Essen. Essener Regionalligist hat sich den besten Torschützen der Liga von Spitzenreiter Rödinghausen geangelt. Mehr Durchschlagskraft für Offensive.
Nein, so wirklich überrascht und enttäuscht waren die Rot-Weissen nicht, als der Westdeutsche Fußballverband ihren Antrag unter der Woche abschmetterte. Sie sind ja nicht blauäugig und alles deutete auf diese Entscheidung hin: Es wird keine kleine Endrunde zwischen den Liga-Rivalen RWE, RW Oberhausen und SC Verl geben, die sportlich über die Teilnahme an der Aufstiegsrelegation zur 3. Liga entscheiden würde. Doch am Tag danach kredenzten die Roten ihrem Anhang immerhin zum Trost einen Appetitanreger für die Zukunft: Der Top-Torjäger der Regionalliga West, Simon Engelmann (31), wechselt vom Spitzenreiter SV Rödinghausen an die Hafenstraße.
26 Spiele, 26 Tore - der Knipser schlechthin
Damit haben die ambitionierten Essener den Knipser schlechthin verpflichtet. Bis die Spielzeit in der Regionalliga West unterbrochen wurde, erzielte Engelmann in 26 Spielen 26 Tore. Kein Zufall, denn in der Serie davor waren es immerhin auch schon 19 Treffer (33 Spiele). In seiner Viertliga-Laufbahn kommt der Routinier auf 120 Tore in 271 Spielen. Eine beachtliche Quote und für einen Assist ist der großgewachsene und enorm präsente Mittelstürmer ebenfalls gut.
Am Donnerstagmorgen kam die Nachricht aus Ostwestfalen, dass Engelmann seinen Vertrag beim SV Rödinghausen nicht verlängern wird. Der Verein hatte freiwillig auf seine Aufstiegschance verzichtet und keine Lizenz für die 3. Liga beantragt. Was manchem scheidenden Leistungsträger im Team die Entscheidung offensichtlich erleichterte, denn die rechte Perspektive gab’s für sie wohl nicht mehr.
Angebote aus der Dritten Liga
Auch Simon Engelmann hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass die Dritte Liga für ihn durchaus interessant sei. Und von dort gab es wohl auch Angebote. Laut „RevierSport“ hatte zum Beispiel der SV Meppen Interesse gezeigt.
Den Zuschlag erhielt allerdings der Viertliga-Rivale Rot-Weiss Essen, womit der Stürmer ins Revier zurückkehrt, denn bevor er nach Ostwestfalen wechselte, war Engelmann auch schon für Rot-Weiß Oberhausen am Ball (2015-17).
Hilfe, um die ambitionierten Ziele erreichen
„Simon hat nicht erst in der laufenden Saison seinen Torriecher bewiesen. Er zählt seit vielen Jahren zu den besten Stürmern der Liga. Mit seiner Qualität im Abschluss und seiner Durchsetzungsstärke gewinnen wir im Sturmzentrum an Durchschlagskraft“, sagt Sportdirektor Jörn Nowak. Und weiter: „Er stand bei diversen höherklassigen Vereinen auf dem Zettel, daher freuen wir uns umso mehr, dass er zukünftig das Trikot von Rot-Weiss Essen trägt und uns dabei helfen wird, unsere ambitionierten Ziele zu erreichen.
Prächtige Unterstützung durch die Fans
Die Fan-Unterstützung in der Corona-Krise ist beeindruckend. Das digitale Heimspiel „RWE gegen Corona“, bei dem sich die Anhänger virtuelle VIP- und Tribünenkarten sowie Gutscheine für Bratwürste und Bier sichern konnten, spülte einen Erlös von ca. 250.000 Euro in die Kassen.
Auch die von RWE angebotene Rückerstattung an die mehr als 4500 Dauerkarten-Inhaber für die sechs Heimspiele, die wegen des bevorstehenden Saisonabbruchs nicht mehr stattfinden werden, unterstreicht die Treue des Anhangs.
Rund zwei Drittel der Rückmeldungen sind ausgewertet, die Verzichtsquote liege bei etwa 95 Prozent. „Das ist überragend“, freut sich RWE-Chef Marcus Uhlig.
Im niedersächsischen Vechta geboren, lernte Simon Engelmann bei Blau-Weiß Lohne das Fußballspielen. Im Sommer 2010 landete er erstmals in der Regionalliga West und stürmte drei Spielzeiten für Sportfreunde Lotte. Nach einem halben Jahr in Cloppenburg hatte ihn sein Weg 2013/14 zum SC Verl geführt, bevor er nach Oberhausen weiterzog. Seit 2017 stürmte Engelmann für Rödinghausen.
Anwälte sollen die Möglichkeiten prüfen
RWE ist zufrieden, Engelmann ebenfalls: „Ich habe nie einen Hehl aus meinen großen Sympathien für Rot-Weiss Essen gemacht. Dieser Verein ist mit seinen Fans und seinem Umfeld einfach außergewöhnlich. Ich freue mich sehr darauf, in der kommenden Saison mit RWE anzugreifen.“
Mit seiner Erfahrung und seiner Treffsicherheit soll Engelmann bei RWE also mithelfen, den ersehnten Aufstieg zu realisieren. Denn nach Stand der Dinge scheint es unwahrscheinlich, dass die Essener vielleicht doch noch auf juristischem Weg ein offenes Türchen dorthin finden. Aber sie lassen die Möglichkeiten zumindest von Anwälten prüfen - sicher ist sicher.