Duisburg. Der seit Monaten fehlende Abwehrchef sieht am Samstag seine Kollegen zum ersten Mal nach seiner schweren Verletzung wieder.

Es ist ja nicht alles schlecht an dieser Partie der Verlierer, auch bekannt als das Fußball-Drittliga-Finale zwischen Dynamo Dresden und dem MSV Duisburg. Sebastian Mai zum Beispiel kann den Kick eines Nichtaufsteigers gegen einen Absteiger um 13.30 Uhr im Rudolf-Harbig-Stadion ganz ohne schlechtes Gewissen gucken. Mai ist Dresdner durch und durch. Der langzeitverletzte Innenverteidiger/Stürmer/Kapitän ist aber auch Angestellter der Zebras. Was wäre, wenn es für beide noch wirklich um etwas gegangen wäre? „Darüber denke ich gar nicht nach. Ich bin froh, dass es nicht zu irgendwelchen Diskrepanzen kommt“, sagt Sebastian Mai lächelnd. Nein, er werde nicht im Dynamo-Trikot auf der Tribüne sitzen. „Ich schaue mir das Spiel neutral an“, lässt er wissen.

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Einen leichten Sympathie-Überhang für Dresden darf man vermuten. Die Mannschaft kann noch Vierter werden und sich für den DFB-Pokal qualifizieren. Für den MSV geht es um gar nichts. Seine Erwartung an das Spiel: „Ich hoffe, dass beide Mannschaften noch mal alles raushauen.“ Ohne Träne im Knopfloch wird ihm das Zuschauen nicht gelingen: „Ich hätte mich gefreut, wenn es gereicht hätte, dass wir nicht absteigen.“

Ich hätte mich gefreut, wenn es gereicht hätte, dass wir nicht absteigen.
Sebastian Mai - MSV-Kapitän

Es wird das erste Mal sein, dass der 30-Jährige seine Kumpels wieder sieht, seit dem ersten Spiel nach der Winterpause. In der 60. Minute wechselte ihn der damalige Trainer Boris Schommers beim Stand von 0:4 ein. Kaum eine Minute später riss sich Mai bei einer Aktion an der Seitenlinie das Kreuzband. Danach folgten eine Operation und jetzt die Reha. In seiner Heimatstadt Dresden, dort, wo auch seine Familie lebt, macht sich Mai fit für kommende Aufgaben. Was die Fortschritte angeht, sagt er: „Man schaut, dass das Knie wieder hält.“ Da sei er im Soll, erklärt er mit Zuversicht.

Mit dem MSV hatte er seither eine eher lose Verbindung. „Ich bin voll eingespannt in der Reha, deshalb war es mir nicht möglich, nach Duisburg zu fahren. Aber wir hatten telefonisch regelmäßig Kontakt.“ Die Spiele habe er sich im Fernsehen angeschaut. Und wenn zeitgleich der Ball für die Dynamos rollte? „Es gibt natürlich auch Konferenz.“

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Da stellt sich schon die Frage: Was wäre, wenn? Was wäre, wenn Mai nicht vor dem Fernseher gesessen hätte, sondern für die Zebras über den Rasen gelaufen wäre? Immerhin, während der etwas besseren Tage für den MSV vor Weihnachten war Mai der entscheidende Mann: Vier Tore und zwei Vorlagen gelangen ihm. Elf von 16 Punkten bis zum 20. Spieltag sammelte der MSV mit Mai in der Spitze. Also, hätte es mit Sebastian Mai gereicht? „Das frage ich mich natürlich auch. Aber es wäre despektierlich den anderen Jungs gegenüber. Die geben ja auch ihr Bestes.“

Vergangenheit: Sebastian Mai wird sich für den MSV nicht mehr verbiegen.
Vergangenheit: Sebastian Mai wird sich für den MSV nicht mehr verbiegen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Was man sagen kann: Zumindest für die weitere berufliche Zukunft kann die gute Bilanz als Aushilfsstürmer ein Vorteil sein. „Das ist für mich keine schlechte Voraussetzung, wieder einen Job zu bekommen. Ich habe mehrfach bewiesen, dass ich vielseitig einsetzbar bin, das ist eine gute Sache.“ Er habe bei einem Verein, bei dem es nicht so gut läuft, gezeigt, dass er „ganz okay“ spielen könne.

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Noch hat der gestandene Drittliga-Kicker keine Angebote vorliegen. Wenn das Leben ein Wunschkonzert wäre, dann für Dynamo Dresden: „Das ist meine Heimatstadt. Für Dresden zu spielen, das wird immer so sein, dass ich das verfolge.“ Ob er nach der Genesung für den MSV eine Option sein könnte, scheint dagegen eher ungewiss. Mai hofft, dass er eine Liga höher spielen kann als die Meidericher. Wenn er seine Kumpels im Streifenhemd am Samstag wiedersieht, dann werden die letzten Worte vermutlich nicht „Auf Wiedersehen“, sondern „Macht’s gut“ lauten.