Duisburg. . Der neue MSV-Trainer Karsten Baumann verkleidete sich in Osnabrück mit Perücke und Schnäuzer und trat in einem Testspiel gegen seine eigenen Jungs an. Sein Engagement bei den Zebras bezeichnet er schon jetzt als die größte Station seiner Laufbahn.

Seit fünf Jahren ist Karsten Baumann im Trainer-Geschäft tätig, eine Anekdote wird den neuen Trainer des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg wohl ewig begleiten. Als Trainer des VfL Osnabrück verkleidete sich Baumann einmal mit Perücke und Schnäuzer und trat im Testspiel beim TSV Juist für 30 Minuten unerkannt gegen seine eigenen Jungs an. „Ich glaube, es gibt immer noch Spieler, die nicht wissen, dass ich es war“, lacht der 43-Jährige.

Trainer bestimmt den Kapitän

Spaß spielt für Baumann eine wichtige Rolle. „Wenn du Spaß an der Arbeit hast, erzielst du die besten Ergebnisse“, sagt der Ex-Profi. Baumann, der sich die Verkleidungsutensilien damals beim Osnabrücker Theater ausgeliehen hatte, wollte sich auf dem Feld einen Eindruck verschaffen, wie seine Spieler agieren. Baumann: „Nach meiner Einwechslung habe ich erst einmal einen Spieler weggecheckt.“

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Von Dirk Retzlaff und Thomas Tartemann

Für derartige Gags wird in der kurzen Vorbereitungszeit vermutlich die Zeit fehlen, zumal die Meidericher noch Gegner für zwei Testspiele suchen, die im Rahmen eines Kurztrainingslagers (Freitag bis Montag) stattfinden sollen. Übermorgen in einer Woche steht das erste Punktspiel auf dem Programm – Baumann erlebt die ungewöhnlichste Saisonvorbereitung seiner Laufbahn. Die Startelf, die den 1. FC Heidenheim herausfordern soll, wird zum großen Teil aus dem Bauchgefühl heraus entstehen. Die Hierarchie innerhalb der Mannschaft wird sich erst im Laufe der Saison herauskristallisieren. Mannschaftsrat und Kapitän wird der Coach bestimmen. „Ich habe den Mann für den Kapitän im Auge, aber nicht auf der Zunge“, will sich Baumann nicht in die Karten schauen lassen.

„Arbeit kaum wahrgenommen“

Auch wenn Baumann an der Westender Straße erst seit Dienstag im Amt ist, bezeichnete der Coach den MSV gestern schon als „die größte Trainerstation, die ich je hatte.“ Dies auch, weil Baumann künftig als Trainer mehr denn je im Fokus stehen wird. „Meine Arbeit in den letzten Jahren hat kaum jemand wahrgenommen“, blickt der auf seine Engagements ins Erfurt, Osnabrück und Aue zurück.

Wahrgenommen hat ihn die Öffentlichkeit als aktiver Spieler vornehmlich beim 1. FC Köln, für den er 220 Ligaspiele bestritt. „Spieler ist der geilste Job der Welt, jetzt habe ich den zweitbesten“, sagt Baumann. Köln hat nicht nur den Spieler, sondern auch den Trainer Baumann geprägt: „Ich habe keinen Trainer, der mein Vorbild ist, aber aus meiner Kölner Zeit habe ich sehr viel mitgenommen.“

Von Erich Rutemöller den Umgang mit jungen Spielern, von Morten Olsen die taktischen Feinheiten, von Peter Neururer die Ansprachen. Baumann: „Vor einem Spiel bei Bayern München hat Neururer jeden unserer Spieler mit dem jeweiligen Münchener Gegenspieler verglichen. Am Ende glaubte jeder von uns, dass er besser war.“

Trainingsauftakt

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In Aue wohnte Karsten Baumann im Hotel, im „Blauen Engel“, dem einzigen größeren Haus am Ort. Beim letzten Gastspiel im Erzgebirge hatten sich auch die Zebras dort einquartiert. Das Hotelleben ist für Baumann nun aber erst einmal beendet. Die Anreise zur Arbeit von Bergheim bei Köln nach Duisburg ist überschaubar. Zum ersten Mal in seiner Trainer-Laufbahn wohnt er nun zuhause bei Ehefrau Ute. Baumann lacht: „Wir müssen erst einmal abwarten, ob das gut geht, wenn meine Frau und ich uns täglich sehen.“