Duisburg. Der Abwehrspieler aus dem eigenen Nachwuchs der Duisburger überzeugt in der Abwehr des Drittligisten. Das Pech eines Kollegen war sein Glück.
Ingo Wald gilt keineswegs als überschäumend. Der Präsident des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg jubelt lieber innerlich. Eine Gefühlswallung des MSV-Chefs nach einem vollen Erfolg lautet üblicherweise: „Der Sieg war sehr wichtig.“ Die Charakterart lohnt es zu kennen, wenn Wald die Leistung von Innenverteidiger Vincent Gembalies beim Spiel der Zebras in Halle so kommentiert: „Das war großes Kino.“ Dabei hatte der MSV nicht einmal gewonnen, sondern war mit einer unglücklichen 0:1-Niederlage aus Sachsen-Anhalt zurückgekehrt.
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Nun mutet die Geschichte des 19-jährigen Abwehrschranks durchaus filmreif an: Der jüngste Spieler im Kader ersetzt den ältesten. Ist ein Kino-Klassiker! Routinier Marvin Compper (34) zog sich Mitte Oktober einen Muskelfaserriss in der Wade zu. Weil nun kein anderer Innenverteidiger auf der Gehaltsliste stand, rückte Gembalies ins Zentrum der Abwehr. Gembalies kam, sah und spielte, und das auch noch richtig gut.
Insgeheim auf Einsätze gehoff
Der Abwehrspezialist beschreibt das so: „Wenn man aus der U 19 kommt, kann man natürlich keine Ansprüche stellen, direkt zu spielen. Insgeheim habe ich natürlich schon auf Einsätze gehofft. Umso mehr freue ich mich, dass ich in den letzten Spielen für den MSV auflaufen konnte.“ Auf insgesamt sechs Einsätze kommt Gembalies. In Halle erfüllte Vincent Gembalies trotz einer leichten Magen-Darm-Grippe die Rolle als Chefverteidiger tadellos oder eben mit echter Leinwand-Präsenz, wie sein oberster Dienstherr befand. Denn neben ihm spielte der „ungelernte“ Arne Sicker für den erkrankten Lukas Boeder. Ein Teenager war mit einem Mal Turm in der Schlacht.
Filmreif ist nun auch, dass der jüngste Mann am längsten für den MSV spielt. Seit 2008 trägt er das Trikot mit den weiß-blauen Streifen. Von der U 9 an kickte sich der gebürtige Oberhausener durch alle Jugendmannschaften hindurch in die Arena. Da darf man sagen: „Duisburger Jung“ per Gewohnheitsrecht. Außerdem wohnt er inzwischen in seiner Stadt. „Es war natürlich mein Traum, mal im großen Stadion zu spielen, und es macht mich und meine Familie sehr stolz, dort auflaufen zu dürfen“, sagt er.
Comppers Pech war sein Glück
Das Verletzungspech von Marvin Compper war Gembalies‘ Glück. Dass er inzwischen als feste Größe gilt, hat dagegen nur mit Können zu tun. Gembalies bringt die notwendige körperliche Robustheit mit, ist schnell, verfügt über ein sicheres Passspiel und einen guten Defensivkopfball. Was auffällt: Von Woche zu Woche traut er sich ein bisschen mehr zu. Gegen Viktoria Köln kam er vor dem Tor des Gegners zum Abschluss. In Halle suchte er in der Spieleröffnung ab und an die Eins-gegen-Eins-Situationen.
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Ganz unerfahren ist er ja überdies nicht: Den meisten seiner Mannschaftskollegen hat er voraus, schon mal 2. Liga gespielt zu haben. Beim 1:1 in Regensburg in der zweiten Halbzeit (sehr stabil), beim 3:4 gegen Heidenheim (Schlussviertelstunde) und beim 0:3 zum Saisonfinale in Hamburg (Lehrgeld bezahlend). Trotzdem brauchte es Geduld für den Platz in der Startformation. Was dann eben nicht nur den Präsidenten freut, sondern auch den Chef des Nachwuchsleistungszentrums, Uwe Schubert: Gemeinsam mit Lukas Daschner und Ahmet Engin hat nun ein dritter Spieler aus dem eigenen Nachwuchs regelmäßig Beschäftigung in der 3. Liga gefunden.
Ob das so bleibt, zum Beispiel beim Heimspiel am Sonntag um 14 Uhr gegen die Zweite der Bayern? Man wird sehen. Am Donnerstag kehrte Marvin Compper ins Mannschaftstraining zurück. Der Konkurrenzkampf Altmeister gegen Junggeselle hat begonnen. Irgendwie auch ein filmreifer Stoff.