Essen. Aus dem angeblichen Spitzenspiel der Hinrunde ist keine Partie auf Augenhöhe mehr geworden. Zwölf Punkte trennen RW Essen und die Sportfreunde Lotte.

Das Saison-Auftaktspiel zwischen RWE und Sportfreunde Lotte endete im August 1:1. Beide Trainer sowie die versammelten Fußball-Experten glaubten das Duell zweier Spitzenteams der Liga gesehen zu haben. Wie man sich doch irren kann. Jetzt, zum Auftakt der Rückrunde, sind die Lotter vom Anspruch einer Spitzenmannschaft doch weit entfernt.

Spitze ist nur RWE. Satte 12 Punkte trennen die beiden Klubs, die sich aus jüngerer Vergangenheit nicht gerade freundschaftlich verbunden fühlen. Es gab in den letzten Spielzeiten manch prickelnden „Walpurgis-Abend“, wenn die Mannschaften aufeinandertrafen. Lotte versuchte mehrfach mit aller Macht den Sprung durchs Nadelöhr – zweimal scheiterte das Team aus dem Tecklenburger Land knapp am Aufstieg in den bezahlten Fußball.

Sportfreunde-Manager Axel Willke gibt sich mit Mittelmaß nur ungern zufrieden

Die Bemühungen haben Kraft und Geld gekostet, inzwischen fallen die Brötchen am Lotter Kreuz wesentlich kleiner aus. Aber mit Mittelmaß gibt sich der Sportfreunde-Manager, Axel Willke, nur ungern zufrieden. Und während sich bei den Essenern im Laufe der Hinrunde manches Puzzleteil im Mannschaftsgefüge auf wundersame Art und Weise zu einem prächtigen Bild fügte, bröckelt Lottes Fassade in dieser Saison so munter vor sich hin. Noch vor wenigen Wochen verließ der geschätzte Michael Boris, den Willke seinerzeit um jeden Preis verpflichten wollte, Knall auf Fall den Lotter Sportpark. Stattdessen rückte Henning Grieneisen vom Spielfeld auf die Trainerbank. Übergangsweise, wohlgemerkt, er macht zum Jahreswechsel Platz für Ismail Atalan, der noch beim Oberligisten Roland Beckum im Wort und unter Vertrag steht. Alles sicherlich keine guten Voraussetzungen, um noch in dieser Saison Ruhe und Kontinuität in die Truppe zu bekommen.

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Das letzte 0:0 daheim gegen den FC Hennef war nur der Schlusspunkt einer enttäuschenden Hinrunde. Zudem plagen sich die Gastgeber auch noch mit Personalsorgen herum: Mit Innenverteidiger Jeron Al-Hazaimeh und Linksverteidiger Marco Hansmann muss Grieneisen die halbe Abwehrkette erneuern. Auch für den Ex-Rot-Weissen, Benedikt Koep (Schienbeinkopfbruch), käme ein Comeback noch zu früh.

Keine Gründe, um den Tabellenführer vor der Fahrt in den westfälischen Zipfel (Samstag, 14 Uhr, live in unserem Ticker) in Sicherheit zu wiegen. „Das Tabellenbild interessiert mich eher sekundär, ich bin mir sicher, es wird wieder ein extrem intensives Spiel – wie gegen jeden Gegner“, glaubt RWE-Coach Marc Fascher, der sich weigert, über den Tellerrand des Spieltages zu schauen: „Wir wollen schön bescheiden bleiben, in Lotte geht es darum, die drei Punkte mitzunehmen.“ Auch irgendwelchen Hochrechnungen zur Winterpause erteilt Fascher eine klare Absage. In diesem Zusammenhang erinnert der Fußballlehrer an ein Fallbeispiel aus der jüngeren Vergangenheit: „Vor der Partie gegen den FC Kray hieß die Rechnung: „Dreimal zu Hause, das müssten neun Punkte werden. Am Ende waren es genau zwei!“

Lektion verstanden, der nächste Gegner ist der schwerste, schöne Grüße an Sepp Herberger selig.