Osnabrück. An alter Wirkungsstätte sammelte Trainer Karsten Baumann mit dem MSV Duisburg am Sonntag drei Punkte ein. Das Tor des Tages zum 1:0-Erfolg beim VfL Osnabrück erzielte ausgerechnet ein weiterer “Ehemaliger“ des VfL: Michael Gardawski traf nach 62 Minuten für den MSV.

Ein Jahr lang kickte Michael Gardawski für den VfL Osnabrück. Eine Zeit, die den Mittelfeldspieler des MSV Duisburg offenbar intensiv prägte. Die Kollegen standen bereits unter der Dusche, als der Mittelfeldspieler des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg den Rasen an der Bremer Brücke als letzter Duisburger verließ. Gardawski musste unzählige Hände schütteln. Und das, obwohl sich der Ehemalige bei seinen Ehemaligen gestern nicht sehr beliebt machte. Mit seinem Treffer in der 62. Minute schoss er den MSV zum 1:0-(0:0)-Erfolg beim VfL.

Das gestrige Spiel an der Bremer Brücke gehört zu den Partien, die sich am Ende über das Ergebnis definieren. Ein Unentschieden hätte den MSV nicht entscheidend nach vorne gebracht. Ein Osnabrücker Glückstor – und die Zebras wären in eine Krise geschliddert. Doch Gardawski traf im Anschluss an eine Ecke – die Osnabrücker hatten nach einem Bajic-Kopfball zunächst noch auf der Linie klären können – aus der zweiten Reihe zum Tor des Tages. Und so ist das Duisburger Glas derzeit nicht halb leer, sondern halb voll.

Neue Rolle für Kevin Wolze

MSV-Trainer Karsten Baumann, der mit dem VfL Osnabrück schon einmal den Aufstieg in die 2. Liga geschafft hat und zudem die große Dortmunder Borussia aus dem DFB-Vereinspokal katapultieren konnte, erkannte nach dem Spiel, wie sich Interpretationen an Nuancen orientieren können. Baumann: „Das geht alles sehr schnell. Vor dem Anpfiff waren wir seit vier Spielen sieglos, jetzt sind wir seit vier Spielen unbesiegt.“

Baumann wartete in Osnabrück mit einer neuen taktischen Variante auf. Kevin Wolze, ansonsten auf der Außenbahn angestellt, teilte sich mit Kapitän Branimir Bajic die Doppel-Sechs. Baumann freute sich hinterher, dass Wolze auf der ungewohnten Position funktionierte.

Der MSV bestach gestern mit einer guten Defensivarbeit. Torwart Michael Ratajzak bereiteten mehr die Platzverhältnisse – „Das war eine fiese Nummer. Ich stand bis zum Knöchel tief im Boden“ – als der Gegner Kopfzerbrechen. Osnabrück erspielte sich zwar viele Ecken, legte dennoch eine überraschend deutliche Harmlosigkeit an den Tag. Von der einst gefürchteten biestigen Brisanz an der Bremer Brücke war gestern vor 11 422 Zuschauern nichts zu spüren. Dem VfL gelang nur selten ein geordneter Spielaufbau, häufig landete der Ball an Freund und Feind vorbei im Seitenaus.

Der MSV hatte das Geschehen über weite Strecken fest im Griff. Einmal mehr stachen dabei die Außenverteidiger Sascha Dum und Phil Ofosu-Ayeh hervor, die sich immer wieder nach gewonnen Zweikämpfen bemühten, das Angriffspiel der Meidericher zu beleben. Neben Baumann und Gardawski war mit Pierre de Wit ein dritter Ex-Osnabrücker beim MSV am Start. „Es hat riesig Spaß gemacht“, so de Wit über das Wiedersehen. Nach den zuletzt mageren Ergebnissen war das gestrige Resultat für de Wit „genau das, was wir jetzt gebraucht haben.“

Am Ende gab eine, wenn auch über einen kleinen Umweg, verwertete Standardsituation den Ausschlag. Karsten Baumann attestierte seiner Mannschaft zu diesem Zeitpunkt erneut wieder einen immensen Kräfteverschleiß. „Ab der 60. Minute geht nichts mehr“, klagte Baumann, der sich nun über die Länderspielpause, die mit dem Donnerstags-Test gegen Jahn Hiesfeld überbrückt wird, freut. Osnabrück kam zumindest in der Schlussphase noch einmal stark auf. „Ein 1:1 wäre verdient gewesen“, befand hinterher VfL-Coach Maik Walpurgis. Die größte Chance der Gastgeber vergab Daniel Nagy in der 79. Minute – einen Meter vor dem Tor fehlte ihm jedoch die erforderliche Cleverness. Nach der Ligapause stehen dem MSV Heimspiele gegen Halle und Haching ins Haus. Auch dann werden sich die Leistungen über die Ergebnisse orientieren. Bei zwei weiteren Unentschieden vor heimischer Kulisse wäre der MSV zwar sechs Spiele ungeschlagen, hätte aber in sechs Partien auch nur einen Sieg geholt. Und das Glas wäre dann wieder halb leer.