Duisburg. . Am Sonntag treffen die Duisburger mit ihrem neuen Trainer Kosta Runjaic im Zweitliga-Derby auf den VfL Bochum. Wir haben mit dem 41-Jährigen über Zahnschmerzen, die Champions League und seine Ziele mit dem MSV Duisburg gesprochen.
Das Training ist vorbei. Kosta Runjaic (41) braucht rasch einen Kaffee und einen Schokoriegel. Für lange Pausen hat der neue Coach des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg keine Zeit. Sein Team, das er nach dem Rauswurf von Trainer Oliver Reck übernommen hat, ist mit null Punkten Tabellenletzter. Am Sonntag (13.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker) kommt der VfL Bochum zum Derby vorbei.
Sie stammen aus Wien, haben Sie dort jemals den Namen Duisburg gehört?
Kosta Runjaic: Ich bin zwar in Wien zur Welt gekommen, aber aufgewachsen bin ich in Deutschland. Daher habe ich als Junge natürlich die Panini-Alben gehabt und Fußball-Bilder gesammelt. Der MSV Duisburg war damals immer dabei. Ein Traditionsklub, den ich seit dieser Zeit kenne. Die Alben habe ich heute noch. So etwas wirft man nicht weg, die ziehen immer wieder mit um.
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Haben Sie nach Ihren knapp zwei Wochen in Duisburg schon eine Wohnung gefunden?
Runjaic: Ich wohne noch im Hotel, und dabei wird es zunächst auch bleiben. Ich habe keine Zeit, mich um eine Wohnung zu kümmern, im Moment ist für mich nur der Fußball wichtig.
Ihre Familie wird also nicht nach Duisburg ziehen?
Runjaic: Wir haben uns vor drei Jahren sehr bewusst für ein Leben auf dem Land entscheiden und uns im Rheingau in der Nähe von Rüdesheim eine Oase geschaffen. Für unsere drei Kinder ist es dort mit Schule und Kindergarten optimal, und meine Frau arbeitet dort als Zahnärztin.
Lassen Sie sich bei Zahnschmerzen auch von ihr behandeln?
Runjaic: Sicher, und sie macht es sehr gut. Aber ehrlich gesagt sind das trotzdem die Augenblicke, die ich nicht so gerne mit ihr verbringe.
Funktioniert Familienleben auf Dauer über die Entfernung?
Runjaic: Es ist für mich das erste Mal, dass ich bei einem Verein so weit von meiner Familie entfernt arbeite. In Duisburg merke ich das kaum, ich stehe von morgens bis abends unter Strom und bin mit Fußball beschäftigt. Am vergangenen Dienstag war ich dann nach sieben Tagen zum ersten Mal wieder zuhause. Ich hatte irgendwie das merkwürdige Gefühl, dass die Kinder schon wieder größer geworden sind.
Der MSV Duisburg ist der erste Bundesliga-Klub, bei dem Sie als Cheftrainer arbeiten. Nervös?
Runjaic: Nein, und zwar deshalb nicht, weil ich beim DFB über lange Jahre wirklich alle Trainer-Lehrgänge mitgemacht habe und schon 2004 bei der zweiten Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern meine erste Vollzeit-Stelle als Trainer hatte. In diesen vielen Jahren erlebt und lernt man soviel, dass Nervosität keine Rolle mehr spielt.
Fehlt Ihnen dennoch nicht Erfahrung im Profi-Bereich?
Runjaic: Werten Sie die Dritte Liga nicht als Profi-Bereich? Ich habe Darmstadt 98 dorthin geführt und als Trainer, Sportlicher Leiter und manchmal auch als Mädchen für alles dort gearbeitet. Und: Erfahrung sammeln heißt für mich, ein Leben lang zu lernen.
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Sie waren Mädchen für alles?
Runjaic: Ich bin mir nicht zu schade, überall mit anzupacken und versuche, das vorzuleben. In Darmstadt haben wir uns sportlich in kurzer Zeit weiter entwickelt, aber auch das Umfeld und die Infrastruktur. Wir haben Schränke aufgebaut und Wände gestrichen – das hat die Situation gefordert. Aber wissen Sie was? Das habe ich gerne gemacht, um professionelle Strukturen für die Zukunft zu schaffen.
Beim MSV müssen Sie sich nicht um Schränke kümmern, die sind alle schon aufgebaut. Was ist also in Duisburg Ihre Hauptaufgabe?
Runjaic: Ganz einfach: Viele Punkte holen. Denn selbst wenn wir nach dem schlechten Start in die Saison von jetzt ab kein Spiel mehr verlieren und 29 mal unentschieden spielen, steigen wir mit 29 Punkten ab. Dieses Bewusstsein muss die Mannschaft verinnerlichen und entsprechend auftreten. Es wird schwer, aber ich bin einer, der nicht gerne verliert. Ich glaube daran, dass harte Arbeit und Fleiß sich auszahlen. Und ich werde intensiv daran mitarbeiten, den MSV Duisburg nicht nur sportlich weiterzuentwickeln.
Sie analysieren bisher für das ZDF die Spiele der Champions League und die Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft. Geben Sie diesen Job auf?
Runjaic: Nein, warum sollte ich? Allerdings werde ich sehr darauf schauen, wie die Sache in meine Arbeit beim MSV passt. Auf das Spiel der Bayern gegen Valencia habe ich in dieser Woche verzichtet, denn in Duisburg habe ich vor dem Spiel gegen Bochum genug zu tun. Aber wenn Dortmund oder Schalke ein Heimspiel in der Champions League haben und es für den MSV und mich passt, warum sollte ich das dann abends nicht analysieren? Es ist ja nicht nur Arbeit, ich sehe es vielmehr als Weiterbildung auf höchsten Niveau.
Wo sehen Sie sich in einem halben Jahr mit dem MSV?
Runjaic: Weiterhin jeden Tag in Meiderich auf dem Trainingsplatz.