Essen. Rot-Weiss Essen geht besonnen an die Suche nach einem Nachfolger und setzt interimsweise auf eine interne Lösung - eine gute Entscheidung. Ein Kommentar.

Ausgerechnet um 19.04 Uhr (!) kam gestern Abend die Nachricht, auf die ein Großteil der Fans so sehnsüchtig gewartet hatte: Rot-Weiss beurlaubt Trainer Marc Fascher und seinen „Co“ Stefan Kühne! Gerade noch rechtzeitig, bevor Skeptiker einen Aprilscherz vermutet hätten.

Aber nach Scherzen war den Verantwortlichen an der Hafenstraße schon lange nicht mehr zumute. Das 0:3 gegen Rödinghausen hatte letztlich das Fass zum Überlaufen gebracht. Da mussten auch Aufsichtsrats-Chef Christian Hülsmann und Vereinsboss Michael Welling erkennen, dass der Trainer von seiner Mannschaft im Stich gelassen wurde. Kein Aufbäumen mehr – da war Faschers Uhr bei RWE abgelaufen.

Die Verantwortlichen haben es vier Tage sacken lassen, bevor sie nun ihr Urteil einstimmig (!) fällten: So kann es nicht weiter gehen. Müßig darüber zu diskutieren, ob die Entscheidung zu diesem Zeitpunkt auch gefallen wäre, würde das Pokalhalbfinale gegen Kray am 14. April nicht wie ein Damoklesschwert über dem Verein schweben. Und das vor einem großen Fernsehpublikum, Sport1 wird ab 18.30 Uhr wohl live übertragen. Dieses Risiko eines ausflippenden Stadions wollte dann doch keiner eingehen.

Auf jeden Fall eine Identifikationsfigur

Nun geht der Blick nach vorne. Ähnlich besonnen, wie die Trennung vollzogen wurde, wird nun ein Nachfolger gesucht. Bis zum Saisonende wird es vermutlich eine Interimslösung geben. Putsche Helmig hat großen Kredit bei den Fans, auch eine Teamlösung aus Nachwuchsleiter Andreas Winkler (Fußballehrer!) und Damian Jamro ist gut vorstellbar. Der Neue, so viel kann man jetzt schon sagen, wird im großen Maße eine Identifikationsfigur für RWE sein. Wenn man aus dem Desaster eines gelernt hat: Stallgeruch ist wieder sexy! Der Neue muss wissen, wie die an der Hafenstraße ticken.

Eines ist aber auch klar: Die Mannschaft, bestehend aus klangvollen Einzelkönnern, muss endlich wieder ihr Potenzial abrufen. Gegen Kray gibt es keine Ausreden mehr!