview über die Investorensuche und strukturelle Veränderungen im Verein. “Ein Herr Mateschitz würde an unserer Tür abblitzen.“
Sportlich wird der Verein momentan ja mal wieder neu aufgestellt, gibt es noch andere Überlegungen, RWE für die Zukunft wettbewerbsfähiger zu gestalten?
Michael Welling: Es gehört zu unseren ureigensten Aufgaben, stets nach Möglichkeiten zu suchen, besser und erfolgreicher zu werden. Hier haben wir in den letzten Jahren nach der Insolvenz viele wichtige Entscheidungen getroffen. So haben wir zum Beispiel um Martin vom Hofe herum ein eigenes, sehr erfolgreiches Vertriebsteam geschaffen, statt eine Agentur damit zu beauftragen. Das Nachwuchsleistungszentrum, wie schon gesagt, ist nun vom DFB anerkannt. Dennoch bleibt das Wettbewerbsumfeld schwierig. Unternehmen in Essen, nicht nur die kommunalen, haben ihre eigenen Aufgaben zu bewältigen. Wir müssen daher stets Überlegungen anstellen, wie wir auch zukünftig unsere Vision „dritte Kraft im Pott“ verwirklichen können.
Mit anderen Worten: RWE goes Hoffenheim?
Welling: Nein, in dieser Form sicherlich nicht. Auch ein Herr Mateschitz (Anmerkung der Red.: Boss von Red Bull Leipzig) würde an unserer Tür abblitzen. Solche Andgebote hatten wir tatsächlich in den letzten Jahren immer mal wieder. Wenn aber Investoren den Verein sich zum Untertan machen wollen würden, sind sie bei Rot-Weiss Essen falsch. Die Seele des Vereins ist unverkäuflich. Dennoch wäre es durchaus denkbar, vor dem Hintergrund dieser Voraussetzung, zusammen zu arbeiten. Für solche Investoren als strategische Partner sind wir, wie wir aus Gesprächen wissen, durchaus attraktiv. Eine Zusammenarbeit muss aber die Identität des Vereins wahren.
Müssten für diese Pläne zwangsläufig eine Ausgliederung der ersten Mannschaft aus dem eingetragenen Verein Rot-Weiss Essen erfolgen?
Welling: Dafür gäbe es unterschiedliche Modelle. Der Verein als e.V. muss aber Herr im eigenen Haus bleiben. Das ist unter bestimmten Rahmenbedingungen auch bei der Ausgründung des Spielbetriebs denkbar und möglich. Hier steht aber noch die Diskussion mit den Mitgliedern und den Gremien aus.
Abschließend noch eine Frage zur näheren sportlichen Zukunft: Am Mittwochabend nach dem Länderspiel ist Auslosung für die erste DFB-Pokalrunde. Nach der Cottbus- und der Union Berlin-Ära, was ist diesmal zu befürchten?
Welling: Wenn in den nächsten zwei Jahren in der ersten Runde immer Bayern München zu Gast an der Hafenstraße wäre, würde sich sicherlich niemand beschweren. Aber egal, wer kommt: Der DFB-Pokal ist ein Highlight für den Verein und wird ein weiteres Fußballfest für die Stadt Essen.