Duisburg. Die Unterlagen zur Lizenzierung des MSV Duisburg gingen kurz vor Ablauf der Frist an die Deutsche Fußball-Liga heraus. Ex-Klubchef Walter Hellmich hilft mit einem Kredit – freilich nicht mit dem größten Beitrag im Gesamtpaket. Der geht auf das Konto der Stadiongesellschafter.

Als alles gesagt schien, stand Gerd Görtz auf. Der Vorsitzende des MSV-Aufsichtsrates räusperte sich kurz und hob dann an: „Der einzige, bei dem sich bis jetzt keiner bedankt hat, bist Du, Roland. Dabei hast Du den meisten Anteil am Erfolg.“ Roland Kentsch, leicht verlegen, erwiderte den Dank. Der Geschäftsführer des MSV Duisburg könnte vermutlich auf solche Gesten gern verzichten, wenn sie denn stets damit verbunden sind, die nächste Rettung des Fußball-Zweitligisten zu verkünden. Am Donnerstag war es mal wieder soweit: Die Zebras konnten doch noch fristgerecht die Lücke schließen, die sie von der Lizenzerteilung durch die Deutsche Fußball-Liga für die kommende Zweitliga-Saison trennte.

Eineinhalb Stunden nach Ablauf der Frist, die um 15.30 Uhr endete, hatte der MSV zu einer Pressekonferenz in die Schauinsland-Reisen-Arena eingeladen. Vor dem Stadion hatten sich einige wenige Fans versammelt – womöglich in der Befürchtung, diesmal könnte das dem Verein bis zum Hals stehende Wasser einen lebensgefährlichen Stand erreicht haben. So war es letztlich nicht, doch die zeitliche Dramaturgie macht klar, dass diese Situation n icht weit entfernt war: Um 8 Uhr traten die Gremien gestern Vormittag zu ihrer Sitzung zusammen, nachdem sie schon am Mittwoch bis in die späte Nacht getagt hatten. Um 15.20 Uhr ging dann – nach der Durchsicht durch einen Wirtschaftsprüfer – die E-Mail an die DFL ab.

Genaue Zahlen will der MSV nicht nennen

Knapp war’s also; und das lag daran, dass bis zuletzt immer noch eine finanzielle Lücke zu schließen war. Zwar stellte Roland Kentsch heraus, dass „der weitaus größte Betrag“ auf das Konto der Stadiongesellschafter, der Hausbank HSH sowie des Landes Nordrhein-Westfalen als Ausfallbürge ging, doch dann brauchte es neben den Stundungen durch die städtischen Wirtschaftsbetriebe und die Stadtwerke noch eine weitere Summe – die Kentsch übrigens naturgemäß wie alle weiteren Beträge in diesem Szenario nicht beziffern wollte.

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Hier kam wie so oft Ex-Vereinschef Walter Hellmich ins Spiel. Bei ihm wie bei Schauinsland-Reisen-Geschäftsführer Gerald Kassner bedankte sich Roland Kentsch nachher gleichermaßen – wobei Hellmich die letzte bestehende Lücke noch schloss. Durch einen Kredit, wie es heißt. Sohn Mark wurde ebenfalls erwähnt, was darauf hindeutet, dass er am Weiterverkauf der Marketingrechte an den Sportrechtevermarkter Sportfive in gewisser Form beteiligt war.

Kentsch will Lehren aus dem Drama ziehen

Aus dem Finanzdrama will Kentsch nun die richtigen Lehren ziehen: „Jetzt müsste jeder verstanden haben, dass wir eine Lösung für die Zukunft des MSV finden müssen. Solch ein Kraftakt hat nicht noch einmal ein positives Ende. Deshalb müssen wir zusammen mit dem Land und unserer Hausbank sowie den Stadiongesellschaftern nachhaltig an der Restrukturierung der Stadionfinanzierung arbeiten.“ Soll heißen: Eine deutliche Mietreduzierung ist das Ziel, womöglich erreichbar mit dem Kauf der Arena durch die öffentliche Hand.

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Denn offensichtlich kann nicht Jahr für Jahr am Profikader gespart werden, ohne dass die Qualität irgendwann nicht mehr für den sportlichen Klassenerhalt reicht. „Die sportliche Leitung weiß seit Monaten, wie die Situation ist und was wir für den Lizenzspielerbereich vorgesehen haben. Man muss halt wacher und schneller sein als andere. Ich bin ganz sicher, dass die jetzige sportliche Leitung das hinbekommt“, so Kentsch. Aktueller Kandidat für die nächste Verpflichtung nach Darmstadts Danny Latza soll Marvin Knoll, 22-jähriger Mittelfeldspieler von Regionalligist Hertha BSC II, sein.