Duisburg. Der MSV steht vor dem Saisonfinale bei Dynamo Dresden am Samstag im Rudolf-Harbig-Stadion. Beide Teams haben ihre Ziele verfehlt

Der „Bald-nicht-mehr-Fußball-Drittligist“ MSV Duisburg will sich „vernünftig aus der Saison“ verabschieden. Das sagte Übergangstrainer Uwe Schubert am Donnerstag beim Pressegespräch vor dem letzten Spieltag. Das gilt nun auch für diesen Vorbericht auf das „Raus ohne Applaus“-Spiel. In diesem Sinne: Der Tabellenachtzehnte der dritten Fußball-Klasse trifft am Samstag um 13.30 Uhr im Rudolf-Harbig-Stadion auf Dynamo Dresden, das auf Tabellenplatz vier steht. Das Hinspiel gewann Dresden mit 4:2.

podcast-image

Was die Bedeutung des Spiels angeht: Es handelt sich um eine Art Zombie-Spiel. Die Gastgeber wollten aufsteigen, haben es aber nicht geschafft. Der MSV wollte in der Liga bleiben, doch auch das gelang nicht. Untote unter sich. 500 Fans aus Duisburg haben sich für den Kehraus eine Karte gekauft. Sie können vor Ort verfolgen, wie man in Sachsen um ein verpasstes Saisonziel trauert.

Mehr zum Thema

Immerhin, für die Hausherren hat die Partie den Wert eines Rettungsrings. Mit einem Sieg über den MSV sichern sich die Sachsen den vierten Tabellenplatz und wären in der ersten Runde des DFB-Pokals im Lostopf. Bei einer Niederlage oder einem Unentschieden wäre für die Mannschaft von Ex-Zebra Heiko Scholz nicht alles verloren. Es gibt noch das Landespokal-Finale gegen Aue am Samstag darauf im eigenen Stadion.

Wenn man ein Sportler und ein junger Mensch ist und das letzte Spiel in der 3. Liga spielt, dann ist meine Erwartungshaltung, dass man da noch mal Vollgas gibt.
Uwe Schubert - MSV-Trainer

Beim MSV fehlen aktuell: Marvin Knoll mit der fünften gelben Karte, Thomas Pledl mit einem Kreuzbandriss. Baran Mogultay, Marvin Bakalorz und Daniel Ginczek sind entweder krank oder verletzt. Uwe Schubert wollte da nicht ins Detail gehen, und auch sonst wollte das niemand. Außerdem sind Joshua Bitter, Rolf Feltscher und Benjamin Girth seit bereits zwei Wochen nicht mehr dabei. Damit die Namen noch mal vorkommen, weil man sie vermutlich so schnell an dieser Stelle nicht wieder liest: Chinedu Ekene, Pascal Köpke, Caspar Jander, Hamza Anhari und Sebastian Mai sind die Langzeitverletzten.

Heiko Scholz (links), einst Co-Trainer beim MSV Duisburg, steht derzeit mit Ulf Kirsten bei Dynamo Dresden in der Verantwortung.
Heiko Scholz (links), einst Co-Trainer beim MSV Duisburg, steht derzeit mit Ulf Kirsten bei Dynamo Dresden in der Verantwortung. © dpa | Robert Michael

Weil alle üblichen Verdächtigen ausfallen, bekommt einer der Kicker aus dem Kader ganz unverhofft die Ehre, das Team als Kapitän (eines gesunkenen Schiffs) anzuführen. Wer die Brücke auf der Titanic übernimmt, das wollte Schubert am Donnerstag nicht verraten. „Da ich das dem Spieler selbst noch nicht gesagt habe, werde ich das erst im Mannschaftskreis besprechen“, erklärt er. Launig fügt er hinzu: „Wir werden einen finden, der die Binde trägt.“ Na hoffentlich.

Zur Taktik oder sonstigen Bedeutsamkeiten sagte Schubert wenig. Sein persönliches Ziel ist es, mal wieder einen Auswärtspunkt zu holen. Nach sechs Auswärtsniederlagen in Folge könnte das mit Hilfe eines Zufallsgenerators gelingen. Wie das Zebra Frau Fortuna beim Zuzwinkern helfen kann, verrät Schubert immerhin: In den drei Spielen unter seiner Führung habe man eine Trefferbilanz von 8:8. Der Coach kam bei Dienstbeginn zu der Einsicht: „Wir müssen uns in der Verteidigung verbessern. Das ist uns nicht ganz gelungen.“ Aus dieser Einsicht heraus hatte der Mann in der Verantwortung bereits gegen Aue wieder auf eine Fünferkette umgestellt. Anders als in Lübeck gab es da nur zwei statt fünf Gegentore. Vielleicht geht es noch besser?

Zur Motivationslage der Spieler erklärt Schubert: „Wenn man ein Sportler und ein junger Mensch ist und das letzte Spiel in der dritten Liga spielt, dann ist meine Erwartungshaltung, dass man da noch mal Vollgas gibt.“ Zudem gibt es keine mentalen Blockaden mehr. Der Ofen ist aus. Der Druck ist weg.

MSV Duisburg: Schubert freut sich auf die NLZ-Arbeit

Und wenn dann alles vorbei ist? Schubert wird den Kickern alles Gute wünschen. „Dann habe ich erst einmal Sonntag und Montag Pfingsten und am Dienstag sitze ich an meinem Arbeitsplatz im NLZ.“ Denn im Hauptberuf ist Uwe Schubert Leiter des Nachwuchsleistungszentrums: „Da bin ich ausgelastet. Das macht mir Spaß.“ Fairerweise soll erwähnt werden, dass er hinzufügte: „Ich will nicht sagen, dass mir das keinen Spaß gemacht hat.“ Mit todernstem Gesicht hat er das gesagt.

Showdown für Bochum, absoluter Tiefpunkt beim MSV

weitere Videos

    Uwe Schubert wird am Samstag beim Spiel des MSV Duisburg in Dresden übrigens tatsächlich coachen. Das ist eine Nachricht, weil der DFB die Einsatzzeit eines Trainers ohne Fußballlehrer-Lizenz in der 3. Liga begrenzt. Mehr als 15 Tage dürfen es nicht sein. Schubert übernahm die Mannschaft am 29. April. MSV-Pressesprecher Martin Haltermann sagte zum Thema „Leihfristverlängerung“ am Donnerstag: „Da hat es Gespräche mit dem DFB gegeben. Wir sind mit dem DFB im Austausch. Klar ist, dass Schubert am Samstag auf der Bank sitzt.“ Ob eine Strafgebühr fällig wird oder nicht, dazu gab es keine Nachricht.