Essen. Die SG Wattenscheid 09 ist mittlerweile vorrangig für Finanzprobleme bekannt. Der Klub sollte einen neuen Kurs einschlagen. Ein Kommentar.

Es ist genau 25 Jahre her, als sich eine gewisse Britta Steilmann beim damaligen Bundesligisten SG Wattenscheid 09 einen Namen machte. Die Tochter des damaligen Wattenscheider Mäzens und Textilfabrikanten Klaus Steilmann wirbelte als erste Managerin durch die Fußball-Bundesliga.

Eines ihrer Einstiegsanliegen: Wattenscheid 09 so bekannt zu machen wie den großen Nachbarn Schalke 04. Oder wie den FC Bayern München. Ein paar Monate später war das Abenteuer beendet: Wattenscheid stieg aus der Bundesliga ab. Britta Steilmann stieg aus dem Fußballgeschäft aus.

Die SG 09 ist mittlerweile vorrangig für Finanzprobleme bekannt. Keine Regionalliga-Saison vergeht ohne Hiobsbotschaften, Engpässe und Hilferufe der Wattenscheider. Ende Dezember 2018 drohte wegen einer Finanzierungslücke von 350.000 Euro das Aus. Zwischenzeitlich mussten die Spieler immer mal wieder Engpässe bei den Gehaltszahlungen überbrücken, sich teilweise von Freunden die Autos betanken lassen.

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Die Wattenscheider Stehaufmännchen-Mentalität scheint allmählich aufgebraucht. Nach dem Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden Oguzhan Can, der eine siebenstellige Summe in den Klub gepumpt haben soll, herrscht jetzt die ganz große Ungewissheit.

Kriegt Wattenscheid die Saison gestemmt? Wer bezahlt künftig die Musik? Fragen, die Sportchef Peter Neururer und Aufsichtsratsmitglied Josef Schnusenberg beantworten müssen. Wenn auch sie ihre Posten wegen Aussichtslosigkeit räumen sollten, wären die letzten ganz großen Hoffnungsträger weg.

Wattenscheid benötigt dringend ein schlüssiges neues Konzept. Die Bezeichnung Ausbildungsverein ist längst vergilbt, ein Fan-Magnet waren die 09er nie. Aber ein Klub mit Riesen-Herz. Vielleicht wäre es ratsam, die Kosten zu reduzieren und das Herz eine Etage tiefer neu zu beleben.