Essen. Finanzberater Thomas Olschewski hilft Spielern aus der 3. Liga und der Regionalliga durch die Corona-Krise. Für viele Fußballer wird es eng.
In den ersten drei Ligen rollt der Ball wieder. Für viele Fußballer ab der Regionalliga geht es hingegen aufgrund des Saisonabbruchs schon jetzt um die finanzielle Existenz. Daher bleibt das Smartphone von Thomas Olschewski aktuell nur selten still. Der 38-Jährige ist Finanzberater und Franchise-Partner des Beratungsunternehmens Swiss Life Select. Bereits vor Corona arbeitete er in seinem Büro im Kölner Mediapark mit mehr als 100 Spielern aus den ersten vier Ligen zusammen – Tendenz steigend. Die Klienten möchten die Krise wirtschaftlich überstehen und in der Zukunft über möglichst viel Kapital verfügen. Als unabhängiger Berater vergleicht Olschewski für die Spieler die Finanzprodukte.
Nur oben sprudeln Fernsehgelder
Auch wenn gerade in der Bundesliga vergleichsweise astronomische Gehälter bezogen werden, müssen sich Profisportler in der 3. Liga und Regionalliga einen genauen Plan machen und mit ihren Finanzen gut haushalten. „Viele Spieler machen sich Sorgen und fragen sich, wie es weitergeht. Manche müssen vom Ersparten leben oder sind auf die Unterstützung der Familie angewiesen. Das Kurzarbeitergeld reicht oft nicht aus“, erklärt Olschewski.
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Aussorgen kann man im Fußball nur, wenn man mehrere Jahre in den ersten beiden Ligen spielt. Denn nur dort sprudeln die Fernsehgelder und ermöglichen sieben-, sogar achtstellige Jahresverdienste. In den Regionalligen arbeiten manche hingegen auf 450-Euro-Basis. Daher habe die Krise auch zum Umdenken geführt. Viele Sportler würden den Tag nun bewusster gestalten: „Sie denken stärker darüber nach, wie sie mit ihrer freien Zeit umgehen möchten und planen schon früher für die Zeit nach der Karriere.“
Fußballer empfehlen Olschewski meist untereinander weiter. Zudem kooperiert er mit Beratern. Normalerweise besteht sein Alltag darin, die Klienten gegen Verletzungen und Sportunfähigkeit abzusichern. Im Fall von Corona ist das anders: „Da greift keine Standard-Versicherung. Wir können aber Finanzkonzepte erstellen, die den Mandanten unabhängiger aufstellen.“
MSV Duisburg wollte Olschewski verpflichten
Nicht nur in Corona-Zeiten sei der Aufbau von Rücklagen das A und O. Eine gute Strategie sei, immer zwei oder drei Monatsgehälter auf separaten Konten zurückzulegen, um Geld anzusparen: „Diese Konten sollten möglichst gegen den kurzfristigen Zugriff abgesichert sein.“ Wer etwas mehr Risiko gehen will, für den seien Investments eine interessante Option: „Aktienkäufe werden immer attraktiver, da die Kurse runtergegangen sind.“ In den Gesprächen merke er, dass viele junge Spieler zu Finanzthemen kaum Bezug hätten: „Das war bei mir damals aber auch so. Wenn das erste Geld auf dem Konto war, habe ich es direkt ausgegeben.“
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Früher träumte Olschewski selbst von der großen Karriere. Insgesamt sieben Jahre lang spielte er als Torhüter beim 1. FC Köln in der Jugend. Einen Wendepunkt erlebte er 2002, als der damalige Zweitligist MSV Duisburg ihn verpflichten wollte. Doch als Trainer Pierre Littbarski ging, sagten die Zebras ab. Auf Drängen seines Beraters Wolfgang Jerat bewarb er sich im Alter von 20 Jahren zunächst nicht bei einem neuen Verein, sondern für einen Job in der Finanzbranche. Damals habe er extreme Vorbehalte gehabt „weil meine Eltern schlechte Erfahrungen mit Finanzberatern gemacht hatten.“ Auch seine Klienten seien oft erst skeptisch, „aber wenn die Jungs das Gefühl haben, dass sich jemand für ihre Ziele und Wünsche einsetzt, funktioniert das auch“.
Ex-Kunden sind heute Angestellte
Aktuell beschäftigt er 116 Leute, davon acht ehemalige Spieler. Einige waren früher selbst zunächst Kunden und können aus eigener Erfahrung erzählen, wie wichtig eine finanzielle Absicherung ist. Wie zum Beispiel der frühere Paderborner Zweitliga-Spieler Jerome Assauer (31). Mit 25 Jahren war er auf einmal Sportinvalide. „Da ich damals versicherungstechnisch abgesichert war, ist es glimpflich ausgegangen. Ich bekam über den Versicherer weiter mein Gehalt“, sagt Assauer. Ein anderes Beispiel ist Tobias Haitz. Der 28-Jährige spielte für den holländischen Zweitligisten NEC Nijmwegen, musste aufgrund eines Sportunfalls jedoch früh seine Karriere beenden. Der 28-Jährige sagt: „Gerade in dieser Zeit ist es wichtig, dass man sich nicht zu sehr auf den Fußball konzentriert und die Augen auch für andere Dinge offen hat, zum Beispiel für Weiterbildungsmöglichkeiten.“
Ein Ratschlag, der auch für die Zeit nach Corona gelten sollte.