Chemnitz. Mit sechs Punkten aus fünf Spielen liegt der MSV Duisburg in der 3. Liga unter dem, was viele erwartet oder erhofft haben. Am Mittwoch geht es schon weiter. Dann kommt Zweitliga-Absteiger Arminia Bielefeld mit Trainer Norbert Meier an die Wedau.

Gino Lettieri lief es in Chemnitz eiskalt den Rücken herunter. Auch der Trainer des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg konnte sich der „Icebucket-Challenge“ zugunsten der ALS-Hilfe im Internet-Netzwerk Facebook nicht entziehen. Torwart- Trainer Sven Beuckert kippte dem Coach im Teamhotel einen Kübel Eiswasser über den Kopf. Lettieri nominierte unter anderem seinen persönlichen Berater Elmar S. Lombard und Heinz Hankammer, den Präsidenten seines Ex-Klubs SV Wehen Wiesbaden, für die nächste Runde. Im Stadion an der Gellert-straße kam zwischenzeitlich bedingt durch einen Schauer noch Wasser hinzu, trotzdem war Lettieri mit dem 0:0 in Sachsen zufrieden: „In Chemnitz holst nicht so eben drei Punkte ab.“

Erik Wille fällt einen Monat aus

Vor dem Gastspiel beim Chemnitzer FC hat es den MSV Duisburg personell wieder heftig erwischt. Im Training zog sich Rechtsverteidiger Erik Wille einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich zu und wird den Zebras einen Monat fehlen. Mittelfeldspieler Fabian Schnellhardt erlitt einen Kapselanriss und eine schwere Prellung im Knöchel. Der Ex-Kölner wird rund zehn Tage pausieren müssen.

Erik Wille hatte sich bereits in der Saison-Vorbereitung einen Muskelfaserriss zugezogen und sich gerade erst wieder in die Mannschaft gekämpft. Auf der rechten Abwehrseite hatte sich der ehemalige Frankfurter mit engagierten Leistungen in die Startelf gespielt. Mit Schnellhardt steht Trainer Gino Lettieri eine Alternative für das Mittelfeld somit vorerst nicht zur Verfügung.

Das Verletzungspech setzte den MSV kurzfristig unter Zugzwang, da mit Wille und Schnellhardt zwei U-23-Spieler ausfielen, aber nach dem Reglement mindestens vier Youngster dem Aufgebot angehören müssen. So hatte MSV-Pressesprecher Martin Haltermann am Samstag bei seiner Reise nach Sachsen zwei zusätzliche Fahrgäste an Bord: den 17-jährigen Metin Kücükarslan, der schon beim Benefizspiel gegen den FC Bayern München zum Einsatz kam, und U-19-Torwart Tom Gubini. Um die U-23-Quote zu erfüllen, strich Lettieri Ersatztorwart Marcel Lenz aus dem Kader und setzte Gubini auf die Bank. Keeper Maurice Schumacher, der ebenfalls die Quote hätte erfüllen können, liegt derzeit mit einer Schulterverletzung langfristig auf Eis.

Schon im Februar trennten sich beide Teams auf der Baustelle in Chemnitz 0:0, diesmal war das Spiel indes viel ansehnlicher. Beide Mannschaften spielten sich genügend Torchancen heraus, um die Partie zu entscheiden. CFC-Trainer Karsten Heine, der einst entscheidenden Anteil daran hatte, dass die Hertha-BSC-Amateure das DFB-Pokalfinale erreichten, stellte nach der Partie fest: „Das war Männerfußball.“ Was auch immer der Mann damit sagen wollte – auf Frauen- oder gar Hundefußball hatte sich an diesem bewölkten Nachmittag keiner der 6124 Zuschauer eingerichtet.

Janjic hatte MSV-Führung auf dem Kopf

Beim MSV hätte Zlatko Janjic der Mann des Tages werden können. Der Ex-Auer hätte schon in der ersten Halbzeit aus kurzer Distanz den hin und wieder unsicheren Chemnitzer Schlussmann Philipp Pentke überwinden können. Im zweiten Durchgang scheiterte der agile Offensivmann per Kopf. Vermisste Lettieri hier die entsprechende Kaltschnäuzigkeit, vermisste er beim ohnehin schon groß gewachsenen Stürmer Kingsley Onuegbu „noch weitere fünf Zentimeter. Dann hätte er vermutlich ein Kopfballtor gemacht.“

Zufrieden konnte Lettieri allerdings nur mit der zweiten Halbzeit sein. Im ersten Durchgang fehlte der Druck nach vorne. Und in zwei Situationen wackelte die Innenverteidigung bedenklich. Erst entwischte der Chemnitzer Anton Fink beiden Verteidigern und setzte den Ball frei aus zehn Metern neben das Tor. Später wehrte Thomas Meißner einen Ball zu kurz ab, doch Reagy Ofosu nahm das Geschenk nicht an, sondern knallte den Ball über den Kasten.

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In der Schlussphase feierte Neuzugang Rolf Feltscher sein Debüt im MSV-Trikot – viel früher als erwartet. Der venezolanische Nationalspieler, der erst in der vergangenen Woche in Duisburg unterschrieb, kam nur in den Kader, weil sich mit Erik Wille und Fabian Schnellhardt kurzfristig zwei Stammkräfte verletzt hatten. „Rolf ist noch lange nicht bei 100 Prozent“, sagte Lettieri, der den Defensivspieler in den letzten neun Minuten auf die rechte Verteidiger-Position beorderte. Kingsley Onuegbu, der zuvor viel gearbeitet hatte, aber auch zahlreiche Tritte seiner Kontrahenten einstecken musste, humpelte vom Platz. Matze Kühne rückte ins Mittelfeld und Kapitän Steffen Bohl in die Spitze.

Bohl war am Ende mit dem Ergebnis zufrieden. „Natürlich hatten wir die Chancen zum Sieg. Doch über einen Punkt in einem Auswärtsspiel in Chemnitz muss sich niemand beklagen. Die 3. Liga ist kein Wunschkonzert“, so Bohl, der unterstrich, dass die Mannschaft immer besser zusammenfindet. Mit sechs Punkten aus fünf Spielen liegt der MSV zwar unter dem, was viele erwartet oder erhofft haben, doch für Innenverteidiger Thomas Meißner spielt die Punktausbeute noch nicht die große Rolle. „Wir werden von Woche zu Woche besser“, stellte der Ex-Dortmunder fest. Vor allem in der Defensive mit mehrfach wechselndem Personal festigt sich das Team. Nach dem Pokalerfolg gegen Nürnberg blieb das Team nun zum zweiten Mal in Folge ohne Gegentor.

Zum Verschnaufen bleibt keine Zeit, schon am Mittwoch kommt Zweitliga-Absteiger Arminia Bielefeld an die Wedau. Lettieri hofft, dass er für das Duell gegen seinen Ex-Klub und seinen Trainerkollegen Norbert Meier topfit ist: „Bei der Ice-Challenge war es saukalt. Ich hoffe, dass ich keinen Schnupfen bekomme.“