Almancil. Präsident Ingo Wald, Aufsichtsratschef Marcus Wittig und Geschäftsführer Michael Klatt sprechen im Trainingslager des MSV Duisburg über die Perspektiven des Klubs.
Michael Klatt ist beim MSV Duisburg neu an Bord, am 1. Januar trat der 51-Jährige beim Fußball-Drittligisten das Amt des Geschäftsführers an. „Bei einigen Spielern muss ich noch auf die Rückennummern schauen, um sie zuzuordnen“, schmunzelt der Funktionär im Teamquartier an der Algarve. Was Klatt unabhängig von den Spielernamen in Portugal erkannt hat: „Die Arbeit ist sehr fokussiert. Mich beeindrucken die Geschlossenheit und die positive Stimmung. Das spricht für das gesamte Umfeld im Verein.“
Nicht nur die Mannschaft hat nach dem Umbruch im Sommer ein neues Gesicht, auch die Riege der Herren, die keine Rückennummern tragen, hat sich verändert. Nicht nur Klatt ist zum ersten Mal in Almancil dabei, auch DVV- und Stadtwerke-Chef Marcus Wittig, der im September den Chefposten im Aufsichtsrat der KGaA übernahm, feiert beim MSV sein Trainingslager-Debüt.
Drittliga-Lizenz wäre für den MSV machbar
Als Wittig sein Amt antrat, hatte er angekündigt, die Projekte des MSV anzugehen, um für verschiedene Szenarien Lösungsmöglichkeiten in der Schublade zu haben. Wittigs Wahl zum Aufsichtsratschef hatte eine Signalwirkung: Durch seine Person ist der Einfluss der Stadt auf den MSV gewachsen. Marcus Wittig gewährt einen Einblick in seinen derzeit rund 2000 Kilometer entfernten Schreibtisch. „Die Schublade ist sehr voll. Wir haben sehr viel Vorarbeit geleistet“, sagt der Aufsichtsratschef.
Ein Papier darf aus Sicht der Verantwortlichen gerne in der Schublade verstauben – darauf haben aber nur die Herren mit Rückennummern Einfluss: das Zahlenpaket für die Drittliga-Lizenz. Wittig sagt dazu: „Wir haben ein gutes Konzept aufgestellt. Wir müssen ehrlich sein, dass große Sprünge nicht möglich wären, aber es wäre ein gutes Fundament, auf dem wir aufbauen könnten.“ Ob sich der Etat für eine weitere Drittliga-Saison reduzieren würde, sei laut Wittig noch nicht absehbar, aber Präsident Ingo Wald bekräftigt: „Wir könnten einen Etat aufstellen, mit dem es möglich wäre, aufzusteigen.“
"Der MSV Duisburg ist nicht das hässliche Entlein“
Einen Wettbewerbsnachteil sähe Michael Klatt, der beim 1. FC Kaiserslautern eine ähnliche Situation erlebte, bei einem Nichtaufstieg für den MSV nicht: „Es wäre ein Kraftakt. Aber der MSV steht nicht alleine da. Aufgrund der sehr speziellen, unglücklichen Ertragssituation müssen da alle größeren Traditionsvereine in der 3. Liga hart kämpfen. Der MSV ist da nicht das hässliche Entlein.“
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Natürlich will Marcus Wittig im Frühjahr viel lieber das Zahlenwerk für die 2. Bundesliga aus seiner Schublade ziehen. In der neuen Konstellation will die MSV-Führung die Gesundung des Vereins voranbringen. „Das ist nachhaltig nur in der 2. Bundesliga möglich“, bekräftigt Ingo Wald, der nachschiebt: „Wir haben mehr Visionen, als die Realität uns zerstören kann.“ Ein wichtiger Baustein ist in den Augen der Verantwortlichen dabei das Nachwuchsleistungszentrum, das zu dieser Saison den dritten Stern und damit die höchste Auszeichnung des DFB erhalten hat.
Grlic-Unterschrift im Januar angestrebt
Profi-Spieler wie Lukas Daschner und Vincent Gembalies zeigen, was mit guter Nachwuchsarbeit möglich ist. Wald verweist auf den aktuell starken U-15-Kader. Der 61-Jährige weiß, dass im in Nordrhein-Westfalen hart umkämpften Spielermarkt im Nachwuchsbereich finanzielle Verlockungen keine Trumpfkarte des MSV Duisburg sein können: „Wir müssen ein attraktives Gesamtpaket bieten. Dazu gehört auch die Möglichkeit, dass sich Spieler in Duisburg besser entwickeln als woanders und schneller an die Profis heranrücken können.“ Marcus Wittig sagt: „Auch die Schulausbildung, das soziale Umfeld und eine berufliche Perspektive nach der Schule müssen in den Fokus rücken.“ Als langfristige Vision steht auch ein Fußball-Internat auf der Agenda.
Erholung nach einer harten Laufeinheit
LAUFEN: Wie schon am Tag nach dem ersten Testspiel in Portimao ging es auch gestern im Nachklang des Spiels gegen Vitesse Arnheim auf dem Trainingsplatz hart zur Sache. Coach Torsten Lieberknecht hatte erneut eine intensive Laufeinheit, bei der die Spieler an ihre Grenzen gehen mussten, angesetzt. Dafür gab Lieberknecht seinen Jungs für den Nachmittag frei. Der Trainer nutzte die freie Zeit für ein Tennismatch gegen Sportdirektor Ivica Grlic.
VERSAMMLUNG: Es gibt noch keinen Termin für die nächste Mitgliederversammlung des MSV Duisburg. Das hat auch logistische Gründe, da das – gerade eingezäunte – Theater am Marientor möglicherweise nicht zur Verfügung stehen wird. Der MSV muss sich demnach über einen alternativen Ort Gedanken machen. Laut Präsident Ingo Wald soll die Jahreshauptversammlung Ende Februar/Anfang März über die Bühne gehen. (D. R.)
Zurück zum kurzfristigen Geschäft. Vor Weihnachten hatten Ingo Wald und Sportdirektor Ivica Grlic erklärt, dass sie die Zusammenarbeit fortsetzen wollen. Im Sommer läuft der Vertrag des Managers aus. Die finalen Gespräche stehen laut Wald noch an. „Mein Ziel ist es, dass wir die Sache noch im Januar über die Bühne bringen“, so Wald.
Dann wäre in der Schublade wieder etwas mehr Platz.