Duisburg. Die sportliche Leitung des MSV Duisburg lotet in den nächsten Tagen aus, ob Spieler aus dem Abstiegsteam beim Neuaufbau helfen können.
Bei der langen Autofahrt nach Dresden geht es an der Autobahn-Ausfahrt Heiligenstadt vorbei. Dort im Kurort begann im vergangenen Sommer das Drama des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg, das am Samstag bei der 0:4-(0:3)-Niederlage im letzten Ligaspiel bei Dynamo Dresden ein trauriges und trostloses Ende fand. Der Abstieg der Zebras hatte schon vorher festgestanden. Was nun klar wurde: Den Grundstein zum Absturz hatten die Meidericher schon in der Saisonvorbereitung in Bad Heiligenstadt gelegt. Nur: Dass es so schlimm werden würde, dürften damals selbst die größten Pessimisten nicht erwartet haben.
Den Spielern des MSV Duisburg blieb die Erinnerung an die Saisonvorbereitung erspart. Sie reisten per Flugzeug nach Dresden. Wie es beim MSV hieß, seien die Flüge schon vor langer Zeit gebucht gewesen. Im Fall der Fälle, dass die Zebras am letzten Spieltag vielleicht doch noch eine Chance auf den Klassenerhalt haben könnten, sollten sie möglichst entspannt nach Sachsen reisen können. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Am Ende sind die Meidericher weder knapp noch unglücklich abgestiegen, sie sind krachend in die Regionalliga abgestürzt.
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MSV Duisburg: Rettung unter Schubter war nicht mehr möglich
Neun Punkte beträgt der Rückstand zu Platz 16 in der Endabrechnung. Selbst mit der maximalen Punktausbeute aus den vier Spielen, die Ausklangstrainer Uwe Schubert nach der Entlassung von Boris Schommers angestrebt hatte, hätten sich die Zebras nicht retten können. Der Jugendcheftrainer holte vier von zwölf möglichen Zählern. Die Auftritte in Dresden und Lübeck (3:5) haben aber gezeigt: Rechenspiele waren angesichts der Leistungen der Meidericher Zeitverschwendung.
Zurück ins Heilbad Heiligenstadt. Das Trainingslager im Sommer endete einen Tag früher als geplant. Der damalige Trainer Torsten Ziegner trat die Heimreise mit limitierter Zuversicht an. Er könne nicht ohne Angst das erste Ligaspiel angehen, sagte der Coach damals. Eine 0:1-Testspielpleite gegen den Regionalligisten FC Lokomotive Leipzig, der die Saison im Nordosten übrigens auf dem zehnten Platz abschloss, hatte ins Kontor geschlagen. Ein angefressener Trainer Ziegner sagte damals: „Wir werden auch während der Saison Widerstände haben. Dann geht es darum, sich gegen Widerstände zu wehren. Und das haben die Jungs heute nicht getan.“ Der Fußball-Lehrer musste explizit darauf verweisen, dass es um „Leistungssport“ ginge. Nun wissen alle Beteiligten: Das Zebra erkrankte auf dem Trainingsplatz im Stadion Gesundbrunnen schwer.
Uwe Schubert, der dritte Nachfolger von Torsten Ziegner, betreute zum Kehraus in Dresden eine leblose und nicht drittliga-taugliche Mannschaft, die in 90 Minuten nur auf eine Torchance kam. Selbst in der 4. Liga hätten die Meidericher mit dieser Darbietung vermutlich Probleme bekommen. Seinen Frust dokumentierte Schubert in der Pressekonferenz nach dem Spiel in Dresden mit diesem einen Satz: „Gott sei Dank, dass es vorbei ist.“
Unmittelbar noch dem Spiel, in dem Youngster Jan-Simon Symalla sein Profi-Debüt gab, richtete die sportliche Leitung des MSV in der Kabine ein letztes Mal Worte an die gesamte Mannschaft. In den letzten Jahren erhielten die Spieler, die beim Verein verbleiben, individuelle Trainingspläne für die Sommerpause. Dies konnten sich die Verantwortlichen diesmal sparen, die Abstiegsmannschaft wird auseinanderfallen. Nur vereinzelt bestehen Aussichten auf Vertragsverlängerungen. Das Interesse von Vereinsseite wird nach der Horrorsaison aber begrenzt sein. Trotzdem kündigte Kaderplaner Chris Schmoldt, der in der Vorwoche den 18-monatigen DFB-Lehrgang „Management im Profifußball“ erfolgreich beendet hat, Einzelgespräche mit Spielern an.
MSV Duisburg: Dietmar Hirsch kein heißer Kandidat
Einen Trainer für die kommende Saison hat der MSV noch nicht. Dietmar Hirsch, Trainer des künftigen Ligakonkurrenten 1. FC Bocholt, gilt derzeit nicht als heißer Kandidat, zumal der Ex-MSV-Profi noch weiter an den Vizemeister gebunden ist. Chris Schmoldt hofft, dass der neue Chefcoach „so schnell wie möglich“ feststeht, damit dieser die Kaderplanung aktiv mitgestalten kann. Bei der Kaderplanung gibt sich Schmoldt zuversichtlich: „Es gibt viele gute Zeichen von vielen guten Jungs.“ Im Rahmen der Saisonvorbereitung ist auch ein Sommer-Trainingslager im Gespräch. Ins Heilbad Heiligenstadt wird es dann aber nicht gehen. Im Gespräch ist ein Camp in Österreich. Bei der Anreise in die Berge wäre dann bereits ein Aufstieg notwendig.