Essen. Im Halbfinale des Niederrheinpokals empfängt Rot-Weiss Essen am Dienstag den FC Kray, der den Klub im Regionalliga-Alltag schon so oft geärgert hat.

Als RWE-Trainer Jan Siewert am vergangenen Freitag direkt nach dem Herzschlagduell mit dem Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach II (3:3) nach einer Einschätzung für das Verbandspokal-Halbfinale am Dienstag gegen den FC Kray gefragt wurde (19.30 Uhr, Hafenstraße), da lehnte dieser ab. Schließlich hatte man sich voll und ganz auf den Liga-Alltag konzentriert, Pokalgedanken passten da überhaupt nicht dazwischen.

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Am Montag allerdings hatte der Coach das achte Unentschieden in Folge analysiert und seine Jungs auf das Stadtderby eingestimmt, sofern das überhaupt notwendig gewesen ist. Immerhin bietet sich eine Chance zur Versöhnung mit den Fans. Denn die sind verschnupft und schieben Frust. Nach den mageren Ergebnissen dreht sich RWE im Abstiegsstrudel und findet einfach nicht hinaus. In der Liga gab es bislang genug Enttäuschungen, weshalb die Kritiker bereits feuern, doch sollte das mit dem Pokal auch noch schiefgehen, dann dürfte es lichterloh brennen an der Hafenstraße. Da hilft nur eines, eine klare Marschroute des Titelverteidigers: „Wir wollen den Niederrheinpokal gewinnen“, sagt Jan Siewert forsch.

FC Kray konnte prominenten Nachbarn oft ärgern

Der Vergleich dieser beiden Essener Fußball-Regionalligisten hat einen besonderen Reiz, das lehrt die Erfahrung. Auf dem Papier war der „kleine“ FCK stets Außenseiter. Aber den Krayern ist es verdammt oft gelungen, den prominenten Nachbarn zu ärgern. Jüngstes Beispiel: Ende November schleppte sich RWE an der Hafenstraße zu einem mageren 1:1. Es war damals der Beginn dieser lästigen Remisserie. Lange Gesichter hier, diebische Freude dort. In der Spielzeit davor schnappte sich Außenseiter Kray sogar alle sechs möglichen Punkte (4:2, 1:0). Deshalb unkt mittlerweile so mancher Fans schon Wochen vor diesen Derbys, dass RWE mal wieder stolpern könnte.

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Als Angstgegner taugt der FCK wiederum nicht, wählt man die Pokal-Statistik. Die Zahlen dort sprechen für RWE. Oktober 2013 gewannen die Rot-Weissen am Hallo das Achtelfinale mit 3:0. Vor knapp einem Jahr im April setzte man sich im Halbfinale zu Hause gegen Kray mit 2:0 durch.

Das alles ändert aber nichts daran, dass der Gast äußerst unangenehm werden kann. Kompakt und konsequent im Zweikampf haben die Krayer in der 4. Liga schon manchen Gegner aus den oberen Gefilden zur Verzweiflung gebracht. Gleichwohl sind sie als Tabellenvorletzter wohl kaum noch zu retten. „Wir wollen noch so viele Punkte holen wie möglich. Am Ende sehen wir dann, was dabei heraus kommt“, umschreibt FCK-Trainer Stefan Blank das Ziel.

FC Kray hadert mit Chancenverwertung

Er musste auch erst einmal die Eindrücke vom Wochenende verdauen. Bei Borussia Dortmund II hatte seine Mannschaft gut angefangen, aber deutlich mit 0:3 verloren. Wieder machten seine Jungs haarsträubende, individuelle Fehler. In der Anfangsphase gab es ein, zwei gute Chancen. „Die muss man machen, denn so viele bekommst du gegen solche Mannschaften nicht“, weiß Blank. Und ja, irgendwie dürfte das auch für den Pokalkampf am Dienstag gelten.

„Wir sind heiß und werden es Rot-Weiss so schwer wie möglich machen“, verspricht Blank und erinnert sich: „Beim 1:1 damals haben wir ein gutes Spiel gemacht und hatten die besseren Chancen.“ Die Gäste sehen sich jedenfalls psychologisch im Vorteil: „Rot-Weiss hat deutlich mehr Druck als wir“, findet Blank, „die wollen sich ja nicht blamieren.“ In Kray träumen sie insgeheim von einem richtigen Coup: „In den letzten Jahren hatten wir sensationelle Erfolge“, sinniert FCK-Präsident Günther Oberholz. „Der Einzug in den DFB-Pokal ist mein großer Traum. Das wäre die Krönung.“ Allerdings gibt’s auf dem Weg zum Ziel ja auch noch ein Finale.