Essen. Der FC Kray ist innerhalb von zwei Jahren aus der siebten in die vierte Liga aufgestiegen. In der Regionalliga dürfen die Oststädter momentan nicht auf ihrer Anlage kicken. Die Sicherheitsstandards sind hoch, die Anwohner befürchten Lärm. FCK-Präsident Oberholz hofft auf schnelle Lösung, bei der Stadt ist man skeptisch.

Wochentags herrscht Hochbetrieb: 17 Teams teilen sich die zwei Fußballplätze an der Krayer Buderusstraße, unter anderem das „Wunderteam“, die erste Mannschaft des FC Kray, die in den vergangenen beiden Jahren aus der Landesliga bis in die Regionalliga aufstieg. Drei Mal die Woche wird 90 Minuten auf dem Kunstrasenplatz trainiert. Jenem Platz, der im Verein die „KrayArena“ genannt wird.

Arena – das klingt nach Tribünen und tausenden Fans, nach der großen Fußballwelt. Doch davon ist man in Kray noch weit entfernt, selbst ein Regionalliga-taugliches Stadion ist die Bezirkssportanlage Buderusstraße nicht. Zum Frust der Krayer Verantwortlichen.

Umzug kostet viel Geld

Denn der Westfälische Fußball- und Leichtathletikverband (WFLV) verweigert dem Regionalliga-Aufsteiger die Genehmigung von Pflichtspielen auf der heimischen Anlage. Die Mindest-Sicherheitsstandards können nicht erfüllt werden. Seit Februar ist das bekannt, doch erst nach dem unerwarteten Aufstieg in die vierthöchste Spielklasse sprach Kray-Präsident Günter Oberholz bei den Sport- und Bäderbetrieben für einen Ausbau vor, der Betreiber der Sportanlage bewilligte letztlich in einer Ausschusssitzung Anfang Juli die Modernisierung der „KrayArena“ für 150.000 Euro.

Seither warten sie in Kray, dass die Heimspiele nicht mehr länger im fremden Uhlenkrug-Stadion ausgetragen werden müssen. „Statt durch den Aufstieg Zuschauer zu gewinnen, verlieren wir. Die Leute aus unserem Einzugsgebiet bekommen wir nicht alle nach Stadtwald gelockt“, erklärt Oberholz den Hauptgrund für die sehnsüchtig erwartete Rückkehr. Durch die ausbleibenden Zuschauer verliert der Verein Geld, das angesichts der regelmäßigen Umzugskosten von zusätzlich 5000 Euro pro Spiel und dem kleinsten Etat der Regionalliga sowieso schon knapp ist.

Ohne Lärmschutz drohen Anwohner-Klagen

Bis Anfang Oktober wünscht sich Oberholz deshalb einen Abschluss der Arbeiten – doch die haben nicht einmal begonnen. Selbst die Baugenehmigung für die Stehplatz-Tribüne, das Setzen von Zäunen zur Fantrennung und das Aufstellen eines Containers für eine provisorische Polizeileitstelle fehlt noch. Und nun muss, nach Anwohnerbeschwerden über zu erwartende Lärmbelästigungen, wohl auch noch eine fünf bis sieben Meter hohe Lärmschutzwand errichtet werden.

Im bisherigen 150.000 Euro-Budget ist die nicht veranschlagt. Wie hoch die zusätzlichen Kosten ausfallen, ist unklar. Auch wie die zuständigen Sport- und Bäderbetriebe (SBB) diese schultern, muss noch geklärt werden. Zusätzliches Geld „werden wir dieses Jahr nicht mehr bekommen“, sagt Uhlendahl. Heißt: An anderer Stelle muss gespart werden, nur wo und wie viel – diese Fragen sind offen.

Gutachten sollen bald vorliegen

Ohne die Wand steht jedoch der komplette Umbau auf der Kippe. „Dann kann es passieren, dass die Anwohner klagen und die Baugenehmigung gar nicht erteilt wird“, sagt Kurt Uhlendahl, Leiter für Sportstättenbau- und -betrieb.

Also eine weitere Hürde, damit das Überraschungsteam in Zukunft auch am Wochenende an der Buderusstraße kicken darf. Anfang dieser Woche sollen die letzten Gutachten vorliegen und der Antrag anschließend dem Bauamt übergeben werden. Wie lange es dort für die Baugenehmigung braucht, könne niemand sagen, „eine Fertigstellung aller Arbeiten bis Anfang Oktober halte ich jedoch für Ehrgeizig“, gibt sich Uhlendahl betont skeptisch.

Auch nach dem Umbau bleiben Mängel

Gut möglich also, dass der FC Kray bis in den späten Herbst auf das Okay aus Duisburg, dem Sitz des WFLV, warten muss. Eine wichtige Position nimmt dabei die Essener Polizei ein. Die „kann Spiele in Kray nicht verbieten oder genehmigen“, so der zuständige Polizeihauptkommissar Gerd Urban, doch sie berichtet dem WFLV über die Einhaltung der vom Veranstalter zu treffenden Sicherheitsmaßnahmen auf der Sportanlage und drum herum.

Alle diese Sicherheits-Mindeststandards wird der FC Kray auch nach dem Umbau nicht erfüllen. Ein Großteil, wie ein separater Eingang für Gästefans, Entfluchtungswege und eine Mindestkapazität von 2500 Zuschauern, sollen reichen, um die zumindest einstweilige Genehmigung zu erhalten.

Sicherheit steht im Vordergrund

Dass Ligakonkurrenten auf ähnlichen Anlagen wie der momentanen „KrayArena“ kicken dürfen, ist für die FCK-Verantwortlichen zwar „unverständlich und unfair“, für Urban aber kein Argument über die Mängel hinwegzusehen. „Diese anderen Spielorte kennen wir nicht und das darf bei der Beurteilung in Kray auch keine Rolle spielen.“ Die Sicherheit eines jeden Stadionbesuchers stehe im Vordergrund.

Für die so genannten Hochsicherheitsspiele, beispielsweise gegen Rot-Weiss Essen, Oberhausen oder den Wuppertaler SV, müssen die Krayer deshalb auch in Zukunft auswärts, also im Uhlenkrug oder Stadion Essen spielen. Letzteres rechne sich aber nur gegen Rot-Weiss, „für alle anderen Spiele ist uns das finanziell zu unsicher“, erklärt Oberholz. Rund 3000 Zuschauer braucht es, damit die Kosten refinanzierbar sind und die kann wohl nur RWE anlocken.

Flutlicht-Anlage fehlt weiterhin

Dass für solche Spiele ein Umzug grundsätzlich notwendig wird, ist für die Verantwortlichen „absolut nachvollziehbar“, wie Oberholz zustimmt. Die übrigen Heimspiele sollen jedoch so schnell wie möglich echte Heimspiele werden. Der Weg dahin ist, entgegen aller Hoffnungen, noch lang und steinig. Ein echte kleine Arena bis Oktober? Das wäre wohl ein erneutes Krayer Fußballwunder.

113 Mindest-Sicherheitsstandards umfasst das Regionalliga-Statut des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletik Verbands. Dabei müssen die Vereine bauliche- und organisatorische Vorschriften erfüllen. Auch nach dem Umbau wird Kray nicht allen Standards gerecht werden können. Unter anderem fehlen eine taugliche Flutlicht-Anlage oder ein Spielertunnel von den Kabinen zum Platz. Der erforderliche Parkraum für Schiedsrichter und Gäste könnte, so Oberholz, auf dem zweiten Spielfeld an der Buderusstraße entstehen – dem müssen die Sport- und Bäderbetriebe zustimmen.