Duisburg. Nach dem 0:2 in Bielefeld stellt sich verstärkt die Frage, wie der von Sportchef Schmoldt angekündigte „Schatten-Kader“ aussehen soll.

Hundertprozentige Planungssicherheit? Die hat jetzt, da der Kalender Anfang April anzeigt, noch keiner der 20 Fußball-Drittligisten. Wer den Tabellenrechner anwirft, stellt fest, dass für alle Mannschaften entweder der Aufstieg oder der Abstieg noch rechnerisch möglich ist – teilweise sogar beides. Naturgemäß ist es aber für die Mannschaften, die einen gesunden Abstand zum Tabellenkeller besitzen, einfacher, die Kalkulation für die kommende Saison in Angriff zu nehmen. Vereine wie der MSV Duisburg haben es da deutlich schwieriger.

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Der Sportliche Leiter Chris Schmoldt ließ dieser Tage verlauten, man sei auf den nach derzeitigem Tabellenstand zu befürchtenden Abstieg vorbereitet und „plane für diesen Fall ein sogenanntes Schatten-Team“. Da stellen sich nun naturgemäß mehrere Fragen: Wie kann ein solches denn aussehen? Was würde der Etat erlauben? Mit welcher Zielsetzung kann und soll ein Kader für diesen Fall aufgebaut werden? Und nicht zuletzt: Wer bleibt?

Nachwuchstorwart Max Braune: Sein Vertrag läuft noch bis 2026. Auch für die Regionalliga.
Nachwuchstorwart Max Braune: Sein Vertrag läuft noch bis 2026. Auch für die Regionalliga. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Letztere Thematik wird dadurch eingeschränkt, dass aus dem aktuellen Aufgebot nur der kleinere Teil ein über den Sommer hinausgehendes Arbeitspapier besitzt. Bis 2026 sind die beiden Eigengewächse Maximilian Braune und Batuhan Yavuz gebunden, bis 2025 hatten Tobias Fleckstein, Santiago Castaneda, Hamza Anhari, Thomas Pledl, Robin Müller, Benjamin Girth und Alexander Esswein unterschrieben. Allerdings ist in sämtlichen Fällen nicht bekannt, ob die Verträge auch bei einem Abstieg in die Regionalliga Gültigkeit besitzen.

Der Aufsteiger der Saison: Ob Santiago Castaneda weiterhin die Trainingskleidung des MSV tragen wird?
Der Aufsteiger der Saison: Ob Santiago Castaneda weiterhin die Trainingskleidung des MSV tragen wird? © firo Sportphoto | Max Ellerbrake

Castaneda dürfte als Aufsteiger der Saison bei vielen dann höherklassigen Vereinen auf dem Zettel stehen, Pledl hat nach langem Verletzungsausfall seinen Wert bewiesen. Die 4. Liga dürfte für den 29-Jährigen eher kein Thema sein. Fleckstein und Müller wären zweifellos in der Regionalliga wertvoll, ebenso auf Sicht Anhari, wenn er wieder fit ist. Die Girth-Vertragsverlängerung bereuen inzwischen vermutlich alle Beteiligten, Esswein hat insgesamt zu selten gezeigt, warum seine Verpflichtung seinerzeit als Königstransfer galt.

Jubel im MSV-Trikot: Das wird es für Niklas Kölle wohl nicht mehr lange geben.
Jubel im MSV-Trikot: Das wird es für Niklas Kölle wohl nicht mehr lange geben. © firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Der Rest? Abgesehen von Caspar Jander, dessen Abgang sicher ist, Baran Mogultay, der bekanntlich eine höherklassige Herausforderung sucht, sowie Tim Köther, der zu Stammverein TSG 1899 Hoffenheim zurückkehrt, ist deren Zukunft offen. Niklas Kölle dürfte keine Probleme haben, einen neuen Arbeitgeber zu finden, Vincent Müller vermutlich auch nicht. An Viertklassigkeit dürften beide kein Interesse haben. Das wäre – vermittelt man ihnen eine Perspektive – eher bei Jonas Michelbrink, Alaa Bakir und Marvin Senger denkbar. Ob der aus verschiedenen Gründen bisher kaum in Erscheinung getretene Torwart Dennis Smarsch in Duisburg einen neuen Anlauf unternehmen will, ist naturgemäß offen.

Wer kennt ihn noch? Pascal Köpke hat lange nicht mehr für den MSV gespielt.
Wer kennt ihn noch? Pascal Köpke hat lange nicht mehr für den MSV gespielt. © FUNKE Foto Services | Stefan Arend

Bei Rolf Feltscher, Niclas Stierlin und Marvin Bakalorz ist eine Weiterbeschäftigung schwer vorstellbar. Das gilt nach seinen zwei roten Karten auch für Joshua Bitter. Der momentane Kapitän Marvin Knoll wäre ein potenzieller Führungsspieler für ein Ziel Wiederaufstieg, der eigentliche Amtsinhaber Sebastian Mai dürfte sich eher in Richtung seiner sächsischen Heimat orientieren. Kolja Pusch und ein in Tritt gekommener Erik Zenga wären sicher noch gut zu gebrauchen. Ahmet Engin ist nach seiner Rückkehr zuletzt besser in Tritt gekommen; ob er sich jetzt gleich wieder verabschieden will, muss sich zeigen. Chinedu Ekene und Pascal Köpke sind langzeitverletzt und wohl zwei zu unsichere Blätter. Daniel Ginczek lässt sich in der Regionalliga vermutlich nicht mehr bezahlen und war bislang auch noch nicht der große Wurf.

Ein Talent aus der U19: Vahidin Turudija (links).
Ein Talent aus der U19: Vahidin Turudija (links). © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Von den derzeitigen A-Jugendlichen steht neben dem ja länger gebundenen Yavuz naturgemäß der schon mehrfach in der 3. Liga zum Einsatz gekommene Kaan Inanoglu im Fokus. Auch der Vertrag des türkischen Nachwuchsnationalspielers läuft aus, wobei dem Verein daran gelegen sein dürfte, ihn zu halten. Ansonsten durfte zuletzt schon sein Teamkollege Jan-Simon Symalla bei den Profis mal die Bank testen. Ein weiterer heißer Kandidat für den Profikader muss angesichts seiner Vita Innenverteidiger Vahidin Turudija sein. Der 18-jährige Innenverteidiger wurde erst im Januar vom SV Darmstadt 98 geholt, erhielt zuvor seine Ausbildung bei Borussia Dortmund. Als Kapitän automatisch im Blickpunkt steht Julius Bugenhagen (19, defensives Mittelfeld), der vor seinem Wechsel 2023 seine komplette Jugendzeit bei Bayer Leverkusen verbracht hat. Ein Name, bei dem Nostalgiker mit der Zunge schnalzen: Fabrice Kempe. Der offensive Mittelfeldspieler ist der Sohn von Thomas Kempe, der einst beim MSV seine große Bundesligakarriere begann.

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Alles darüber hinaus ist Gegenstand von Spekulation. Angesichts der obigen Überlegungen bräuchte es vermutlich eine zweistellige Zahl an Neuverpflichtungen, um einen schlagkräftigen Kader beisammen zu haben. Fehlgriffe darf sich die sportliche Leitung dabei nicht leisten. Nach den eher überschaubaren Erfolgen mit Routiniers wie Marvin Bakalorz oder Alexander Esswein ließen sich erneute Verpflichtungen dieses Kalibers wohl nur schwer vermitteln. Andererseits stellt sich die Frage, wie weit das vorhandene Netzwerk nach unten reicht – sprich: Kennt sich jemand beim MSV in der Regionalliga aus und ist in der Lage, dort fähige Spieler zu entdecken, die als Verstärkung taugen? Da würde sich der Blick wohl vor allem auf jene Akteure richten, deren Leistung sich in Zahlen messen lässt und die dem MSV aktuell am meisten abgehen: torgefährliche Stürmer.

Einer, der da ins Suchprofil passen könnte: Phil Harres. Der gerade 22-Jährige, geboren in Datteln und unter anderem bei Borussia Dortmund und dem VfL Bochum ausgebildet, hat in der bisherigen Saison der Regionalliga Südwest 14 Tore für den FC Homburg erzielt, mit dem er aber vermutlich den Aufstieg in die 3. Liga nicht schaffen wird. Acht Drittligatreffer in 28 Spielen für Viktoria Berlin stehen auch schon in seiner Vita. Klingt nach einem, mit dem man zumindest mal sprechen sollte.

Vor der eigenen Haustür, in der Regionalliga West, führt Anton Heinz von Alemannia Aachen mit 15 Treffern die Torjägerliste an. Er ist allerdings mit den Kaiserstädtern auf Aufstiegskurs. Zweiter in dieser Statistik ist mit 13 Erfolgserlebnissen übrigens ein gewisser Moritz Stoppelkamp. Aber das ist ein anderes Thema…