Essen. Die letzten Auftritte wurden dem eigenen Anspruch nicht gerecht, da ist man sich bei Rot-Weiss Essen einig. Nur in der Frage nach den Gründen nicht.

Die Situation ist wieder einmal schwierig geworden an der Hafenstraße. Drei Pleiten aus vier Spielen, dazu auch noch die jüngste Schmach gegen den „kleinen“ Nachbarn aus Kray, das ist weiß Gott nicht der Anspruch einer Spitzenmannschaft. Darin sind sich alle Rot-Weißen einig. Nur bei den Gründe, warum RWE so von der Rolle ist, da gehen die Meinungen auseinander. Drohen etwa in Essen „Viktorianische Verhältnisse“? Die Kölner Viktoria jedenfalls gilt in dieser Regionalliga mittlerweile als Musterbeispiel dafür, wie eine weit überdurchschnittlich besetzte Mannschaft abbauen kann - plötzlich und unbegreiflich.

Glaubt man der Stimme des (Fan-)Volkes ist die Sache eindeutig. Trainer Marc Fascher hat versagt. Ihm trauen sie nichts mehr zu. Warum? Weil er es einfach nicht kann, behaupten die Kritiker, die kein System erkennen, keine spielerische Linie, sondern nur eine ausgeprägte „Langholz“-Kultur. Fußball zum Wegschauen, und den will man nicht mehr sehen an der Hafenstraße.

In der Tat war es reichlich dürftig, was RWE nach der Winterpause abgeliefert hat. Aber war es nicht auch Fascher, der diese Mannschaft nach anfänglichen Problemen nach oben gebracht hat? Zufall? Viel Glück, vor allem bei Standards? Nicht unbedingt. Die Defensive hat mit der Zeit an Stabilität gewonnen und wurde zum Erfolgsgaranten. In der Offensive ist die individuelle Qualität so hoch, das früher auch mal eine Einzelleistung reichte, um zu punkten.

Es hapert bei der Chanceverwertung

Die Defensive steht nach wie vor ordentlich. Nur, die Durchschlagskraft ist weg. Ein Tor in vier Spielen, klingt nach Sturmschaden. „Die Torausbeute ist natürlich nicht unser Anspruch“, räumt Fascher ein. Einige Spieler laufen ihrer Bestform hinterher, so sein Argument. Dass mit dem Fluch, den er nach dem Derby-Debakel ins Spiel brachte, lässt man besser auf sich beruhen. Sagen wir es mal so, die Niederlagen gegen Aachen und RWO waren etwas unglücklich, und in der Endphase gegen Kray fehlte Fortune, das der FCK bei dem einen Versuch zum Siegtor besaß. Allzu viele Chancen hatte RWE in dieser Erfolgsabstinenz jedoch auch nicht, wo man wieder beim Kernproblem wäre.

Kevin Grund fällt gegen Gladbach aus

Kevin Grund wird am Samstag nicht zur Verfügung (Muskelfaserriss). Wie lange er pausieren muss, ist noch unklar. „Eine Woche bis zehn Tage“, kalkuliert Trainer Fascher.


Mittelfeldspieler Tim Treude hat seinen Magen-Darm-Infekt auskuriert und ist wieder dabei. Gleiches gilt für Björn Kluft, der gegen Kray ebenfalls fehlte.

Am kommenden Samstag geht es zu Borussia Mönchengladbach II (15.30 Uhr, Borussia-Park). Der Tabellenzweite hat drei Spiele in diesem Jahr gewonnen und lauert drei Punkte hinter Spitzenreiter Aachen. Die Gladbacher müssen aber noch zwei Spiele nachholen und haben somit alle Trümpfe in der Hand. „Die sind einfach gut drauf“, stellt Fascher fest.

Fascher kündigt Änderungen an

Wie ist diesem Gegner beizukommen? Es sei mit Änderungen in der Startelf zu rechnen, einen Rundumschlag werde es aber nicht geben, so der Trainer. Eine taktische Umstellung ist nicht unmöglich. Fascher hat versucht, seinen Spielern im Training Erfolgserlebnisse zu vermitteln. „Es ist auch eine Kopfsache“, findet er. Und diese mentale Aufbauhilfe müsse man nun in kämpferische Energie umwandeln. Man solle aber nichts dramatisieren. „Wir sind nicht reif für die Klapsmühle!“

Die Situation ist schwierig. „Aber das reizt mich um so mehr“, sagt der RWE-Trainer tapfer. Damit müsse man umgehen können. Und im Laufe der Jahre sei bei ihm auch ein dickes Fell dazu gekommen. Und das wird er brauchen, wenn es gegen Gladbach erneut schiefgeht.