Almancil. Der MSV Duisburg ist in sein Winter-Wohnzimmer an der Algarve zurückgekehrt. Ein Langzeitverletzter macht Fortschritte, ein Youngster debütiert.
Vincent Vermeij nutzte die erste Mittagspause im Trainingslager des MSV Duisburg für einen Mittagsschlaf. „Die erste Einheit war schon heftig“, sagte der Stürmer des Fußball-Drittligisten. Trainer Torsten Lieberknecht lässt an der Algarve von der ersten Minute keinen Zweifel aufkommen: Die Zebras werden bis zum 14. Januar in Almancil hart arbeiten.
Zwei Stunden dauerte am Dienstag die erste Einheit auf dem Trainingsplatz, der nur wenige Fußminuten vom Ria-Park-Hotel entfernt liegt. Lieberknecht ließ seine Jungs erst bei einem Kraftparcours schwitzen, danach folgte eine Passübung. Am Nachmittag standen Spielformen auf dem Programm.
Die Zebras bezogen am frühen Montagabend ihr mittlerweile vertrautes Winter-Wohnzimmer. Schon zum vierten Mal in Folge bereiten sich die Meidericher in Almancil auf die Restrückrunde vor. Zweimal erwies sich die portugiesische Küstenregion als ein gutes Pflaster für den MSV: Ein Aufstieg und ein Klassenerhalt standen jeweils einmal am Saisonende zu Buche. Nur im letzten Jahr konnte selbst die portugiesische Sonne die Zebras nicht vor dem Abstieg in die 3. Liga retten.
Vor Jahresfrist war Trainer Torsten Lieberknecht in Almancil als Krisenmanager gefragt. Kapitänswechsel, eine veränderte Mannschaftshierarchie, Teambuilding. Der MSV schmierte trotzdem ab. Zwölf Monate später trüben keine imaginären Wolken die Arbeit an der sonnigen Algarve. „Wir wollen Bewährtes festigen und perfektionieren“, sagt Lieberknecht. Worte, die einem Trainer eines Spitzenreiters leicht über die Lippen gehen.
MSV Duisburg: Krempicki hat Zweikampfverbot
Mit Freude nahm Lieberknecht zur Kenntnis, dass Mittelfeldspieler Connor Krempicki die Vormittagseinheit über die volle Distanz ohne Probleme bestreiten konnte. Vor Weihnachten hatte der Trainer noch Wasser in den Wein geschüttet: Der Mittelfeldspieler, der sich im August in Mannheim einen Mittelfußbruch zugezogen hatte, habe einen Rückschlag erlitten und könne in Portugal nur individuell arbeiten. Am Dienstagvormittag war der ehemalige Uerdinger bei der Arbeit aber alles andere als einsam, er trainierte im Mannschaftskreis.
Trotzdem ist weiter Vorsicht angesagt. „Wir haben mit der medizinischen Abteilung abgesprochen, dass er nur Trainingsformen ohne Zweikämpfe mitmacht“, so Lieberknecht, der demnach auch noch nicht abschätzen mag, wann Krempicki zu 100 Prozent wieder einsteigen kann.
Derartige Sorgen hat Matthias Rahn nicht. Der Neuzugang aus Lotte ist topfit und sucht in den nächsten Tagen den Anschluss ans Team. „Ich bin froh, dass der Transfer so schnell möglich war“, sagt Lieberknecht, der noch einmal auf die Hierarchie in der Innenverteidigung verwies. Marvin Compper, Lukas Boeder und Vincent Gembalies haben sich in der Hinrunde ihre Meriten erarbeitet, Rahn hat aber alle Möglichkeiten, sich zu empfehlen. „Er nimmt diese Rolle mit Haut und Haaren an“, unterstreicht der Coach.
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Ob Rahn der einzige Winterzugang bleibt, ist noch offen. Sportdirektor Ivica Grlic sagte zu diesem Thema den Satz, der in MSV-Trainingslagern zum Standardprogramm gehört: „Wir halten Augen und Ohren offen, ob sich noch etwas ergeben könnte.“ Dass nach Florian Brügmann noch ein weiterer Spieler den Klub verlässt, bezeichnete Grlic derweil als „höchst unwahrscheinlich“.
Hettwer mit Potenzial
Mit Julian Hettwer ist erstmals ein B-Jugendlicher im Trainingslager dabei. Dass der Junge erst 16 Jahre alt ist, spielt für Torsten Lieberknecht nur eine untergeordnete Rolle. Der Coach erzählte von seinem jüngsten Ausflug in die Premier League: „Ich war letzte Woche bei Liverpool gegen Sheffield. Da hat auch ein 16-Jähriger mitgespielt.“
Julian Hettwer wird vermutlich nicht so durchstarten wie Harvey Elliott bei den Reds an der Anfield Road, Lieberknecht sieht bei dem Stürmer, der 2018 vom FC Schalke 04 zum MSV kam, aber dennoch Potenzial. Lieberknecht: „Ich habe ihn ein paar Mal in der B-Jugend beobachtet. Da hat Julian einen sehr guten Eindruck hinterlassen.“